Anmeldetresen in Arztpraxen überwiegend indiskret?

10 Antworten

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Solche Situationen, die Sie hier beschreiben, sind auch mir bekannt. Oft liegt das ebenfalls mit an den Bauweisen der Gebäude, finde ich. Viele Arztpraxen - überhaupt auch in Städten - haben normal angemietete Wohnräume als Praxis. Manche sind allgemein sehr beengt - und es gibt allgemein sehr wenig Platz und z. B. kleine Behandlungsräume, in denen man sich kaum umdrehen kann.

...Was soll man da als Patient dagegen tun...?

...Betreffen diese Gespräche an so einer Anmeldung nicht mein Anliegen, versuche ich, so gut es geht, wegzuhören (oder wenn nicht möglich - gleich wieder zu vergessen -) , denn solche Dinge und Krankheiten von anderen interessieren mich da nicht - und außerdem geht mich das eigentlich auch gar nichts an.

Mir ist aber auch schon aufgefallen, dass sich andere Patienten da ganz gegenteilig verhalten - ganz besonders, wenn man sich noch untereinander kennt.

...Und jeder weiß anscheinend auch nicht, dass man sich eigentlich "von Grund auf" selbst etwas "diskret" verhalten sollte, so gut wie möglich.

...Denn der persönliche Arztbesuch ist für so manchen eigentlich ein sehr intimes Thema.

antares2508 
Fragesteller
 26.02.2018, 17:28

Ich habe festgestellt, dass die überwiegende Mehrzahl der Praxen ehemalige Wohnungen sind. Insbesondere, wenn es sich um ältere Gebäude handelt (meistens Gebäude, die bis in die 60er Jahre erbaut wurden). Die sind größtenteils sehr ungünstig eingeteilt. Ich war mal in einer hochmodernen Praxis, dessen Gebäude 2002 fertiggestellt wurde (Hochhaus mit Büros). Dort sind Anmelde- Und Wartebereiche ideal voneinander getrennt und man kann ihn vom Wartebereich aus nicht einsehen und hören.

verreisterNutzer  26.02.2018, 17:30
@antares2508

...Eben..l

Da gibt es himmelweite Unterschiede - und nicht selten ist das "Problem" wirklich baulich bedingt - und das Personal, bzw.. der Arzt, "kann" in diesem Fall gar nix dafür - oder nur sehr schwerlich

Den Eindruck habe ich auch. Telefonate, Arztanweisungen - alles trasparent - würde man an anderer Stelle sagen. Selbst der erwünschte Sicherheitsabstand von wenigen Zentimetern reicht nicht aus, um wegzuhören.

ja, das stimmt. und viele lassen auch noch die Patientenkarteikarten in Stapeln offen auf dem Tresen liegen. Habe ich schon so erlebt bei einer Internistin. Verstösst gegen die Schweigepflicht und Datenschutz.

  • Ist das sooooo schlimm, wenn ein Nachbar weiss, dass ich den gleichen Hausarzt wie er habe?
  • Ist das sooooo schlimm, wenn ich mal telefonisch ein paar Schmerz-, Blutdruck- oder Diabetes-Medikamente bestelle?
  • Ist das sooooo schlimm, wenn ich mitbekomme, dass Frau XYZ ein Pillenrezept abholen will?
  • Ist das sooooo schlimm, wenn du mitbekommst, dass Herr ABC eine Akupunkturbehandlung gegen Schmerzsyndrome bekommt?

Einfach mal drüber nachdenken! (Dieses Problem gab es früher auch an Bankschaltern, wenn man sein wöchentliches Haushaltsgeld dort abgeholt hat und es noch keine Geldautomaten gab!)

Indiskret wird die Angelegenheit von dir als Patientin zum eigenen Vorteil ausgenutzt wird. Ich habe nie darauf geachtet, wenn ein/e Frau/Herr Schmid, Schneider, Müller … ins eigentliche Sprechzimmer gerufen werden!!

Holymoly12  01.05.2018, 23:09

Die von dir genannten Gründe sind nicht sooo schlimm, aber stell dir mal vor du kommst mit Hodenkrebs, Harnverschluss oder Hämoriden zum Arzt und die Damen am Empfangstresen sind undiskret mit deinen Informationen, das wäre doch nicht so toll, oder?

wolfgang1956  02.05.2018, 07:56
@Holymoly12

Wie soll man Herrn Maier sonst ansprechen? Wäre dir ein Aufruf „der Patient mit dem Hodenkrebs“ lieber?

Jetzt denk' bitte mal nach, bevor du hier Unsinn postest!

Bei meinem Hausarzt sagen die Damen, „hier ist ihr Rezept/Überweisung/Verordnung Herr Müller“ oder sie rufen Herrn Schmidt auf! Die konkreten „Wehwehchen“ werden dann mit den Ärzten im Sprechzimmer erörtert!

Jeder normale Mensch akzeptiert, dass dies nicht anders möglich ist und akzeptiert dies!

Holymoly12  04.05.2018, 21:21
@wolfgang1956

Ich meinte keine Undiskretheit mit dem Umgang von Namen, sondern eventuelle Undiskretheiten mit Informationen über Personen.. Wie "So Herr Müller, jetzt nehmen sie erstmal Platz- der Doktor wird sich ihren Analprolaps gleich anschauen" ... oder "Hat Herr Schmidt schon das Rezept für die Zäpchen erhalten?"

Die Bundesärztekammer schreibt dazu:

Die ärztliche Schweigepflicht ist von grundlegender Bedeutung für das besondere Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient2 . Ärzte haben über das, was ihnen in ihrer Eigenschaft als Arzt anvertraut oder bekannt geworden ist, zu schweigen. Die ärztliche Schweigepflicht zählt zum Kernbereich der ärztlichen Berufsethik. Die rechtliche Ausgestaltung der Schweigepflicht erfolgt durch die Bestimmungen des § 9 Abs. 1 der (Muster-)Berufsordnung der in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte (MBO-Ä) sowie die entsprechenden Regelungen der Berufsordnungen der Landesärztekammern3 .

Neben dem Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient umfasst der Schutzzweck der ärztlichen Schweigepflicht auch die Wahrung des Patientengeheimnisses, dessen Verletzung durch den Arzt mit Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann.

Bei der elektronischen Datenverarbeitung in der Arztpraxis ist ebenfalls das Recht auf informationelle Selbstbestimmung des Patienten zu beachten. Für die niedergelassenen Ärzte sind insoweit die Bestimmungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) einschlägig. Besondere Relevanz erfahren die Datenschutzvorschriften im Hinblick auf die ärztliche Dokumentationspflicht und den damit korrespondierenden Auskunfts-, Einsichtnahmeund Herausgaberechten des Patienten. Die Verpflichtung zur ärztlichen Dokumentation ergibt sich aus § 10 Abs. 1 MBO-Ä sowie gemäß § 630f Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) aus dem Behandlungsvertrag. Der Einsatz von EDV in der Arztpraxis kann nicht mit der privaten Nutzung von Computern verglichen werden. Deshalb sind beim beruflichen Einsatz in der Arztpraxis auch aus strafrechtlichen und haftungsrechtlichen Gründen besondere Schutzvorkehrungen erforderlich. Besondere Bedeutung kommt insoweit der Technischen Anlage zu diesen Empfehlungen zu. Diese gibt einen kompakten und weitgehend allgemeinverständlichen Überblick über die zu empfehlenden IT-Sicherheitsmaßnahmen in den Arztpraxen. 2. Die ärztliche Schweigepf

antares2508 
Fragesteller
 26.02.2018, 17:33

Ich war mal bei einem Psychiater und da war es ganz krass. Ich meine, psychiatrische/psychologische Dinge sind doch, sehr, sehr heikel und empfindliche Details eines Menschen. Dort befand sich der kleine Warteraum direkt neben dem Anmeldebereich - es waren keine zwei Meter Abstand dazwischen! Man konnte alles mithören! Telefonate und Patienten am Tresen, die ihre Probleme schilderten und was sie mit dem Arzt besprochen haben und welche Medikation eingestellt wurde. Ich fand, dass das eigentlich nicht mehr tolerierbar war.