Zusammenhänge zwischen religion und liebe?

4 Antworten

Hallo Reina666,

wenn Liebe selbst aus einem Glaubensinhalt heraus Göttlich ist, ist sie bereits universal. Hätte sie diese Universalität nicht, bestünde die Möglichkeit, Menschen in Bezug auf Liebe zu diskriminieren; und Liebe könnte zum Religionismus werden.

Einige Gedanken, die ich mir gemacht habe, die aus meiner Lebenserfahrung heraus erwachsen sind:

Man kann Liebe unabhängig jeglicher Religion aus Raum- und Zeitlosigkeit darstellen. Dabei liegt lediglich eine Vermutung eines "Jenseits" unserer natürlichen Welt (allgemeiner: der Raumzeit), das selbst in seiner Eigenschaft raumzeitlos anzunehmen ist, zu Grunde. Erweitern wir unseren "Horizont" auf dieses "Jenseits", dürfen wir die Liebe mit einigen wenigen zwingenden Eigenschaften für uns in Anspruch nehmen.

Die Universalität der Liebe ist in dem Ansatz in sich gegeben: schon die Raumzeitlosigkeit des "Jenseits" bedingt dies. Aus der Raumlosigkeit folgt die Einheit in Liebe - z.B. die Einheit sich in dem Sinne liebender Menschen. Aus der Zeitlosigkeit folgt über eine Prozesslosigkeit, das von der Liebe nur etwas ausgehen kann. Gleichermaßen kann sie dieses Etwas wahrnehmen. Für in dem Sinne liebende Menschen füllt sich diese Methodik mit Inhalten, es folgt dann ein Geben und Schenken. Jegliches Fordern oder Erwarten schließt sich aus, da dies einen Prozess in sich und bereits ohne Inhalte erfordern würde.

Aus all dem entsteht Fülle und größtmöglicher Freiheitsgrad für alle Menschen gleichermaßen.

Das könnte so manche Religion - u. a. Jesus Christus als Person - erkannt haben. Und bei Jesus sehe ich diese Message in vielem, was über ihn überliefert ist.

So universal die Liebe ist, so individuell sind die Menschen. Es wird sich zwischen einzelnen Menschen die Einheit immer in einer ihnen darstellbarer Nähe ausdrücken. Oft ist sie in dem Menschen, mit dem sie geteilt werden soll, beschränkt.

Geben und Schenken orientiert sich dann an den Möglichkeiten der Menschen. Das ist damit oft in dem Menschen, der geben und schenken will, beschränkt.

Wir mögen diese Unterschiedliche Ausdrucksformen und -intensitäten der Liebe beobachten und den Eindruck haben, dass es sich um unterschiedliche "Lieben" handelt. Doch ist jeglicher Ausdruck von Liebe nicht notwendigerweise an Liebe gebunden: er kann auch für eigene Zwecke missbraucht werden. Dabei ist das Prinzip der Fülle und der Freiheitsgrade für alle (Beteiligten hier) verletzt, und wir können nicht mehr von Liebe sprechen.

Letzteres findet man z.B. in Bezug auf Nähe zwischen Menschen, wenn solche Nähe gesucht wird, um von jemandem etwas zu bekommen, für sich Fülle anzuhäufen. Liebe wäre es, wenn jemand die Nähe eines Menschen sucht, um sich dem Menschen anzubieten, auch ein Stück weit dieser Mensch zu sein, um ihm oder ihr Freiheitsgrade zu eröffnen.

Ein besonders heißes Thema ist Sexualität. Sofort fällt bei ihr auf, dass sie als der wohl intensivste Ausdruck der Einheit von Menschen betrachtet werden kann. Ihre Ausprägungen in Richtung Nicht-Liebe (noch unter Vorwand des Begriffs der Liebe) ist hinreichend bekannt. Vielleicht ist sie gerade wegen der Einheit - mehr geht ja nicht - ein solches heißes Eisen.

Menschlich archaisch ist eine Partnerschaft, letztlich um in dieser Gemeinschaft besser zu überleben und die Art zu erhalten. Für letzteres ist zumindest historisch wiederum Sexualität rein biologisch notwendig. Da Liebe universal zwischen Menschen gilt, ist sie eine Grundlage für eine Partnerschaft, wo zwischen den Partnern und Partnerinnen Fülle und Freiheitsgrad sowie Nähe (für die Einheit) sehr einfach maximal werden kann. Geht es um Kinder, lässt sich das als ein Schenken von neuem Leben darstellen (reine Arterhaltung wäre egoistisch und wieder außerhalb der Liebe).

Die Nächstenliebe drückt ein zwischen Menschen ein Geben und Schenken aus, ohne dass diese Menschen eine sehr große Nähe eingehen müssen. Es ist ein Moment der Liebe - doch kommt jeglicher Ausdruck von Einheit viel zu kurz. Ferner mag der gebende Mensch lieben, der Mensch, der die Dinge entgegennimmt, könnte den gebenden Menschen ausnutzen wollen.

Dieses Beispiel führt vor Augen, dass Liebe in dem, was von einem Menschen in Liebe ausgeht, bereits hinreichend ist. Sie hängt nicht davon ab, was jemand anders aus gegebener Fülle oder ermöglichten Freiheitsgraden macht. Aber auch die Umkehrung ist in Liebe gegeben: jemand kann etwas in Liebe wahrnehmen, was unabhängig von jeglicher Intention dieses Etwas ist.

Ein Beispiel hierzu ist, wenn wir irgendwo einen Menschen sehen, dieser Mensch uns innerlich in Liebe berührt. Dabei könnte dieser Mensch sich so präsentieren, nur um z.B. ein Produkt, an dem er oder sie verdient, zu vermarkten.

Ich habe in mancher Religionsgemeinschaft die Erfahrung gemacht, dass viel von Liebe in abstrakter Weise gesprochen wurde. Geben und Schenken war für viele noch einfach - aber größere Nähe eher in besonderen Gruppen möglich. Heute mag ich sagen, dass trotz aller gegebenen Göttlichkeit zuwenig Vertrauen geherrscht, zu viel Angst, benutzt zu werden, geherrscht hatte.

Von Gott habe ich in meinen ganzen Ausführungen nicht gesprochen - aber von einer Göttlichkeit als Lebenseinstellung von Menschen. Damit ist Liebe nicht etwas, was Menschen von einer Gottheit auferlegt wird, sondern etwas, was aus den Menschen selbst kommt. So dürfen wir wieder Jesus verstehen, wenn er von einer Veränderung von Lebenseinstellungen (Buße) gesprochen hatte.

Jesus sprach noch von Gott - aber Liebe geht ohne Gott als Person: auch fordert das eingangs von mir angesprochene "Jenseits" keine Person Gott. Dafür darf sich aber unsere Göttlichkeit in unserer eigenen Gedankenwelt in einer Persönlichkeit Gott manifestieren. Eine solche Wahrnehmung ist individuell und nicht für alle Menschen zwingend.

Auch wenn wir das "Jenseits" nur vermuten, es uns ein universales Modell zur Liebe bietet, Liebe in einem Leben darstellbar und beobachtbar ist, verleiht uns die Frage nach unserer eigenen Identität ein sehr große Affinität zur Existenz dieses "Jenseits". Das ist noch keine Religion, das braucht auch keine Religion. Mit unserer Göttlichen Einstellung zur Liebe sind wir in diesem "Jenseits". Darum verwende ich auch den Begriff der Göttlichkeit an der Stelle. Über unser natürliches Leben hinaus sind wir insbesondere zeitlos - und zeitlicher Näherung ewig. Hatte aber auch Jesus schon von gesprochen.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

Religionen behaupten gerne besonders viel mit Liebe zu tun zu haben. Der Liebe des jeweiligen Gottes gegenüber den Menschen, der Liebe der Priester zu den AnhängerInnen, der Liebe der Eltern gegenüber ihren Kindern etc.etc.

Da Liebe positiv gesehen wird, beanspruchen viele Religionen in ihrer Propaganda den alleinigen Anspruch auf Liebe. Nur wer der Religion angehört kann "wahre Liebe" empfinden und wer nicht der Religion angehört denkt lediglich lieben zu können, aber ohne der Liebe des jeweiligen Gottes ist diese Liebe inhaltslos und leer etc.etc.

Tatsächlich haben Religionen nur in zwei Punkten mit Liebe zu tun: Erstens der Liebe zur Macht die religiöse Führungskräfte über die AnhängerInnen ausüben und der Lüge von Liebe die ich oben geschildert habe.

Dazu gibt es ein gutes Zitat von Alice Miller:

Wenn Menschen Liebe gepredigt wird, lernen sie nicht lieben sondern predigen.

Ob du die Aufgabenstellung jetzt im Sinne der religiösen Propaganda oder im Sinne der Wahrheit bewältigst, liegt an dir.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Recherchen und Forschungen
EarthCitizen20  07.04.2020, 12:15

Viel beobachtet - leider.

Doch habe ich auch beobachtet, dass sich innerhalb einer Religionsgemenschaft ein kleiner Kreis, der Liebe ohne religionistische Anspruche für sich in Anspruch genommen hatte. Fast zeitgleich hatte ich auch einen Kreis von Menschen, die religiös nicht aktiv waren, in gleicher Weise kennengelernt.

Über das Zitat musste ich etwas schmunzeln - aber ich geben den Worten recht: es wird dann ein Predigen draus (gemacht).

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Er fragt dich danach wie Liebe und Religionen miteinander Harmonieren,zusammenspielen, Funktionieren, geregelt sind...

Woher ich das weiß:Recherche