Was, wenn beim Duell der „Beleidiger“ überlebte?
In Europa waren ja bis ins 20. Jahrhundert hinein sogenannte Duelle verbreitet. Das waren Ehrenmorde, die deswegen stattfanden, weil ein Mann sich durch einen anderen Mann in seiner Mannesehre als beleidigt definierte, bzw. gesellschaftliche Regeln ihn so definierten.
So war es zum Beispiel üblich, dass ein Mann es als Beleidigung durch einen anderen Mann interpretierte, wenn seine Frau mit diesem anderen Mann Sex hatte. Der „Beleidigte“ forderte dann den „Beleidiger“ zum Duell heraus, und beide schossen aufeinander.
Ein berühmtes literarisches Zeugnis davon ist Theodor Fontanes Roman Effi Briest. Effi Briest geht mit Major Crampas fremd, ihr Mann Geert von Instetten fordert den Major zum Duell heraus, der Major stirbt dabei.
Was wäre nach den damaligen Regeln passiert, wenn Innstetten gestorben wäre und Crampas überlebt hätte?
Da Ehebruch ja als schändlich galt, wäre das für Crampas ein Leben in Verachtung und ausgeschlossen aus den üblichen gesellschaftlichen Kreisen gewesen? Wäre er für Innstettens hinterbliebene unterhaltspflichtig geworden? Hätte er auch in Festungshaft gemusst? (Das war damals die übliche Strafe: eine Haft unter weniger schweren Bedingungen als eine normale Haft, die auch nicht als entehrend galt, da Duelle zwar offiziell verboten, aber weit verbreitet waren). Aber Crampas hatte das Duell ja gar nicht angezettelt, also war sein Verhalten auch nicht strafbar.
Kennt jemand irgendwelche Berichte/literarische Zeugnisse aus der Zeit, in denen „Beleidiger“ ein Duell überlebt haben?