Ist Jura oder Humanmedizin das anspruchsvollere Studium?

6 Antworten

Ich würde sagen, auf alle Fälle Humanmedizin, weil es um komplexere Zusammenhänge geht und ein Verständnis biologischer Interaktionen und biochemischer Prozesse erforderlich ist. Außerdem geht es dabei um des Menschen höchstes Gut, die Gesundheit.

Ein Studium der Rechtswissenschaften basiert großteils auf Auswendiglernen.

SchmittKundig  10.05.2017, 19:49

Lieber manni94,

du unterliegst hier einem gewaltigen Irrtum. Keine Sorge, dieser tritt bei vielen auf, die weder Jura noch Medizin studiert haben.

Jura benötigt kein Auswendiglernen. Natürlich gibt es Bereiche die man Auswendig lernen muss, aber dies gehört zu jedem lernen.

Medizin ist der Bereich, der ein hohes Maß an Fachwissen fordert. Somit ein auswendiglernen. Denn ein Arzt muss wissen, was alles mit Atembeschwerden zusammenhängt.

Ein Jurist muss nicht auswendiglernen, dafür gibt es in Jura die Kommentare, Gesetzbücher und Fachzeitschriften wie auch Urteile. Alles auswendiglernen wäre eine nicht zu bewältigende Aufgabe.

Man schaue sich nur den Beruf des Mediziners und den des Juristen an. Muss der Jurist hier immer auf auswendig gelernt Definitionen zurückgreifen? Nein. Er muss ein System verstanden haben. Gesetze verändern sich. Der Jurist arbeitet wie der Mathematiker mit Systemen. Ein Mathematiker lernt auch nicht zu jeder Aufgabe die passende Lösung sondern entwickelt diese.

Was tut der Mediziner? Er wendet bekanntes Wissen auf einen Fall an. dieser muss also viel auswendiglernen. Denn neue Behandlungen usw. werden von der Forschung übernommen, nicht in der allgemeinen medizinischen Praxis.

Ein Mediziner braucht sekundenschnell faktisches Wissen. Deshalb lernt es dieses auswendig. Er lernt in der praktischen Zeit, dieses schnell und systematisch anzuwenden.

Der Jurist lernt in der praktischen Zeit, das sein ganzes Wissen aus dem Studium weitgehend unbrauchbar ist. Er kann vieles nachschlagen und Definitionen, wenn sie nicht eingebrannt sind, finden sich in Kommentaren. Aber er nutzt sein neu erlerntes Talent sich schnell neue Rechtsgebiete zu erschließen, anhand von Systematik und Struktur. Teilweise auch andere Themengebiete, soweit diese für das Verständnis des Falles notwendig sind.

Die Hypothese Juristen lernen auswendig, bricht vielen spätestens im Examen das Genick. Denjenigen, die denken, Mediziner müssen nicht schnell und viel auswendig lernen, die verzweifeln an ihrem Physikum.

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Somit zur Fragestellung des/der FS. Wer eins der beiden Studiengänge abgeschlossen hat, ob Medizin oder Jura, der kann sich zurecht zu einer kleinen Elite zählen. Was schwerer ist, hängt wie so vieles im Leben, von der Lernmethode ab. Medizin ähnelt eher dem lernen in der Schule, hat aber eine unglaubliche Fülle im Studium, dass diese einen erschlagen kann.

Der Jurist, sollte die Mathematik und seine fachlichen Gegebenheiten schätzen, denn dies ist es, was das Studium von ihm verlangt. Systematik, hohes maß an Eigenverantwortung und ein Talent schnell neue Dinge durch bekannte Strukturen zu erfassen.

Was einem besser liegt, fällt einem somit auch leichter. Medizin oder Jura, das kann nur jeder für sich selber entscheiden.

Fälle Humanmedizin, weil es um komplexere Zusammenhänge geht und ein Verständnis biologischer Interaktionen und biochemischer Prozesse erforderlich ist.

Das Medizin komplexere Zusammenhänge hat, dies wage ich auch zu bezweifeln.


Schmitt-Kundig

FakeBugatti 
Fragesteller
 10.05.2017, 20:15

Danke.

manni94  10.05.2017, 22:48

allerliebster SchmittKundig, ich hatte selbst zwar nur einige wenige juridische Fächer im Rahmen meines Wirtschaftsstudiums belegt, aber es hat immerhin gereicht, um beurteilen zu können, warum viele meiner "schwächer leuchtenden" Schulkollegen Jura studierten und zu einem großen Teil Beamte wurden, während die heller strahlenden Sterne durchwegs andere Berufe anstrebten - ein Gutteil davon den des Mediziners. Obwohl ich selbst dann beruflich die technische Richtung einschlug, hatte ich im Laufe meines Lebens durchaus auch Gelegenheit, mich (zumeist gezwungenermaßen) sowohl mit juristischen als auch mit medizinischen Aufgabenstellungen und Vertretern beider Disziplinen auseinander zu setzen. Der Vergleich macht mich sicher - es hat schon einen Grund, warum die "Blitzer" aus meiner Klasse die Juristerei und nicht die Medizin als ihr Fachgebiet gewählt hatten.

Maxxismo  10.05.2017, 23:31
@manni94

Ich bin zwar Medizinstudent und es tut ein bisschen weh, aber SchmittKundig hat hier definitiv recht. Spätestens nach dem Physikum kannst du das Hirn abschalten, solange du den Hauptspeicher weiter füllst. Durchs Examen kommst du dann mit bravour. ;-)

Deine persönliche Erfahrung in allen Ehren, aber Jura ist definitiv das Fach, in dem mehr Systematik gelernt werden muss. Viele meiner Freunde sind Juristen und ich habe die Examenszeit hautnah miterlebt. Da ist wesentlich mehr Theorie lernen und verinnerlichen gefragt, als pures Wissen.

Medizin ist mehr Faktenlernen als verstehen.

Ob diejenigen, die viel auswendig gelernt und wenig verinnerlicht bzw. verstanden haben, am Ende gute Ärzte sind, das war ja nicht die Frage.

manni94  11.05.2017, 00:06

@Maxxismo: Du sagst Du ja selbst, dass es bei der Juristerei hauptsächlich um theoretisch Erlerntes, "Erstrebertes" geht, eher um auswendig gelernte Systematik denn um echtes "Know How". Als Mediziner kommst Du ohne echtes Know How nicht weit. Seien wir doch ehrlich: vielen Jusstudenten geht es doch lediglich darum, möglichst einfach einen akademischen Grad zu erwerben, um dann (vorzugsweise im Öffentlichen Dienst) ohne viel Anstrengung einen gut bezahlten, geschützen Arbeitsplatz zu bekommen. Dagegen kenne ich niemanden, der mit einem solchen Ansatz Medizin studiert hätte. Die Posten für Amtsärzte sind doch eher dünn gesät.

SchmittKundig  11.05.2017, 09:12
@manni94

Lieber manni94,

das mag deine persönliche Einschätzung sein vielleicht hegst du auch ein persönlichen Groll gegen das Jurastudium aber:

möglichst einfach einen akademischen Grad zu erwerben

Dafür gibt es andere Wege. Ich habe ebenfalls Medizin bis zum Physikum (bestanden) studiert, meinen Eltern damals zuliebe und dann auf Jura gewechselt. Ich kenne beide Fächer.

Es macht auch einen gewaltigen Unterschied ob man Wirtschaft mit juristischem Schwerpunkt oder Jura studiert. Schau dir die Statistiken zu den Studiengängen an.

http://www.lto.de/jura/studium-zahlen/erste-juristische-staatspruefung/

Das 

[...] Öffentlichen Dienst ohne viel Anstrengung [...]

kann tatsächlich nur jemand sagen, der wirklich überhaupt nicht bekannt mir dem "echten" Jurastudium und Examen ist.

Dagegen kenne ich niemanden, der mit einem solchen Ansatz Medizin studiert hätte.

Weil dieser Ansatz vollkommen unterschiedlich ist. Viele Mediziner wollen kein Amtsarzt werden, dies hat für sie keinen besonderen Reiz. Nicht so wie Richter oder Staatsanwalt für den Juristen.

Viele meiner Freunde aus dem Medizinstudium, das nun schon so lange her ist, da waren die meisten hier sicher nicht geboren, sind absolut glücklich mit dem was sie tun. Sie sind teilweise selbstständig und genau das wollten sie immer werden.

Als Mediziner kommst Du ohne echtes Know How nicht weit.

Leider verstehst du den Unterschied noch nicht zwischen dem wie ein Mediziner arbeitet und ein Jurist. Medizin ist eine Naturwissenschaft. Dementsprechend wird gelernt und ausgebildet. Es werden Fakten (die sich ggf. mit neuen Forschungen ändern) gelernt und diese wendest du an. Obwohl mein Medizinstudium nun so lange her ist, könnte ich vieles in Medizin noch genau so machen und kann mein Wissen dazu immer noch anwenden. Ich wäre etwas ungeschickt, aber das wissen hat sich weniger verändert als man glaubt.

Jura ist ein Fach der Logik. Das heißt, hier werden die Mittel der Logik gelernt und diese werden angewendet um Sachverhalte zu erschließen und zu lösen, währenddessen wird es mit dem aktuellen Recht zusammengebracht und überprüft.

Der Vergleich macht mich sicher - es hat schon einen Grund, warum die "Blitzer" aus meiner Klasse die Juristerei und nicht die Medizin als ihr Fachgebiet gewählt hatten.

Es hindert dich natürlich niemand so über zwei Fächer zu denken, die du beide nicht im Hauptstudium und bis zum Examen studiert hast, zu denken.

Ob Jura oder Medizin schwerer ist? Keiner (außer dir evtl.) der in einem der Studiengänge wirklich studiert hat würde ich dies anmaßen zu behaupten sein Studiengang benötige mehr Intelligenz usw. Das interessante an deine Beobachtung ist folgende, Medizin (so schrieb ich vorher) ähnelt dem Lernen in der Schule. Jura absolut nicht. Schon hier zeigt sich, vielleicht passte es auch einfach zusammen. Diejenigen die das System der Schule gut verinnerlicht hatten und mit dem klar kommen wählen ein Studium in welchem sie auf ähnliche weise lernen. Die anderen, die für dich "Blitzer" oder "schwächer leuchtenden" darstellen, wählten eben keinen solchen Studiengang. Einen Studiengang, dessen Aufbau mit ihrem Stil zu lernen nicht passt. 

Schon hier würde man als Soziologe und Logiker Feinheiten erkennen.

Es ging bisher nur darum: 

Ein Studium der Rechtswissenschaften basiert großteils auf Auswendiglernen.

Das stimmt nicht. Ist es leichter als Medizin? Die einen sagen ja, die anderen nein, wer hat recht? Keiner. Bis mir dafür empirische Beweise, die aussagekräftig sind vorgelegt werden.

Mit diesen Worten will ich mich dann verabschieden.

Schmitt-Kundig

AviStilo  11.05.2017, 09:24
@manni94

Du sagst Du ja selbst, dass es bei der Juristerei hauptsächlich um theoretisch Erlerntes, "Erstrebertes" geht, eher um auswendig gelernte Systematik denn um echtes "Know How".

Ich habe zwar weder Jura noch Medizin studiert. Ja ich mach gerade erst mein Abi, aber selbst ich erkenne hier den Fehler.

Systematik von "know how" zu trennen ist also würde man sagen:

A: Beim Fußball kommt es darauf an wer die meisten Tore schießt.

B: Nein beim Fußball kommt es darauf an wer gewinnt.

aber naja, war ziemlich interessant die Ausführungen von SchmittKundig zu lesen. Hat mir sehr gut gefallen und tatsächlich bisschen für meine Überlegungen nach dem Abi geholfen.

manni94  11.05.2017, 16:56
@SchmittKundig

das mag deine persönliche Einschätzung sein vielleicht hegst du auch ein persönlichen Groll gegen das Jurastudium aber:

Lieber SchmittKunig, selbstverständlich handelt es sich um eine persönliche Einschätzung, und ich hege keine Groll gegen die Juristerei, im Gegenteil - ich betrachte sie als ein (leider) notwendiges Übel.

Dass ich einen guten Mediziner mehr schätze als einen "logisch" agierenden Rechtsverdreher, wirst Du mir nicht ausreden können. Auch nicht, dass ich jede Natur- und Ingenieurwissenschaft über die Juristerei stelle.

Hallo.

Das kann wohl so sagen. Wem es liegt, dem fällt es nicht so schwer.

Weder noch, studieren ist ja kein Tauziehen.

Kein Unterschied, denke ich.......cheerio

Das tut sich unterm Strich nicht viel.

Für beide Studien setzt du dich einige Jahre häufig auf den Hintern und lernst. Wenn du die notwendige Disziplin und einen langen Atem mitbringst, kannst du beides erfolgreich abschließen.