Deine Frage beinhaltet mehrere Teilfragen, über die sich trefflich diskutieren ließe, sowohl in philosophischer als auch in psychologischer Hinsicht. Umso besser natürlich, wenn man entsprechende Literatur zu Rate zieht (was sehr empfehlenswert ist, wenn man sich für derartige Themen interessiert). Es gibt viele Theorien und Modelle, mit deren Hilfe man die eigenen Gedanken besser einordnen und den eigenen Horizont erweitern kann.
Ich erinnere mich an Kohlbergs Modell zur Moralentwicklung, das auf sechs Stufen aufgebaut ist, wobei die erste Stufe bedeutet, dass man sich an Strafe und Gehorsam orientiert ("Wenn ich jemanden schlage, werde ich bestraft, also schlage ich niemanden"). Die sechste Stufe bedeutet, dass man sich am universalen ethischen Prinzip orientiert, also - vereinfacht gesagt - die Vernunft der Entscheidungsträger für das eigene Handeln ist. Nahezu jeder Mensch erreicht Stufe 1, zumeist ja schon im Kindesalter. Stufe 6 erreichen jedoch nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung (was ein bedeutender Grund dafür ist, warum es in unserer Welt zwingend Gesetze geben muss). Wer sich selbst reflektiert und geltende Normen hinterfragt, befindet sich gemäß dem Modell auf Stufe 5.
Das alles mag kompliziert klingen, ist aber durchaus einleuchtend, wenn man es auf den Alltag überträgt: Stell dich an eine Kreuzung und schau, wie oft über Rot gefahren wird. Überleg, wie viele Menschen sich ihr Leben durch Drogen jeglicher Art kaputt machen. Lies Statistiken, wie viele Menschen Gewalt anwenden. Überleg, wie viele Menschen für die Todesstraße plädieren, was in krassem Gegensatz zur Vernunft steht. Wenn man Einzelfälle auf ein Land oder die Menschheit hochrechnet, könnte man verzweifeln über so viel (selbstverursachtes) Elend. All das verdeutlicht, wie wenig geistige Reife vorhanden ist. Das Alter eines Menschen spielt übrigens keine große Rolle. Es gibt 17-jährige Personen, die schon eine höhere Stufe erreicht haben als Erwachsene oder Senioren. Wieder ein Grund mehr, warum das Alter (fast) nichts über einen Menschen aussagt. ;-)
Du schreibst selbst, dass man in jungen Jahren wenig darüber nachdenkt, was man überhaupt so macht. Als Kind sind die Eltern die großen Vorbilder (was vielen Eltern leider nicht bewusst ist), später beeinflussen zusätzlich Gleichaltrige und Medien. Den wohl wichtigsten Schritt hast du getan, als dir die Idee kam, Dinge zu hinterfragen. Nur so kann man ja auch zu (eigenen) neuen Erkenntnissen gelangen. Wenn man etwas nur deshalb tun soll, weil es eine andere Person verlangt oder weil es eine Mehrheit so wünscht oder weil man es seit 1000 Jahren so macht, muss es noch lange nicht sinnvoll sein. Nur durch Hinterfragen kann man Gutes von Schlechtem unterscheiden. Das macht dich weniger anfällig für Unfug und Blödsinn. Vermutlich bist du jetzt nur unsicher, woran du dich orientieren sollst, wo doch so viel Schlechtes passiert und kaum jemandem zu trauen ist. Ich muss dich insofern enttäuschen, als dass es kein 100%-iges Vorbild gibt, dem man bedenkenlos folgen kann. Das kann man aber auch ins Positive wenden, denn niemand soll eine "Kopie" sein, sondern den eigenen Weg gehen.
Die Einstellungen, die du gut findest, musst du ja nicht aufgeben, auch nicht die Medien, die in deinen Augen vernünftig sind. Du kennst sicherlich auch Personen, die dich beeindrucken und denen du in mancherlei Hinsicht gleichkommen willst. Als Kind ist man seiner Umwelt schutzlos ausgeliefert, weshalb man sich glücklich schätzen kann, wenn man in einem günstigen Umfeld aufwächst (Familie, Schule, Bildung etc.). Im Erwachsenenalter hat man dagegen (fast) alles selbst in der Hand. Ich finde es gut, wenn man sich viele Gedanken macht, denn je mehr Überlegungen man anstellt, desto besser ist man auf die Realität vorbereitet, und wenn man mehrere Optionen durchspielt, hat man immer Alternativen parat. Wage es also, zu denken!
P. S.: Beeinflusst wird man natürlich immer und überall, aber es macht einen gewaltigen Unterschied, ob man vom Guten oder vom Schlechten beeinflusst wird. ;-)