Wozu der Leichenschmaus nach einer Beerdigung?

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Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es ist nun mal in unserem "Erdenleben" so, dass der Tod eines Menschen so "normal" ist wie seine Geburt.

Viele Menschen wollen dies nicht wahrhaben und wünschen, "ewig leben zu können" oder "einen geliebten Menschen niemals zu verlieren". Das ist ein "Wunschdenken", aber leider "keine Realität". - Daran können wir alle nichts ändern!

Der Verlust eines Menschen, vor allem eines geliebten Menschen, ist eine traurige Angelegenheit, die unbestritten sehr schmerzlich ist. Allerdings ist es so, dass das Leben weiter geht bzw. weiter gehen muss, und man sollte die Zeit, die einem selbst noch verbleibt, nicht unendlich mit dieser Trauer belegen, sondern zukunftsorientiert und wieder positiv denken und damit Lebensfreude verbinden können.

Positiv möchte ich in diesem Zusammenhang verzeichnen, dass - so zwiespältig es auch anmuten kann - gerade eine nach der Beerdigung stattfindende Trauerfeier bzw. ein Leichenschmaus dazu beitragen kann, viele Verwandte und Freunde des Verblichenen wieder zusammen zu führen (wobei durch verschiedene Gespräche selbstverständlich auch Heiterkeit zum Ausdruck kommen kann!), die sich ansonsten im Leben nie mehr begegnen würden. - Das habe ich selbst erlebt!

katwal  17.08.2011, 09:46

Danke für die Auszeichnung. Das freut mich.

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...Weil das Leben weiter geht, man besinnt sich darauf, dass man selbst noch am Leben ist und es auskosten sollte, solange wie es noch geht. Wenn du nichts essen kannst, dann ist das nicht schlimm - muss man auch nicht. Es gibt in der Runde immer Leute, die an dem Tag einfach nur nachdenken wollen und nichts runter bekommen oder essen wollen. Aber Gesellschaft tut gut, insbesondere den Trauernden.

Der Leichenschmaus ist eine alte Tradition und dient auch dem Ehrgedenken des/der Toten. Man feiert zu Lebzeiten alle möglichen Ereignisse mit dem Freundes- und Verwandtenkreis, wie z.B. runde Geburtstage, Hochzeit, Geburt, Taufe, Kommunion/Konfirmtion usw. Da ist es nur die logische Konsequenz, dass der/die Verstorbene bei einem gemeinsamen Zusammensitzen nach der Beerdigung nochmals in der Gedankenwelt der Hinterbliebenen und Freunde mit einbezogen wird. Der Tod bedeutet in dem Fall nicht gleichzeitig Ende. Der/die Verblichene lebt im Andenken und in den Herzen derer weiter, die noch weiter unter den Lebenden weilen. Beim Leichenschmaus erzählt man sich Geschichten, die man mit dem Verblichenen erlebt hat, man ist lustig trinkt auch mal ein Glas auf den Verstorbenen, so, als würde er noch mitten unter den Zurückgebliebenen leben. Und so ist es ja tatsächlich: Der Versorbene lebt in der Erinnerung weiter, pünktlich zu seinem Geburtstag werden Blumen auf das Grab gelegt, so, wie man sie ihm früher persönlich gebracht hat. Auch für den Sterbenden ist es ein Bedürfnis zu wissen, dass seine Freunde und Verwandten gemeinsam am Grab sein werden und mit "ihm zusammen feiern" nach der Beerdigung. Das, was abartig anmuten will, ist es durchaus überhaupt nicht. Der Tote lebt auf deise Art weiter. Und auch so etwas kann Trost für einen Sterbenden sein. Es gibt Menschen, die sogar in ihrem Testament aufschreiben, wie ihre Beerdigung und der anschließende Leichenschmaus verlaufen sollen. Ich habe für mich z.B. entschieden, dass auf dem Weg zum Grab und dort angekommen sowie hinterher beim Leichenschmaus eine Jazzband im Stile von New Orleans spielen soll. Es dürfte aber durchaus auch eine Rockband sein, wenn das die Friedhofsordnung nicht verbietet. Das wäre dann meine letzte "große Feier". Dieser Gedanke hat etwas Tröstliches und nimmt so auch den Schrecken vor dem Tod, wenn man sich vorstellt, wie alle zusammen feiern, auch, wenn man selbst nicht mehr daran teilnehmen kann. Aber man (frau) ist eben der Anlaß, dass überhaupt gefeiert wird. Für Dich war es befremdlich, aber für Deine Mama wäre es toll gewesen, wenn sie sich jemals hätte vorstellen können, dass so Viele ihretwegen zusammenkommen und sich ihrer erinnern. Wenn man selbst bereits einige Beerdigungen von Verwandten und Freunden miterlebt hat, wird es einem erst bewußt, wie wichtig solche Traditionen sind. Und deshalb wünscht man sich so etwas auch für die eigene Beerdigung. In so einem Fall sollten die Hinterbliebenen das respektieren und ihr eigenes Gefühlsleben dem unterordnen. Das verbietet jat nicht, dass man selbst traurig ist und weint. Aber man hat dadurch auch das Recht hinterher wieder fröhlicher zu sein und zum Alltag überzugehen. Eine Trauerarbeit muß geleistet werden, sie soll aber nicht immer und ewig währen. Man muß Tote loslassen können und die Toten die Hinterbliebenen. Das wird auch durch den Leichenschmaus erreicht.

War bei mir die selbe Situation, ende Januar ist meine Mutter gestorben, und nach der Beerdigung das selbe. Mein Vater meinte ungefär, dass dabei eben Menschen zusammenkommen, die sich seltener sehen und diese sich dann auch (beim Essen) unterhalten wollen.

Mir geht es so wie Dir. Ich habe so negative Erfahrung mit diesem "Leichenschmaus" gemacht, dass ich für mich festgelegt habe, dass so etwas nicht stattfinden soll, falls es mich mal erwischt.

Der Sinn ist, neben all der Trauer wieder gemeinsam nach der Beerdigung in den Alltag zu kommen. .... leider vermasseln es immer wieder Menschen, die sich einfach nicht benehmen können.