Zum Psychiater trotz Psychotherapie?

5 Antworten

es ist ja so, dass man die Diagnosen am Anfang einer Therapie bekommt

Sofern du ohne Einweisung, auf der bereits eine Verdachtsdiagnose vermerkt ist, zu einem Psychotherapeuten gehst, stellt dieser natürlich erst einmal eine eigene Verdachtsdiagnose. Eine gesicherte Diagnose kann erst später und, je nach Erkrankung, ggf. auch erst nach weiteren Untersuchungen (körperlich, neurologisch, testpsychologisch, etc.) gestellt werden.

und deswegen wollte ich fragen ob es möglich ist zu einem Psychiater zu gehen, obwohl ich gerade in Behandlung bin.

Ein Psychiater ist ein Facharzt für Psychiatrie. Genauso wie du gleichzeitig zur Physiotherapie und einem Orthopäden gehen kannst, kannst du auch zur Psychotherapie und zu einem Psychiater gehen.

Mit deinem Therapeuten solltest du darüber aber bitte einmal in Ruhe sprechen; irgendwelche Ärzte oder Therapeuten ohne deren gegenseitiges Wissen zu konsultieren ist nicht unbedingt hilfreich. Äußere genau deine Beschwerden und frage, ob er diese einschätzen kann. Wenn du denkst, dass eine weitere Diagnostik sinnvoll wäre, dann äußere auch dies.

Gegen einen Termin bei einem Psychiater sollte dein Therapeut sowieso nichts einzuwenden haben, außer bei sehr gut therapierbaren Erkrankungen (bspw. akute Belastungsreaktion oder leichte depressive Episode) kann eine Abklärung beim Facharzt nie schaden. Eventuell wird dein Therapeut dir auch vorschlagen, zur ambulanten Sprechstunde in einem psychiatrischen Krankenhaus zu gehen, auch dies kannst du in Betracht ziehen.

LG

raeucherstabl 
Fragesteller
 05.09.2023, 19:53

Ich habe das Thema sehr oft angesprochen, nur sagt sie nicht viel dazu und möchte es dann eben nicht machen.

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JohanneXXplejad  08.12.2023, 14:38
@raeucherstabl

Frag doch mal direkt warum sie sich dazu nicht äußert? Unabhängig davon kannst du jederzeit zum Psychiater gehen. Jedoch diagnostizieren sowohl Therapeutin wie auch Psychiater aufgrund der Symptomatik, die du schilderst. Da gibt es natürlich Ermessensspielräume und manchmal ist es schwierig zu entscheiden, welche Diagnose genau es ist (da würde man dann ggf weitere Tests und Abklärung heranziehen), aber grundsätzlich sollten beide zum gleichen Ergebnis kommen, wenn du ihnen das gleiche über deine Symptomatik erzählt hast.

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Ein Psychiater kann Diagnosen stellen. Allerdings ist es in der Regel so, dass ein Psychiater Medikamente verschreibt. Man kann dort auch hingehen, wenn man in Psychotherapie ist. Einige Patienten haben beides. Die Frage ist aber, ob der Psychiater die Diagnostik neu macht und sich dein Wunsch wirklich so umsetzen lässt. Grundsätzlich darfst du dir natürlich eine zweite Meinung einholen.

Ich kann deinen Wunsch verstehen. Ging mir auch so.

Möglicherweise hast du aber eine falsche Erwartung. Man kann insb bei mehreren psychischen Erkrankungen in den wenigsten Fällen zu Beginn alle Diagnosen sicher stellen.
Das liegt daran, dass sich Symtome oft überschneiden und es entsprechend eine Weile dauert, bis man alles auseinandergenommen und verstanden hat.

Deshalb entstehen und verändern sich Diagnosen oft während der aktiven Therapie, wenn weitere Zusammenhänge ans Licht kommen. Manchmal braucht es auch eine ganze Weile und verschiedene Blickwinkel.

Das ist leider nicht so einfach wie bei körperlichen Erkrankungen.

Natürlich kannst du nochmal einen Termin bei einem Psychiater machen und dir eine zweite Meinung holen. Das wird dir aber kaum etwas bringen. So schnell geht das alles leider nicht.

Ich würde dir raten, dich auf die Therapie einzulassen und abzuwarten. Spreche offen und genau über deine Probleme und Symtome, so wird sich ein ganzes Bild irgendwann zusammensetzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigenerfahrung, Notfallsanitäterin i.A
raeucherstabl 
Fragesteller
 06.09.2023, 00:15

Ich bin seit zwei Jahren in Therapie und wir haben alle Themen schon angesprochen und mit den meisten auch abgeschlossen. Nur habe ich das Gefühl ich komme nicht weiter, wenn ich den Dingen keinen Namen geben kann.

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Ja, das ist möglich, je nach (vermuteter) Diagnose aber nicht immer sinnvoll. Zum Beispiel gibt es für Diagnosen wie Autismus spezielle Zentren und nicht jeder sollte die Diagnose einfach so stellen.

Die Frage ist aber: Wieso sprichst du mit deiner Therapeutin nicht über die weiteren dich belastenden Dinge? Sie sollte dir alle relevanten Diagnosen vergeben, die du zur Behandlung deiner Erkrankung(en) brauchst. Wenn du ihr nicht vertraust oder euer Arbeitsverhältnis belastet ist, so ist es am sinnvollsten, das zu klären und daran zu arbeiten, anstatt jemand Dritten in die Behandlung mit einzubeziehen. Und wenn ihr gar nicht auf einen grünen Zweig miteinander kommt, macht ein Therapeutenwechsel vielleicht mehr Sinn.

Des Weiteren würde ich empfehlen, einen weiteren psychologisch-psychiatrischen Kontakt mit ihr abzusprechen. Es ist wichtig, dass alle Behandelnden voneinander wissen und so Hand in Hand mit dir gemeinsam an deinen Problemen arbeiten können. Es macht keinen Sinn, wenn teilweise unterschiedliche Diagnosen und dann folgerichtig auch unterschiedliche Therapien angewandt werden. Zuweilen blockieren sich Therapien gegenseitig (z. B. verringern angstlösende Medikamente die Wirkung von expositionsbasierter Psychotherapie bei Angststörungen) oder sie sind in bestimmter Reihenfolge am sinnvollsten (zum Beispiel macht es Sinn, erstmal eine soziale Angststörung zu therapieren, um die Teilhabe an der Gesellschaft wieder zu ermöglichen, und dann erst die Depression, die entstanden ist, weil keine Teilhabe an der Gesellschaft mehr möglich war aufgrund der Angststörung).

Liebe Grüße!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – M. Sc. Psychologie

Dann rede doch mit der PT auch über die anderen Themen; dann könntest du ja auch bei dieser weitere Diagnosen bekommen, wenn es dir so auf die Menge ankommt …