Menschen, die uns ähnlich sind, finden wir zunächst einmal überdurchschnittlich sympathisch. Man findet schnell gleiche Einstellungen, gleiche Interessen, gleiche Lebensziele, gleiche Abneigungen etc. Damit wird das Selbstwertgefühl gesteigert und man findet gegenseitige Bestätigung. Fazit: Es gibt nur Gewinner.
In Bezug auf Liebe stimmt deine Aussage zumindest zum Großteil. Eben weil man gewöhnlich Partner sucht, die die gleichen Einstellungen, Interessen, Lebensziele etc. haben. Ist auch logisch, denn je unterschiedlicher die Personen, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht klappt. Das gilt auch für Attraktivität: Wenn man alle anderen Faktoren außer Acht lässt, heiratet eine sehr attraktive Frau gewöhnlich einen sehr attraktiven Mann. In der Realität kommen natürlich viele andere Faktoren zusammen, manche Frau findet einen unattraktiven reichen Mann plötzlich sehr attraktiv. Oder andersherum. ;-) Ansonsten gilt der Spruch, dass sich Gegensätze anziehen, nur in der Physik, keinesfalls in der Psychologie. ;-)
Eine Einschränkung muss ich aber machen: Das erzkonservative Landmädel findet den intellektuellen Künstler, der in der Stadt von Tag zu Tag über die Runden zu kommen versucht, eventuell sehr interessant und aufregend (weil er etwas völlig Neues = Faszinierendes verkörpert), aber dass aus solchen Konstellationen dauerhafte und glückliche Beziehungen entstehen, ist extrem unwahrscheinlich. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit dagegen spricht, sollte man es nicht auf einen Versuch ankommen lassen. Das Gejammer ist hinterher meist groß. ;-)
Dass sich Töchter einen Partner suchen, der ihrem Vater ähnelt, und Söhne eine Partnerin, die ihrer Mutter ähnelt, stimmt auch, besonders dann, wenn die Eltern ihre Elternrolle sehr gut erfüllt haben. Auch das ist logisch, denn wieso sollte man das Risiko eingehen, einen Partner zu wählen, der den Eltern nicht entspricht, obwohl die Eltern ihre Sache doch gut gemacht haben? Bei Statistiken und Wahrscheinlichkeiten gibt es natürlich immer Ausnahmen, aber es bestehen dennoch Grundtendenzen mit hoher Aussagekraft. Zumal viele Zusammenhänge in der Psychologie ja nur Außenstehenden auffallen - das finde ich mit am faszinierendsten.
Wichtig wäre es, Liebe als eine Lebensentscheidung zu sehen, denn es gibt Momente, in denen es auch mit Menschen, die uns ähnlich sind, nicht gut läuft. Habe mal gehört, dass sehr viele Menschen nicht den richtigen Partner, sondern den richtigen Zeitpunkt zum "Verlieben", Heiraten etc. suchen. Oder sie gehen das Risiko mit jedem ein, der ihnen begegnet. Oder sie "testen", um vergleichen zu können. So kann natürlich erst recht keine langfristige Beziehung entstehen. Für die Gesellschaft ist dieser gedankenlose Umgang mit Liebe ziemlich problematisch. Wer sich gemeinsam aus schwierigen Zeiten kämpft, hält danach umso fester zusammen. Auch das ist dank der Psychologie bewiesen.
Liebe ist ein sehr gut erforschtes Gebiet, aber es tun sich nach wie vor viele Fragen auf. Biologisch ist es umso besser, je unterschiedlicher die Gene sind, was sich manche Firmen sogar schon als Partnerbörsen zunutze machen. Es gibt diesbezüglich viele positive Beispiele, aber auch da sind Beziehungen zerbrochen. Ich schätze, man kann behaupten, dass es extrem unwahrscheinlich ist, denjenigen Menschen zu treffen, bei dem es am besten passt (manchen Menschen ist auch nicht klar, dass es 100%-ige Übereinstimmung nicht geben kann). Es geht also wie fast in allen Lebensbereichen darum, flexibel zu sein und sich möglichst gut zu arrangieren. Viel Glück dabei! ;-)