Bewerten Frauen Leistungen strenger?

Frauen müssen in dieser patriarchalen Gesellschaft nach wie vor mehr als Männer leisten, um das gleiche wie Männer zu erreichen. Das ist uns Frauen allen ziemlich bewusst bzw. auch unterbewusst fest in uns verankert, weshalb viele von uns vor allem einen sehr hohen Leistungsanspruch an uns selbst haben.

Manche übertragen diesen Anspruch an sich selbst dann auch auf andere und haben ihn somit auch an diese Personen. Andere wiederum haben zwar an sich selbst sehr hohe Ansprüche und sind zu sich selbst extrem hart, dafür aber umso nachsichtiger anderen gegenüber. Das ist wahrscheinlich vor allem eine Typfrage.

Ich selber hatte in meiner Ausbildung auch das Gefühl. Die Beurteilungen, die ich von Frauen bekommen habe, egal ob von denen geschrieben oder Infos zu mir von denen an den Chef zugeliefert, der mich selbst aber kaum gesehen hatte, waren durchschnittlich schlechter, als die wo Männer bewertet haben.

Einmal hatte sogar ein männlicher Azubi eine bessere Bewertung für eine Aufgabe, er hat 3h gebraucht ich 10 oder 15 Minuten länger, Zeit hätten wir 4h gehabt. Bei mir war fast alles richtig, außer ein Sonderfall den man uns nicht erklärt hatte woran man ihn erkennt, bei ihm die Hälfte falsch. Es war im echten System, also eigentlich wichtig möglichst gut zu arbeiten. Aussage der beurteilenden Frau dazu: Wenn du es hier schaffen willst, musst du nicht nur besser, sondern auch schneller sein, sie selbst hätte damals keinen Fehler gehabt. Und solange man keine großen Fehler einbaut, würde sich niemand erinnern wie gut das Ergebnis war, in Erinnung bleibe, dass er schneller war. Bei allen andern Aufgaben davor und danach war ich besser und schneller, wie gesagt, trotzdem war meine Bewertung schlechter. Diskussionen im Beurteilungsgespräch brachten nur einen Nebensatz, dass ich schwierig sei und viel diskutiere über Aufgabenstellungen, die Personalabteilung hat sich nicht dafür interessiert, wenn es menschlich nicht passe soll ich eben später eine andere Abteilung wählen für die Übernahme. Wobei sie letztlich recht hatte, auch nach der Übernahme hatte man als Frau im "Männerjob" einfach immer mehr leisten müssen, für die gleiche Anerkennung, auch wenn die schlechtere Beurteilung unfair war. Aber das Leben ist nicht fair.

Aber nicht alle Frauen waren so und auch ein paar Männer. Der eine war dafür bekannt, dass blonde Frauen immer besser benotet wurden, als andere Personen.

Mittlerweile bin ich dafür zuständig, die Azubis und Dualis in meiner Abteilung zu bewerten, selbst bei Problemfällen schaut mein Chef nur kurz drüber und lässt mich machen. Dabei habe ich mir Kriterien selbst überlegt, erweiternd zum Beurteilungsbogen, nach denen ich bewerte, da recht spezieller Bereich und viele kommen ohne hilfreiches Vorwissen, damit es fair ist. Die Kriterien unterscheiden nur nach Art der Ausbildung, von einem dualen Studenten erwarte ich mehr als von einem Auszubildenden, das Geschlecht hat keinerlei Einfluss. Zu meiner eigenen Meinung, frage ich auch immer die Kollegen bei denen die Person länger war, die Zulieferung kommt daher zwangsweise fast ausschließlich von Männern.

Wenn ich das Gefühl habe, dass Sympatien oder auch Antipathien meine Beurteilung beeinflussen, bitte ich andere Kollegen um mehr Input, gerade die die andere Personen charakterlich mögen als ich, um zu schauen, ob ich da wirklich beeinflusst war oder sie die Person ähnlich sahen.

Allgemein habe ich aber das Gefühl, dass Frauen mehr auf Details achten und sich Dinge, egal ob positiv oder negativ eher merken.

Zudem weiß ich, dass ich mich nicht als Maßstab ansetzen kann. Ich bin in vielen Punkten überdurchschnittlich, daher bin ich auch schneller aufgestiegen als andere, habe viel früher mehr Verantwortung getragen, lerne schneller usw., aber das ist nicht die Regel. Ich vergleiche also immer mit einer durchschnittlichen Person, damit es fair ist. Gerade wenn man einige gesehen hat, weiß man was normaler Einsatz und Können ist und wo es positive oder negative Abweichungen gibt.

Mich selbst bewerte ich deutlich härter, als jeden anderen. Ich kann mir gut vorstellen, dass es mehr Frauen so geht, sie das aber nicht so differenzieren können.

Frauen vergleichen sich öfter und mehr ja. Männern ist das in den meisten Lebensbereichen eher egal. Mit wenigen Ausnahmen. Vermute aber mal die Ausnahmen wären den Frauen dann wieder egal ^^

Habe das auch schon oft andersrum erlebt. Da gibt es bestimmt bei beiden Geschlechtern solche und solche.