Kann der Vorwurf Kinderpornos ein Leben zerstören?

14 Antworten

So lange nix im Führungszeugnis steht, du beruflich nicht gehandicapt bist, kann es dir doch egal sein, was dir dein Staat so alles attestiert.

Dass du nicht in Berufung gegangen bist, war natürlich ein großer Fehler, so du denn wirklich unschuldig bist.

Hallo,

um sofort auf deine konkrete Frage am Schluss zu antworten, wie eine falsche Verurteilung im Bereich Kipo sich auf mein Leben auswirken würde: so spontan kann ich es dir nicht sagen, aber es wäre mir sicher äußerst unangenehm.

Es käme auf meine Lebenssituation an und darauf, wie viele und vor allem welche Menschen von diesem Urteil erfahren hätten. Und dann, wie sie darauf reagiert hätten.

Mal als Beispiel: wenn meine Nachbarn, meine Freunde und meine Familie mich zu unrecht dann als Pädophilen angesehen hätten, hätte das sicher schlimme Auswirkungen auf mein Leben gehabt.

Wenn fast niemand davon erfahren hätte, wäre es wahrscheinlich nicht so schlimm gewesen. Also bei mir wäre es stark davon abhängig gewesen, wer davon gewusst hätte und wie die Reaktionen darauf gewesen wären. Auch, ob man mir geglaubt hätte oder nicht.

An deiner Geschichte kann man gut erkennen, wie stark ein sozialer Druck und ein soziales Stigma sich auf das Leben auswirken können, selbst wenn das Stigma sich "nur" im eigenen Kopf ausdrückt.

Ich habe schon öfter über Fehlurteile gelesen, und da nur bei Fehlurteilen, die nach Jahren, manchmal vielen Jahren korrigiert worden sind. Es gibt Menschen, die unschuldig jahrelang im Knast gesessen haben.

Ich bin sicher, dass die Dunkelziffer der Fehlurteile, also derjenigen, die nie entdeckt, bewiesen und korrigiert werden konnten, höher ist als wir uns vorstellen.

Bei den unschuldig Verurteilten war eine Sache am wichtigsten: das Aussprechen der Bitte um Entschuldigung, dass sich der Richter oder das Gericht für das Fehlurteil entschuldigt, das Zugeben eines Fehlers.

Es war nicht die Höhe einer finanziellen Entschädigung, sondern "nur" ein paar einfache Worte wie: es tut mir leid, das hätte nicht geschehen dürfen, ich (oder stellvertretend wir) haben einen Fehler gemacht.

Und genau das geschieht äußerst selten, sowohl als Institution, als auch von der Person des Richters. Weder Institutionen noch Menschen wollen Fehler eingestehen (besonders Gerichte).

Wenn die unschuldig Verurteilten die Wahl gehabt hätten, entweder eine hohe finanzielle Entschädigung oder eine offiziele, öffentliche Entschuldigung zu bekommen, hätten die meisten die Entschuldigung gewählt!

(Moralisch richtig wäre meiner Meinung nach natürlich beides: eine Entschuldigung und eine Entschädigung.)

Von daher kann ich mir vorstellen, dass man über ein Fehlurteil, besonders in dem Zusammenhang, nur schwer wegkommen kann.

Nun zu dem psychischen Aspekt dieser Sache. Du hast ja noch viele Lebensjahre vor dir. Deshalb kommt es jetzt darauf an, dass du dir wieder ein schönes Leben erarbeitest und dir dabei helfen lässt.

Wie ich sehe, hast du dich heute hier angemeldet.
Herzlich willkommen bei GF!

Die Tatsache, dass du uns diese Frage gestellt hast, sehe ich als einen symbolischen Anfang, dass du dein Leben in eine posltive Richtung wenden möchtest. Du wirst die Sache verarbeiten können, indem du darüber mit jemandem reden kannst, der dich nicht verurteilt und der dir menschlich und wohlwollend begegnet.

Dazu würde ich mich an einen Therapeuten wenden. Auf Internetplattformen bist du zwar anonym oder pseudonym, aber es wird immer Leute geben, die negativ reagieren, dir Vorwürfe machen oder dir sagen, wenn du verurteilt worden bist, wird schon was dran gewesen sein usw.

Dieses "negative Rauschen" wird dir bei einer Verarbeitung nur hinderlich sein..

Wende dich an jemanden, der der beruflichen Schweigepflicht untersteht und lass dir helfen, die Sache zu verarbeiten, damit du wieder ein normales, gutes Leben führen kannst.

Ich bin sicher, dass das möglich ist und wünsche dir dabei alles Gute.

Ich gehe mal davon aus, dass die Geldstrafe inzwischen aus deinem Führungszeugnis gelöscht wurde. Von daher hast du von dieser Seite keine Nachteile zu erwarten.

Problematischer ist das Gerede der Leute, sofern dein "Vergehen" bekannt geworden ist. Dieses Getratsche hängt dir in der Nachbarschaft oft das Leben lang nach. Da würde nur ein Umzug helfen.

Wenn wirklich nichts gefunden wurde und du auch keinen Versuch gestartet hattest und es da keine einschlägigen Vorerfahrungen bei dir gab, hattest du wohl nicht den richtigen Anwalt gewählt.

Wie wäre es mit einer Therapie, wenn du daran zugrunde gehst oder gegangen bist?

Das Urteil an sich würde mich persönlich sehr ärgern. Aber wenn keine Begleiterscheinungen, wie Kündigung, Zusammenfall der sozialen Kontakte eintreten würde, hätte ich mich denke ich nach ein paar Wochen wieder eingekriegt.

Ich weiß es nicht genau aber wenn die Tagessätze der Geldstrafe unter 120 oder so sind, dann bist du nicht vorbestraft. Das ist so wie wenn du dann eine Geldstrafe wegen zu schnellem Fahren erhältst. Die hat auch schonmal jeder bekommen und man ist nicht gleich vorbestraft und es steht im Führungszeugnis :D .