Chef zahlt nicht, verschweigt er uns Insolvenz?
Hallo, ich bin Azubi im 1. Lehrjahr, bekomme 600€ netto und mein Chef schafft es nicht mehr mein Gehalt pünktlich zu überweisen ... die ersten paar Monate hat alles super geklappt, hatte mein Geld immer am 30. oder 31. drauf, aber seit Januar gibt es Schwierigkeiten. Wir sind ein sehr kleiner Betrieb mit nur 8 Angestellten, meine 4 Kollegen haben seit Februar kein Gehalt mehr bekommen, müssen also nun schon 4 Monate überbrücken.. Ich habe mein Geld immer bekommen, wenn auch verspätet aber ich hab's bekommen. Aber mein Gehalt für Mai ist nun schon 16 tage im Verzug, ich habe meinen Chef schon mehrmals drauf angesprochen, er meinte jedes mal er habe es schon lang überwiesen, das hatte er allerdings auch schon zu meinen Kollegen gesagt die erst letzte Woche einen Teil ihres Gehalts bekommen haben... deshalb glaube ich ihm das jetzt nicht.. Ich weiß dass man Insolvenz melden muss wenn man 3 Monatslöhne ausstehen hat, und auch, dass der Auszubildende sein Gehalt spätestens am 10. drauf haben sollte. Jetzt weiß ich nicht ob ich bei der IHK anrufen soll damit er mal ein bisschen Druck bekommt, der andere Auszubildende hat sein Geld auch noch nicht bekommen.. Wir haben alle ein gutes Verhältnis zueinander im Betrieb, aber seit den Geldproblemen ist alles ein wenig angespannt. Ich weiß nicht ob ich jetzt zu voreilig handle weil ich mein Geld eigentlich immer bekommen habe, aber ich hab Angst dass mein Chef jetzt nicht mal mehr die Azubis bezahlen kann und er uns vielleicht Insolvenz verschweigt??? Ich bin Auszubildende Bürokauffrau, meine Ausbilderin wurde Anfang April gekündigt (die hatte einen an der Waffel), ich schmeiß so ziemlich das ganze Büro alleine, heißt ich schreibe alle Rechnungen und sehe auch was an Rechnungen reinkommt .. Eine Zeit lang hatten wir ewig viele Rechnungen zu bezahlen und Mahnungen, sogar Mahnbescheide und Vollstreckungen. Mein Chef nahm alles sehr locker und meint es wäre alles in Ordnung? Entschuldigt mich für den langen Text aber ich hoffe so bleiben euch eventuelle Fragen erspart :-)
5 Antworten
Guten Morgen! Ich selbst bin seit über 10 Jahren Insolvenzverwalter. Ich kenne diese Situation nur zu gut. In der Tat, hier dürfte Zahlungsunfähigkeit vorliegen, wahrscheinlich sogar in der Form der sog. Zahlungseinstellung.
Ob eine Insolvenzverschleppung vorliegt, kann man aber so nicht beantworten: Insolvenzverschleppung kann nur jemand begehen, der eine Insolvenzantragspflicht hat. Die gibt es nicht bei natürlichen Personen. Wenn also Dein Chef das Unternehmen nicht als GmbH o.ä. führt, sondern als Einzelunternehmen, dann muss er keinen Insolvenzantrag stellen, kann also auch keine strafbare Insolvenverschleppung begehen.
Etwas ganz anderes ist aber die Frage, wie Ihr zu Eurem Gehalt kommt. Es gibt das sog. Insolvenzgeld, das aber nur für 3 Monate rückwirkend ab dem sog. Insolvenzereignis gezahlt wird. Insolvenzeriegnis ist die Eröffnung des Insolvenzverfahrens oder die Abweisung mangels Masse. Und dieses Ereignis setzt erst eine Prüfung der Insolvenzgründe durch das Insolvenzgericht voraus, die Zeit braucht. Wenn also jetzt ein Insolvenzantrag gestellt würde, dann könntet Ihr - wenn Insolvenzgericht und Insolvenzverwalter überdurchschnittlich schnell sind - vielleicht mit einer Eröffnung zum 01.08.2014 rechnen. Dann gäbe es Insolvenzgeld für die Monate Juli, Juni und Mai (3 Monate rückwirkend), der Rest Eures Gehalts wäre mehr oder weniger verloren (Ihr könntet den nur zur Insolvenztabelle anmelden und kriegt dann die Quote).
Deswegen: Ich würde ganz dringend mit dem Chef reden, die IHK einbeziehen und dem Chef gemeinsam mit den Kollegen ein Ultimatum setzen. Wer kein Gehalt bekommt, braucht nämlich auch nicht zu arbeiten. Und was gar nicht angeht, ist, Menschen, die darauf angewiesen sind, ihr Gehalt zu bekommen, immer weiter an der Nase herum zu führen und sie am Ende monatelang umsonst arbeiten zu lassen. Und meine Erfahrung mit vielen Insolvenzschuldnern ist leider, dass sie es schaffen, ihre Belegschaft monatelang oder gar jahrelang bei der Stange zu halten und am Ende sind die Arbeitnehmer die Leid tragenden. Sorry to say, aber ich bin da berufsbedingt gebranntes Kind. Wäre schön, wenn Du hier schreibst, wie es bei Euch weiter geht. Alles Gute!
Da ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung!!!
Wende dich bitte umgehend an die IHK, das geht so nicht. Die IHK kann dir auch behifllich sein, wenn es darum geht, einen anderen Ausbildungsplatz zu finden.
Eine Insolvenz würdet ihr als erstes mitbekommen, da sich der Insolvenzverwalter bei euch melden würde. Es scheint aber so, als ob euer Chef zahlungsunfähig sei.
Erstmal dürftest du uns das garnicht erzählen mit den Mahnungen. Das gehört rechtlich dem Betriebsgeheimnis an, auch wenn man keine Namen nennt.
Ich würd mich an deiner Stelle einfach mal erkundigen, was dir passieren könnte wenn deine Firma insolvent wird. Vllt organisierst du mal einen Termin mit allen Mitarbeitern und deinem Chef zur Aufklärung. Ich würd da jetzt so nicht so schnell Handeln, da du im offensichtlichen noch nicht gefährdet bist, sondern eher deine Kollegen, die dann wenn sie es wollten zur IHK gehen. Ich konnte damals auch nichts machen, weil ich nicht gefährdet war und als Azubi unter einem Sonderschutz stand.
Hm, das hört sich nicht gut an. Ich schließe aus, dass es sich dabei um Vergesslichkeit oder Schlamperei handelt. Wahrscheinlich ist es wohl so, wie du vermutest. Dein Chef steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Ich glaube auch nicht, dass irgendein Investor plötzlich auftaucht und mit seinem Geld die Firma rettet. Ihr müsst mit eurem Chef sprechen, es geht ja auch um eure Zukunft.