Warum müssen bzw. dürfen Kinder im Schulbus stehen?

6 Antworten

Auch bei Schulbussen muss irgendwo die Wirtschaftlichkeit berücksichtigt werden.

Das Busunternehmen, für das ich fahre, bemüht sich schon, in der Regel allen Kindern einen Sitzplatz zu ermöglichen. Aber wenn es nur um einige wenige Kinder geht, die stehen müssten, ist es denen m. E. auch mal zuzumuten, sich zu dritt auf eine 2er-Bank zu setzen (was bei "den Kleinen" problemlos passt), damit nicht ein teurerer Gelenkbus oder gar ein zusätzlicher Bus eingesetzt werden muss.

Und wir von unseren Auftraggebern (Schulträger oder "öffentliche" Verkehrsunternehmen) nur einen Bus bezahlt bekommen, können wir auch keine zwei schicken, ohne Verlust einzufahren.

Franz577 
Fragesteller
 03.05.2015, 10:54

Und wir von unseren Auftraggebern (Schulträger oder "öffentliche" Verkehrsunternehmen) nur einen Bus bezahlt bekommen, können wir auch keine zwei schicken, ohne Verlust einzufahren.

Aber genau da liegt doch das Problem! Den Busunternehmen mache ich ja gar keinen Vorwurf, denn das ist klar, daß diese keine zusätzlichen Busse einsetzen können, wenn sie auf den Kosten sitzenbleiben würden. Und es ist auch nicht die Aufgabe der Busunternehmen, diese Mißstände zu beseitigen.

Vom Staat müßte einfach mehr Geld fließen für solche Dinge. Für Rettungsschirme und für die Unterstützung anderer Länder fließen aberwitzige Summen in zwei- und dreistelliger Milliardenhöhe, aber bei der eigenen Bevölkerung wird gespart!

claushilbig  03.05.2015, 18:41
@Franz577

Tja, im Grunde hast Du Recht, man würde sich mehr Geld für diese Zwecke wünschen - das Problem ist, dass jeder gerne mehr Geld für sein Problem hätte und (subjektiv) meint, sein Problem wäre ja wohl wichtiger als die anderen Probleme ;-).

All den Wünschen muss der Staat bzw. in diesem Fall die Kommunen irgendwie gerecht werden und dabei (objektiv) abwägen, welches Problem denn nun wirklich mehr Geld braucht und welches nicht unbedingt so viel.

Gerade die Kommunen haben dabei derzeit echt Schwierigkeiten, überhaupt alles bezahlen zu können, was "objektiv ganz besonders wichtig" ist. Dann spart man mal lieber etwas beim Schülertransport als z. B. bei der Ausstattung der Schulen, und rechnet mit "spitzer Feder".

Und ehrlich gesagt: wenn z. B. auf einer Strecke 40 Kinder zu befördern sind, dann ist es m. E. durchaus noch vertretbar, einen Standardbus mit ca. 35 Sitzen zu schicken und sich die Kinder etwas "kuscheln". Ein Gelenkbus hätte dann zwar ca. 55 Sitze, würde aber z. B. etwa 60% mehr Diesel verbrauchen (allgemeinere Zahlen über die Mehrkosten habe ich leider nicht), die man sich gut sparen kann.

(Für die einzelne Fahrt macht das sicher keinen riesigen Unterschied, aber übers Jahr leppert sich was zusammen.)

Franz577 
Fragesteller
 04.05.2015, 07:42
@claushilbig

das Problem ist, dass jeder gerne mehr Geld für sein Problem hätte und (subjektiv) meint, sein Problem wäre ja wohl wichtiger als die anderen Probleme ;-).

Auch das stimmt natürlich, wobei es in diesem Fall sogar nicht mal mein Problem ist, da ich kein schulpflichtiges Kind habe. Nur finde ich es eben trotzdem nicht ok, wenn ein großer Teil der Schulkinder täglich im Bus stehen muß. Wenn ich da an meine eigene Schulzeit zurückdenke, dann gab es das zwar vereinzelt auch, aber meist hatten alle ihren Sitzplatz. Je nach Linie fuhren die Busse teilweise sogar halb leer durch die Gegend, und das regelmäßig.

Und ehrlich gesagt: wenn z. B. auf einer Strecke 40 Kinder zu befördern sind, dann ist es m. E. durchaus noch vertretbar, einen Standardbus mit ca. 35 Sitzen zu schicken und sich die Kinder etwas "kuscheln".

Genau, da würd ich auch nichts sagen. Aber es geht auf manchen Linien ja nicht nur um 5 Kinder mehr, sondern man könnte mit den Kindern, die stehen müssen, fast nochmal einen ganzen Bus füllen. Laut den Schilderungen einer Bekannten könnten die Kinder in diesem Bus fast gar nicht mehr umfallen, weil sie so dicht wie Ölsardinen aneinander gepresst stehen müssen. Und das sind doch wirklich keine Zustände, die man noch hinnehmen könnte. Man könnte doch zumindest noch zusätzlich einen Kleinbus auf solchen Linien einsetzen, in dem evtl. noch 15 Kinder einen Platz hätten. Diese Extrakosten sollten vertretbar sein und ich verstehe nicht, daß hier die Eltern nicht auf die Barrikaden gehen. Ich würde mein Kind unter solchen Umständen schlichtweg nicht mehr in die Schule gehen lassen und wenn das mehrere Eltern so machen würden, dann kämen die vielleicht mal ins Grübeln.

claushilbig  06.05.2015, 00:13
@Franz577

Hm, in SCHULBUSSEN kenne ich solche Verhältnisse ehrlich gesagt nicht, wohl aber in LINIENBUSSEN zu Stoßzeiten.

Man muss da unterscheiden:

- Es gibt eben einerseits spezielle Schulbusse, die von den Schulträgern angefordert sind, und die dann auch speziell die Schulen anfahren. In denen dürfen auch nur die berechtigten Schüler mitfahren. (Die gibt es aber oft nur für die Grundschulen.)

- Andererseits gibt es "normale" Linienbusse, in denen jeder mitfahren kann, und die die ganz normalen Haltestellen anfahren, von denen vielleicht "zufällig" auch welche nahe bei Schulen sind. Morgens und mittags fahren da natürlich viele Schüler mit aber z. B. auch Berufs-Pendler.

Aber so oder so, zu diesen sogenannten "Frühspitzen" läuft so schon alles, was irgendwie an Fahrzeugen und Personal verfügbar ist, sogar Aushilfsfahrer und "Reserve"-Busse. Um weitere Wagen einzusetzen, müssten die Unternehmen zusätzliche Busse anschaffen, die dann nur ein Fahrt am Tag machen würden - das ist einfach wirtschaftlich nicht machbar, weder für die "öffentlichen" noch die "privaten" Unternehmer. Diese Extrakosten belaufen sich dann nämlich mal eben auf ca. 250.000 Euro pro Bus ...

Franz577 
Fragesteller
 06.05.2015, 07:43
@claushilbig

Ok, so genau weiß ich das jetzt nicht, ob das in dem speziellen Fall reine Schulbusse oder auch Linienbusse sind. Ich tippe aber eher mal auf Schulbusse, denn die Region ist sehr ländlich und auf dieser Strecke würden außer den Schülern sonst nicht viele Leute fahren. Es sind also ausschließlich Schüler im Bus. Wenn dann aber so ein Bus fast aus allen Nähten platzt, dann muß man doch irgendwas machen bzw. dann ist doch ein zweiter Bus gerechtfertigt. Muß ja wie gesagt nicht ein zweiter Bus gleicher Größe sein, sondern evtl. nur zusätzlich noch ein Kleinbus mit ca. 15 Plätzen, dann wäre der große Bus schon entlastet.

Diese Extrakosten belaufen sich dann nämlich mal eben auf ca. 250.000 Euro pro Bus .

Für einen großen Bus schon, aber nicht für einen Kleinbus (Sprinterklasse). Der braucht dann auch nicht so viel Sprit.

claushilbig  07.05.2015, 23:56
@Franz577

Sicher kostet so ein "Midi-Bus" weniger als ein Standard-Bus, umsonst gibt's den aber auch nicht ;-)

Und 15-Sitzer sind (von der Zulassung her) auch schon "richtige" Busse, d. h. die darf dann auch nicht jeder fahren, man braucht den Bus-Führerschein und die Zulassung für den gewerblichen Personenverkehr, es fallen also entsprechende Personalkosten an. (Außerdem muss man das Personal erst mal finden - es gibt nicht viele arbeitslose Busfahrer ... Es gibt auch nur wenige, die das als Nebenjob machen, weil man den Führerschein alle 5 Jahre verlängern lassen muss, was mit den dafür nötigen Schulungen einiges kostet.)

Für eine einzige Schulbus-Linie sind die zusätzlichen Kosten vielleicht überschaubar, aber wenn eine Linie verstärkt würde, wären schnell die Proteste da "Wieso diese Linie und nicht die, wo mein Kind mitfährt?" - es würde also nicht bei einem Extra-Bus bleiben können, und dann läppert es sich wieder ...


Ich kann Deinen Wunsch gut verstehen, und als Fahrer wünsche ich mir manches Mal selber, ich könnte die ein oder andere Tour mit einem größeren Bus fahren, oder ich bekäme "Verstärkung".

Aber die Schulträger (d. h. Städte und Gemeinden) müssen eben leider sehen, wie sie mit den begrenzten Mitteln so umgehen, dass alle Teile der Bevölkerung - Schüler, Arbeitnehmer und Senioren, Fußgänger, Rad-, Bus- und Autofahrer, Bibliotheksbenutzer und Nicht-Leser, Musikschüler und Musik-Hasser, u. a. m. - halbwegs zufrieden gestellt werden.

Um mehr Busse zu finanzieren, müssten irgendwo anders Abstriche gemacht werden, und dann würde dort wieder jemand protestieren "Warum bei mir und nicht bei anderen?" ...

Die Busse sind einfach nicht groß genug, damit jedes Kind sitzen kann. Das mit den Gurten ist glaube ich nur für Reisebusse, wo man ja einen festen Sitzplatz hat. Haften wird bei einem Unfall wohl der Busunternehmer.

Franz577 
Fragesteller
 29.04.2015, 15:02

Und warum setzt man dann nicht mehrere Busse ein? Wofür werden denn Steuergelder bezahlt?

Rolf42  29.04.2015, 15:12
@Franz577

Weil a) nicht beliebig viele Busse und Fahrer zur Verfügung stehen und b) Steuergelder nicht nur für den Schülertransport benötigt werden.

Und warum sollen Schüler es besser haben als z.B. Berufstätige im Berufsverkehr? Auch denen kann nicht immer ein Sitzplatz zur Verfügung gestellt werden, obwohl sie für ihre Fahrkarten oft deutlich mehr bezahlen als Schüler.

Franz577 
Fragesteller
 29.04.2015, 15:45
@Rolf42

Weil a) nicht beliebig viele Busse und Fahrer zur Verfügung stehen

Von beliebig vielen ist auch nicht die Rede, sondern nur von so vielen, wie gebraucht werden.

Steuergelder nicht nur für den Schülertransport benötigt werden.

Es wäre aber problemlos möglich und würde an anderer Stelle nicht weh tun, wenn man dort so viel Steuergelder investieren würde, daß jedes Kind einen Sitzplatz im Schulbus hat.

Und warum sollen Schüler es besser haben als z.B. Berufstätige im Berufsverkehr?

Weil es sich bei Berufstätigen um Erwachsene handelt und Schüler zum Großteil noch Kinder sind. Und Kinder erfordern nunmal erhöhte Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen, da man es sich von Ihnen nicht erwarten kann, daß sie denken und handeln wie Erwachsene.

YK1972  29.04.2015, 16:54
@Franz577

Die meisten der heutigen Schüler würde diese Sicherheitsvorkehrungen gar nicht nutzen, die sind nicht "cool" genug. Und doch, man sollte meinen, sie sind in der Lage zu denken und dann zu handeln. Zudem war es schon immer wo, wie es jetzt ist, und das haben so ziemlich alle überlebt. Wenn es dir zu gefährlich ist, dann fahr dein Kind selbst in die Schule.

claushilbig  02.05.2015, 20:06
@YK1972

Kann ich als Busfahrer so bestätigen: insbesondere, wenn ich mal (was durchaus vorkommt) mit einem Gelenkbus 'ne Handvoll Schulkinder fahre, sich also jedes Kind 10 Sitzplätze aussuchen könnte - wo sind die Kiddies? Sie stehen, und zwar an der gefährlichsten Stelle, im Gelenk... (oder benutzen die Haltestangen zum Turnen)

In Bussen, die für die Beförderung stehender Fahrgäste zugelassen sind (und solche werden üblicherweise im Linien- und Schülerverkehr eingesetzt), besteht keine Gurtpflicht (§ 21a StVO).

Weil Deutschland ein kinderfeindliches Land ist, das für Bildung (bei mehr Schulen würden sich Schulbusse weitgehend erübrigen) kein Geld übrig hat. Und die Landkreise haben nicht genügend Geld, um genug Busse zu bezahlen.

Franz577 
Fragesteller
 30.04.2015, 11:02

Weil Deutschland ein kinderfeindliches Land ist

Und das, wo die Geburtenrate ohnehin schon ständig sinkt. Im Alter gut versorgt sein wollen, aber dann zugleich kinderfeindlich sein. Das paßt ja super zusammen!

bei mehr Schulen würden sich Schulbusse weitgehend erübrigen

Naja ok, aber überall können auch keine Schulen sein. Es wird immer Kinder geben, die einen Bus brauchen.

Wenn du in den Bus steigst hast du doch auch keine Sitzplatzgarantie?!