Zensur während Augustus?

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https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-476-05468-5_26

Im Jahre 8 n. Chr. wurde Ovid (Publius Ovidius Naso, 43 v. Chr.-17 n. Chr.), der letzte noch lebende große Dichter Roms, plötzlich von Augustus durch persönliches Edikt nach Tomi (Tomis, heute Constanta) am Schwarzen Meer relegiert, für damalige Begriffe ans Ende der Welt. Offen ist die Frage nach dem Grund. Zwei Ursachen, so der Dichter, soll es gegeben haben. Die erste sei ein Gedicht, offenbar die »Liebeskunst«, die man als ein Lehrbuch des Ehebruchs diffamierte. (Doch klingt dies eher nach einem Vorwand, denn das Werk war schon acht Jahre ungehindert in Umlauf.) Den anderen Grund darf Ovid nicht nennen. Er deutet an, er habe unwissentlich etwas Verbotenes mit angesehen. Da der Zeitpunkt von Ovids Exil ungefähr mit der Verbannung der Enkelin des Augustus, Julia, zusammenfällt, vermutet man, Ovid habe entweder Kenntnis von deren Ehebruch mit D. Junius Silanus gehabt oder sich an Julias vergeblichem Eintreten für Agrippa Postumus, den letzten leiblichen Nachkommen des Kaisers, als dessen künftigen Nachfolger beteiligt. Andere vermuten gar — was ins Reich der Fabel zu verweisen ist — in Ovids Liebesdichtungen sei »Corinna« ein Deckname für Julia.

Kaiser waren nie für die Demokratie, nur der Autoritarismus hat ihre Macht gesichert.