Gibt es eine Sprache, die noch schwieriger als Mandarin ist?

9 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Mit deiner Frage postulierst du, dass Chinesisch unglaublich schwierig, wenn nicht die schwierigste Sprache überhaupt, ist. Wie kommst du auf diese Idee?

Für jeden ist etwas anderes schwer. Der eine tut sich mit stark grammatischen Sprachen schwer, ein anderer kriegt die Kurve bei Tonsprachen nicht. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch, ob einem eine Sprache gefällt. Ich würde in Brasilien sicher schneller Portugiesisch lernen als in Portugal, weil die Sprache für mich besser klingt. So gern wie ich in Thailand bin, die Sprache ist für mich ein Graus und ich habe nur ein paar Ausdrücke der Höflichkeit und die Zahlen gelernt, genauso in Indonesien. Das meiste habe ich wieder vergessen. In der Türkei dagegen war ich zum letzten Mal vor knapp 50 Jahren, aber viele Ausdrücke habe ich trotzdem heute noch im Kopf. Türkisch hat für mich einen schönen Klang, vor allem, wenn Frauen sprechen. Auf Englisch wiederum höre ich wesentlich lieber Männer, vor allem in den USA.

Chinesisch ist in punkto Grammatik nicht sonderlich schwierig. Problematisch ist für manchen aber die Nähe verschiedener Laute. Nicht jedem gelingt es, retroflexe Laute zu sprechen, die verschiedenen Töne sind eine weitere Hürde. Wenn man dann auch noch die Schriftzeichen lernen will, braucht es natürlich Zeit und Übung. Aber wie gesagt, die Grammatik ist kein so großes Ding, und zum Sprechen kommt man schnell.

Was ich mir extrem schwer vorstelle, ist das Erlernen einer Klicksprache. Vielleicht ist die Grammatik nicht kompliziert, vielleicht ist auch der Wortschatz an sich eingängig. Aber dass ich es hinkriegen würde, beim Sprechen auch noch zu klicken und zu schnalzen, das kann ich mir einfach nicht vorstellen. Doch ohne diese Laute würde man mich ja nicht verstehen. In solche Sprachen muss man m.E. von der Wiege an hineinwachsen. Und dafür ist es für mich zu spät!

Ichbinfromghana 
Fragesteller
 17.04.2023, 23:11

Wie kommst du auf diese Idee?

Das hab ich von Google gelesen.

0
spanferkel14  21.05.2023, 11:01
@Ichbinfromghana

Wie kommst du auf diese Idee?

Das hab ich von Google gelesen.

Ach je, im Internet steht sooo viel Mist. Bei dieser Info-Flut von Hans und Franz sollte man vorsichtig sein und nicht jede Meinung ungeprüft nachplappern.

1
spanferkel14  18.04.2023, 02:25

🌿🌷Vielen Dank für deinen Stern! 🌺🍃

0
martrud  21.05.2023, 09:43

"Ich würde in Brasilien sicher schneller Portugiesisch lernen als in Portugal, weil die Sprache für mich besser klingt."

Für mich sieht dies ziemlich genau umgekehrt aus. Brasilianisch klingt für mich irgendwie unappetitlich, weil es sich oft so anhört, als würden viele Wörter zuerst wiedergekäut und erst dann ausgesprochen ...

1
spanferkel14  21.05.2023, 10:51
@martrud

Also zu gedehnt und zu nasal? Ja, stimmt, besonders bei manchen durchdringenden Frauenstimmen kann genau das zur Qual für die Ohren werden, was bei anderen sehr verführerisch klingt. Mir gefällt aber insgesamt das brasil. Portugiesisch trotzdem besser als das in Portugal.

0

Mandarin ist eine Tonsprache wie viele andere auch.
Abgesehen davon (und abgesehen von der Schrift) hat Mandarin eine einfache Grammatik (keine Verbflexion, kein Kasussystem), was es von Sprachen wie Tibetisch unterscheidet. Tibetisch hat ein Kasussystem (wie auch viele andere Sprachen der tibeto-burmesischen Gruppe).

Mandarin ist ähnlich wie Englisch eine ziemlich "isolierende" Sprache.
Die Wortstellung ist wichtig, aber die Flexion spielt eine geringe Rolle.

Polysynthetische Sprachen sind nochmals deutlich komplexer (als Tibetisch) in der Bildung von Wörtern, etwa die Sprachen der Inuit (wie Inuktitut). Oder Tschuktschisch. Auch Arabisch hat einen hohen "Synthesegrad", wie Linguisten das Maß der Synthese bezeichnen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Polysynthetischer_Sprachbau

Jedoch gibt es kein echtes "Komplexitätsmaß", welches alle Aspekte einer Sprache umfassen würde.

Chinesisch ist insgesamt nicht schwieriger als viele andere Sprachen. Etwas komplizierter sind der "Singsang" (5 Töne) und die Schrift (ca. 45000 Zeichen - von denen allerdings ca. 3500 genügen sollen, um Zeitungen und Belletristik lesen zu können).

Wenn mehr als ein Fünftel der Menschheit diese Sprache einigermaßen beherrscht, kann sie allein schon deswegen soooo schwierig nicht sein :-)

Klar gibt es die, erstens ist das subjektiv und zweitens ist auch aus linguistischer sicht nicht mandarin „die schwerste sprache“. Da musst du etwas falsch verstanden haben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Phonologie, Zweitspracherwerb

Es existieren verschiedene - löchrige - Sprachschwierigkeitsdefinitionen. Meine eigene besteht aus folgenden Punkten:

  • Fremdheit ("strangeness") - Hochchinesisch ist eine Tonsprache und besitzt zahlreiche fremde Phoneme (ch, c, zh, j, sh, z, x). Umgekehrt: L/R.
  • Phonemsystem. Hawaiiaisch ist wohl ein Extrembeispiel. Um die 200 Silben und 2 Töne (lang-kurz) besitzt es. Dazu nur wenig Phoneme, ähnlich Finnisch. Das schwerste Gegenbeispiel ist !Xoo mit etwa 140 Phonemen, viele Klicks.
  • Silbenzahl. Mandarin besitzt nur 400-500 Silben (ohne Töne).
  • Vokabular - Englisch oder Deutsch sind hier Spitzenreiter.
  • Charakter - isolierend, agglutinativ, flektierend oder polysynthetisch
  • Verfügbarkeit von Lernmaterialen und Präsenz - Färöisch oder Guarani spricht einfach niemand als Fremdsprache, weil keine Notwendigkeit besteht.

Insgesamt wäre Englisch durch sein Vokalsystem, die fehlende Lauttreue und seine Lehnwörter eine der schwersten Sprachen der Welt.

Innerhalb der Sinotibetischen Familie gibt es einige agglutinative Sprache. Die schwersten chinesischen Dialekte sind Hokkien, Wenzhou oder Kantonesisch, wenn ich richtig informiert bin. Aber generell ist Mandarin noch relativ einfach - übrigens hatte Altchinesisch noch kein Tonsystem. Hochtibetisch ist sogar eine leicht flektierende Sprache.