Nein. Ich bin nur am Leben aus Angst vor dem, was der Tod bringt.
Ich kenne die erste Ursache allen Seins nicht. Somit ist nichts gewiss. Theoretisch ist es möglich, dass in fünf Sekunden ein Tor unter meinen Füßen aufgeht und ich in die Hölle falle.
Es ist auch möglich, dass ich ins Paradies komme. Es ist möglich, dass sich dieses eine Leben hier auf ewig wiederholt.
Aufgrund dieser Ungewissheit kann man in nichts einen Wert erkennen und hat überhaupt keinen Halt. Man kann allenfalls hoffen, dass es irgendwann ein gutes Ende geben wird. Aber selbst diese Hoffnung kommt nicht ohne die Angst aus, dass auch das Gegenteil der Fall sein könnte.
Ich sehne mich nach Erlösung und Gewissheit jeweils in Ewigkeit. Dies bietet mir das Leben nicht. Also bin ich, da ich eben nichts weiß, trieb- bzw. gewissensgesteuert und zum Abwarten verdammt. Hinzu kommt, dass ja nicht nur nach dem Tod etwas Schlimmes auf mich warten könnte, sondern mir auch noch im Leben auf dem Weg zum Tod etwas Schlimmes zustoßen könnte. Und ich kann mir selbst aufgrund meines naturgegebenen Überlebenstriebs und eben meiner Angst vor einem schlechten Nachtod selbst nicht vertrauen, dass ich mein Leben bei hinreichendem Leid beenden werde statt Jahre in Armut/Krankheit etc. vor mich hinzukrepieren. Und selbst wenn ich mich zum Suizid durchgerungen bekomme, muss ich dann einen qualvollen Tod durch Ertrinken sterben, denn Sterbehilfe wird mir Stand jetzt niemand in unserem angeblich so sehr in die Menschenwürde verliebten Staat gewähren.