Schizophrenie aber glaube dies nicht, normal?
Hallo,
wie aus der Frage zu entnehmen ist, habe ich Schizophrenie und kann es irgendwie ( teilweise ) nicht glauben. Also ich versuche es zu erklären, ich hatte unbehandelt ziemliche Psychische Probleme und lebte nicht in der Realität, auch war meine Stimmungslage jeden Tag ein Wahnsinn. Irgendwann begab ich mich zur Behandlung und es stellte sich raus das ich an einer Schizophrenie leide. Ich nehme täglich Olanzapin und nach ca . 2 Monaten merkte ich eine Positive Umstellung, plötzlich hatte ich keine Probleme mehr und konnte immer besser mit mir umgehen. Da mein Umfeld und ich die Wirkung eindeutig merken, glaube ich schon das ich Psychisch Krank bin sonst würde das Medikament nicht wirken. Aber ich fühle mich nicht als wäre ich an Schizophrenie erkrankt, obwohl es mehrere Ärzte bestätigt haben. Ist es normal das ich mir es nicht eingestehen möchte? Ich denke das ich normal bin aber dies passt nicht damit zusammen das Olanzapin bei mir anspringt. Meine Symptome ohne Medikamente sind unter anderem, Stimmungsschwankungen, Mistrauen, Gedanken das jeder gegen mich ist bzw. Jemand mir fallen stellen möchte und mir schaden möchte, Antriebslos, verbal aggressiv, immer in rasenden Gedanken und weit weg von der Realität ( ich habe sozusagen meine eigene Welt ) usw. Halluzinationen habe ich nicht. Wenn ich keine Tablette nehme werde ich direkt wieder unerträglich und bin nicht mehr zu bremsen. Werde ich lebenslang auf die Tablette angewiesen sein werden? Oder kann meine Krankheit wieder besser werden? Auf jeden Fall gefällt es mir besser seitdem ich es nehme und ich komme wieder klar mit mir selbst , meinem Umfeld und der Gesellschaft. Auch ist meine Stimmung sehr gut und ich habe keine Ausbrüche mehr. Nur habe ich Angst das ich lebenslang die Tabletten nehmen muss und es mir schaden könnte ( Körperlich ) und ich kann es mir nicht eingestehen diese Krankheit zu haben. Begonnen haben meine Symptome vor ca. 7 Jahren und behandelt bin ich seit ca. 1- 1,5 Jahren.
Vielleicht habt ihr Tipps wie ich damit umgehen kann und vielleicht weiß jemand ob die Krankheit auch wieder verschwinden kann?
6 Antworten
Ich denke das ich normal bin aber dies passt nicht damit zusammen das Olanzapin bei mir anspringt
Im Grunde kennst du deine eigenen Symptome und weißt, dass das sicherlich keine normalen Stimmungslagen bzw. Verhaltensweisen sind. Wärest du "normal", hättest du wohl dieses hier nicht geschrieben:
ich hatte unbehandelt ziemliche Psychische Probleme und lebte nicht in der Realität, auch war meine Stimmungslage jeden Tag ein Wahnsinn.
Es ist also nicht so, dass du davon gar nichts wahrnimmst. Du wirst auch wahrnehmen, dass diese Probleme nicht jeder Mensch in deiner Umgebung hat. Nicht mal ein Teil der Menschen, sondern eher ganz, ganz wenige.
Vielleicht habt ihr Tipps wie ich damit umgehen kann und vielleicht weiß jemand ob die Krankheit auch wieder verschwinden kann?
Nein, Schizophrenie ist bisher nicht heilbar. Sie kann jedoch behandelt und – indem du lernst deine Symptome besser zu kontrollieren und Rückfälle zu vermeiden – bewältigt werden.
Das ich mich normal fühle, war vielleicht blöd ausgedrückt. Ich merke schon das ich psychisch krank bin und mir die Tabletten helfen. Aber bei der Erkrankung denke ich an Menschen die ganz schlimme Sachen machen und ich fühle mich nicht so das ich andere schwer verletzen würde, obwohl ich dies verbal früher immer gemacht habe. Danke für die ausführliche Antwort. :)
Hi 🙋🏻♀️
also.. boar wie fang ich an.. alles was ich schreibe ist nur meine Meinung.
Ich hab eine Persönlichkeitsstörung.. und ähm.. bin jetzt seit 2016 in Behandlung. Meiner Meinung nach kann man So Erkrankungen nicht „heilen“. Man lernt mit ihnen umzugehen. Und von Zeit zu Zeit wird es leichter. Und vielleicht entfallen dann auch ein paar dinge, aber es geht nie weg. Niemand kann ändern was und wie er ist, aber ja für immer da nur werden sie weniger belastend sein und das finde ich ich ziemlich gut 👍🏻
LG
Mach dir nichts drauß.. irgendwann ja vielleicht schon :) bleib optimistisch
Du kannst dich heilen :)
Kann verschwinden denke ich. Zumindest war es bei mir so. Ich kann dir echt nicht sagen, ob es echt ist o nicht. Ich hatte Ängste etc und andere Sachen, die Ärzte als Halluzinationen bezeichnen würden, die aber keine waren. Hätte ich damals drauf vertraut, wäre ich heute gesund. Es gibt "gesunde" Halluzinationen und es gibt welche auf Grund von vergiftungserscheinungen...
Danke für die Antwort. Leider ist es schwer zu beurteilen ob man es hat oder nicht, da man sein Verhalten als normal ansieht aber ohne Grund würden die Medikamente nicht helfen. Deswegen weiß ich nicht was ich glauben soll.
Man muss schon verdammt viel lernen, um mit anderen und sich selber im Reinen leben zu können.
Nicht zu lernen und dann Wut zu haben, das hilft keinem.
Wir sind hier zum Lernen und wachsen. Immer mehr können und sich übers Gelernte freuen.
Es gibt links darüber, wie man mit Wut, Groll, Hass lernt, umzugehen.
Das Problem bei psychotischen Erkrankungen (wie einer Schizophrenie) ist, dass die Betroffenen häufig keine Krankheitseinsicht haben. Sie erachten ihre subjektiven Zustände als objektive Realität, kurz der Realitätsbezug geht verloren.
Das was du beschreibst klingt sehr stark nach einer Schizophrenie. Zur Verdeutlichung hier die Diagnosekriterien wobei nicht in jedem Fall alle zutreffen müssen:
Grundsätzlich gibt es bei einer Schizophrenie sogenannte Positiv- und Negativsymptome, wobei «positiv» nicht im alltäglichen Sinne zu verstehen ist. Positivsymptome sind Beschwerden, welche zum «Normalzustand» hinzukommen (z.B. Wahngedanken), Negativsymptome sind Beschwerden dem «Normalzustand» abgezogen werden (z.B. Antriebslosigkeit). Im Detail…
Typische Positivsymptome sind:
- Wahngedanken und Wahnideen: Die betroffene Person ist von Dingen überzeugt, welche objektiv gesehen völlig absurd sind. Beispielsweise kann jemand mit einer Schizophrenie fest davon überzeugt sein das HIV-Virus (AIDS) erfunden zu haben, durchgehend von Kameras überwacht oder von Ausserirdischen verfolgt zu werden. Es gibt unzählige weitere Beispiele. Durch realitätsbezogene Gespräche ist die betroffene Person nicht von ihren Überzeugungen abzubringen.
- Halluzinationen: Häufig auditiv, selten visuell. Typisch ist das hören von nicht existierenden Stimmen. Dabei werden diese Stimmen als real wahrgenommen.
- Ich-Störung: Beispielsweise werden die eigenen Gedanken als von aussen eingegeben erlebt oder die Betroffenen haben das Gefühl, andere können ihre Gedanken lesen.
- Gestörte Gedankengänge: Gedankengänge und teilweise auch deren Artikulation können von Mitmenschen nicht nachvollzogen werden.
- Erregbarkeit: Beispielsweise innere Anspannung, innere Unruhe, Nervosität etc.
Typische Negativsymptome sind:
- Antriebsmangel und Apathie: Die Betroffenen verlieren das Interesse an ihrer Umgebung, wirken desinteressiert und sind inaktiv.
- Sprachverarmung (Alogie): Mangel an sprachlichen Äusserungen mit verzögerten, wortkargen Antworten und einer wenig differenzierten Sprache.
- Verminderte oder unangemessene Gefühle: Auf Aussenstehende wirken die Betroffenen abgestumpft, Gefühlsäusserungen sind reduziert.
- Verminderte soziale Leistungsfähigkeit: Soziale Kontakte werden vernachlässigt und die Erkrankten ziehen sich zurück.
- Psychomotorische Verlangsamung: Die normale Mimik wirkt abgeschwächt und verlangsamt.
- Avolition: Mangelnde Fähigkeit zielgerichtetes Verhalten zu beginnen und beizubehalten.
- Mangelnde Willenskraft: Die Betroffenen haben beispielsweise schwierigkeiten alltägliche Entscheidungen zu treffen.
Zur Behandlung einer Schizophrenie sind Antipsychotika alternativlos. Heute werden primär atypische Antipsychotika wie Quetiapin, Olanzapin, Risperidon oder Aripiprazol eingesetzt. Diese wirken im Vergleich zu den konventionellen Antipsychotika (wie z.B. Haloperidol) besser gegen die Negativsymptome und haben deutlich weniger Nebenwirkungen.
Antipsychotika wirken nicht nur gegen die akuten Symptome einer Schizophrenie sondern dienen auch als Rezidivprophylaxe (Rückfallverhütung). Denn die absolute Mehrheit aller schizophrenen Erkrankungen verläuft rezidiviered (in wiederkehrenden Schüben) oder gar chronisch. Daraus resultiert, dass die betroffenen Personen ihre Medikamente zwingend dauerhaft einnehmen müssen. Also auch wenn sie eine gegenwärtig beschwerdefrei Phase haben.
In der Praxis gestaltet sich dies relativ schwierig da viele Betroffene ihre Medikamente absetzen sobald es ihnen besser geht was durchaus verständlich ist da Antipsychotika zahlreiche Nebenwirkungen haben können. Das Problem ist jedoch das eklatant hohe Rückfallrisiko. Um dies zu verhindern kann man auch auf sogenannte Depotspritzen zurückgreifen. Depotspritzen werden 1x in einem gewissen Zeitraum (z.B. pro Monat) verabreicht und halten dann die entsprechende Zeit an ohne das der Patient sich um die tägliche Medikamenteneinnahme bemühen muss.
Noch zu deiner Frage ob die Erkrankung verschwinden kann: Meistens nicht bzw. wenn dann dauert das ziemlich lange. Gemäss einer grossen Langszeitstudie haben Schizophreniepatienten folgenden Krankheitsverlauf aufgezeigt:
- ca. 10% einmalige Episode
- ca. 40% zwei bis drei Episoden
- ca. 50% vier oder mehr Episoden
Die Zeitdauer der gegenwärtig symptomfreien Phasen zwischen diesen Schüben dauerte im Durchschnitt 5 Jahre.
Vielen lieben Dank für diese Ausführliche und sehr Informellen Antwort. :)
Danke für die Antwort. :) wäre schön eines Tages ohne Medikamente zu können aber dies wird eher nichts erstmal.