Hallo akirschenhoffer,
nein, das ist esoterischer Unsinn.
Gerade die beiden Behauptungen, die Du in Deinen beiden Bildern wiedergibst, sind wissenschaftlich längst widerlegt.
Schauen wir das einmal genauer an:
1. Behauptung: Der Mond ist für Ebbe und Flut verantwortlich und bewegt so Wassermassen von unverstellbarer Menge. Der Mensch besteht zu großem Teil aus Wasser: Und da soll der Mond keinen Einfluß haben??“
Diese Behauptung taucht erstmals in einem einem Buch des Astrologen Arnold Lieber aus dem Jahr 1978 auf. Allerdings zeigt Herr Lieber hiermit lediglich, dass er die Physik hinter den Gezeiten nicht verstanden hat... 😉
Was ist Gezeitenkraft eigentlich? Sie entsteht durch den _Unterschied_ der Anziehungskraft (Schwerkraft) an 2 entgegengesetzten Enden eines Körpers. Mit diesem Kräfteunterschied zieht der Mond quasi unseren Körper auseinander, wenn er über uns steht.
Zwischen mondnächstem und mondfernsten Punkt liegt immerhin der doppelte Erdradius, also über 12 000 km. Über eine so große Entfernung variiert die Graviationswirkung des Mondes immerhin um knapp 7%. Zudem folgen der resultierenden Gezeitenkraft große Wassermassen.
Bereits hiermit sollte verständlich sein, warum wir in Seen und Flüssen - oder gar unserer Badewanne keine Effekte mehr beobachten können.
Wie groß ist nun die Gezeitenkraft auf einen Menschen wirklich?
Wenn wir von einem 2 Meter großen, etwa 70 kg schweren Menschen ausgehen, dann berechnet sich die Gezeitenkraft des Mondes auf diesen Menschen also aus dem Unterschied der Anziehungskraft durch den Mond am Kopf des Menschen und an dessen Füßen. Also 2 Meter vom Mond weiter weg. Rechnet man das durch, dann kommt heraus, dass unser 2 Meter-Mensch durch die Gezeitenkraft des Mondesungefähr so gezerrt wird, wie auf einer Streckbank, an die wir als Gewicht eine einzige Körperzelle hängen. Das ist in aller Regel zu ertragen. Wenn wir eine Hautschuppe verlieren, ist die Schwerkraftänderung größer.
Nun behauptet aber niemand, schlimme Stimmungsschwankungen zu haben, wenn er mal ein Schüppchen verliert. Genau das sollte aber der Fall sein, wenn wir unterstellen wollen, dass die Gezeitenkraft des Mondes auch in der Lage sein soll, unsere Stimmung zu verändern.
Außerdem sollte man sich etwas klar machen, was Astrologen in diesem Zusammenhang gerne unterschlagen: Die Schwerkraft (und die Gezeitenkraft entsprechend) wirken nicht nur vom Mond auf Wasser, sondern ganz allgemein zwischen allen Massen.
Wenn Du neben den Eiffelturm stehst, so würde der Eifelturm eine etwa 1600 mal so große Gezeitenkraft auf Dich ausüben wie der Mond. Und stehst Du neben einem anderen Menschen, so übt dieser je nach Gewicht sogar die bis zu 80 000 fache Gezeitenkraft des Mondes auf Dich aus.
Fazit: Die Physik sagt klipp und klar, dass die Behauptung, die Gezeitenkräfte des Mondes auf Dich wären für Stimmungsschwankungen verantwortlich, völliger Unsinn ist.
2. Behauptung: die Stimmungsschwankungen von Frauen in ihrem 28 tägigen Zyklus gehen in Wahrheit auf den Mond zurück, dessen Zyklus mit 29,5 Tagen dem sehr ähnlich ist.
Nein, das ist falsch - und zwar aus mehreren Gründen.
Erstens klingt 28 und 29,5 zwar sehr ähnlich, man darf hier aber nicht unterschlagen, dass eben doch ein Unterschied von 1,5 Tagen besteht. Und der addiert sich bei jedem Zyklus auf. Nach nur 9 Monaten addiert sich der Unterschied auf volle 14 Tage auf - und damit den halben Zyklus. Bereits nach wenigen Monaten findet das prämenstruelle Syndrom also zu einer ganz anderen Mondphase statt.
Zweitens ist die Behauptung, dass bestimmte Stimmungen zu bestimmten Mondphasen häufiger auftreten, in großen Studien untersucht und widerlegt worden:
Der Volksmund will eine Häufung aggressiven oder zumindest höchst seltsamen Verhaltens bei Vollmond sehen. Großangelegte Studien haben dies untersucht: Verglichen wurden hierfür zum Beispiel die Fouls in Eishockeyspielen über die gesamte Saison, Ausschreitungen in amerikanischen Gefängnissen oder auch nur durch Lehrer gemeldete Fehlverhalten von Schülern. Anders als der Volksmund es erwartet, zeigten sich in allen diesen Untersuchungen keine Häufungen bei Vollmond.
Kelly und Kollegen untersuchten 1992 für einen Systematischen Review Studien zu Zusammenhängen zwischen Mondphase und Gewalttaten. Die Studien untersuchten hierfür die bei der Polizei und anderen Notrufdiensten eingegangenen Anrufe. Im Ergebnis über alle 12 zu diesem Thema betrachteten Studien zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zur Mondphase. 3 weitere, im Review nicht betrachtete Studien unterstützen dieses Ergebnis ebenfalls. Darunter waren auch sehr große, statistisch aussagekräftige Studien. Ausgewertet wurden mehrere 10 000 Notrufe, unter anderem 14000 wegen Einbrüchen, knapp 6000 wegen Überfällen, 2000 wegen Vergewaltigung und 82000 wegen häuslicher Gewalt. In diesen Studien zeigten sich eindeutige wöchentliche oder jahreszeitliche Schwankungen, aber wiederum keinerlei Zusammenhänge zwischen Gewalttaten und der Mondphase.
Und praktisch ideal passend zur Ausgangsbehauptung: McFarlane und Williams ließen 1994 mehrere Frauen über einen längeren Zeitraum hinweg über ihre täglichen Stimmungsschwankungen Tagebuch führen. In anschließenden Interviews gaben 1/3 der Teilnehmerinnen auf Nachfragen an, ihre schlechten Stimmungen seien mit dem Vollmond korreliert gewesen. Diese so erinnerten Stimmungsverschlechterungen zu Vollmond fanden sich in den Tagebuchaufzeichnungen jedoch überhaupt nicht. Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie unsere Erwartungshaltung aufgrund der Behauptungen um den Mond unsere Erinnerungen beeinträchtigt.
Beide Behauptungen sind also klar nicht haltbar. Es ist bezeichnend, dass Astrologen dennoch nach wie vor versuchen, Menschen, die sich darüber noch nicht informiert haben, damit zu beeindrucken.
Grüße
Und p.s.: Die in einer anderen Antwort verlinkte angeblich spektakuläre Studie, die schlechten Schlaf bei Vollmond nachgewiesen haben soll, ist ganz genauso seit vielen Jahren widerlegt. Die Studie enthält einen systematischen Altersunterschied zwischen den Vergleichsgruppen, über den man den ohnehin sehr geringen Unterschied bestens erklären kann. Sehr viel größere Studien finden hingegen keinen Unterschied. Zudem existiert ein starker Schubladenbias zum Thema. Bedeutet: meist wurden Untersuchungen, die keinerlei Zusammenhänge fanden, einfach nicht veröffentlicht.