Worin liegt das Problem der Bergpredigt?

14 Antworten

Aus der Feldpredigt bei Lukas wird die Bergpredigt bei Matthäus, aber ich glaube kaum, dass Du diese Problematik meinst...

Entstanden ist dieses Bild offenbar ohne einen konkreten Bezug, es ist also eine Sammlung von Aussprüchen, die zunächst in der Ur-Feldrede komponiert wird und dann bei Matthäus die wohl populärste Stelle des NT wird...

So richtig problematisch werden Jesus Worte allerdings im Hinblick auf die damals üblichen Vorgehensweisen, darunter ist sicher die Feindesliebe, denn es war mehr als unüblich Nicht-Stammesmitglieder überhaupt zu akzeptieren. Weiterhin steckt er den Rahmen der mosaischen Gesetze viel weiter, nicht das Morden oder Ehebrechen ist alleine verwerflich, sondern alleine der Gedanke daran. Nicht der Meineid ist verwerflich sondern bereits das Schwören.

Die Auseinandersetzung mit der Deutung des Willen Gottes schafft einen enormen Paradigmenwechsel, auch wenn uns das heute so nichtig vorkommt. Die 10 Gebote erscheinen auf der einen Seite verschärft, aber dann muss man bedenken, dass für die Juden alle Gesetze gleichwertig waren, also waren selbst die Essensvorschriften genauso wichtig wie das Gesetz "Du sollst nicht töten".

Die Goldene Regel " Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!" (Lukas 6:31) oder "...Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften« (Markus 12:29-30) macht es eigentlich am Deutlichsten!!!

Daraus wird bei Paulus:

8 Seid niemandem etwas schuldig, außer dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. 9 Denn was da gesagt ist (2.Mose 20,13-17): »Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren«, und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst (3.Mose 19,18): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.« 10 Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung. (Römer 13:8-10)

und genau das ist einige Jahre nach dem Wirken von Jesus die Hauptunterscheidung zwischen den Juden und den Juden-Christen, darauf beruht sicher auch ein großer Teil des universellen Erfolges, kein Wunder, dass sich die Juden mit diesen Worten nicht leicht taten, denn darin steckt die ganze Revolution der Lehre des Nazareners...und die Antwort auf Deine Frage...:-)

helmutwk  02.04.2013, 19:03

und genau das ist einige Jahre nach dem Wirken von Jesus die Hauptunterscheidung zwischen den Juden und den Juden-Christen

Nö, so kann mensch das nicht sagen.

Erstens zitiert Paulus ja nicht Jesus, sondern das Alte Testament, zweitens gab es auch andere Juden, die keine Judenchristen waren und es genauso sahen, drittens sind gerade die Leute, die das ganz anders sahen, in zwei Aufständen (66-70, 132-135) grandios gescheitert, und viertens geht das heutige Judentum auf die Leute zurück, die anschließend solche Leute "exkommuniziert" haben.

Dass Jesus einen radikalen "Zaun um die Thora" baut, der ganz anders ist als die "Zäune", die wir im z.B. Talmud sehen, ist aber schon richtig.

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Kaimosi  02.04.2013, 19:07
@helmutwk

Die Quintessenz von Paulus ist aber nicht das Zitieren des AT sondern er sagt, "wer die Goldene Regel verwirklicht, kann die 10 Gebote getrost vergessen"...

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helmutwk  02.04.2013, 19:47
@Kaimosi

Die Quintessenz von Paulus ist aber nicht das Zitieren des AT sondern er sagt, "wer die Goldene Regel verwirklicht, kann die 10 Gebote getrost vergessen"...

So was hat doch auch Hillel gesagt (oder war Gamliël?).

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Kaimosi  02.04.2013, 20:00
@helmutwk

Rabbi Hillel...und natürlich waren längst nicht alle Pharisäer den Gedanken Jesu abgeneigt...

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Ich weiß nicht und kann es auch nicht beurteilen, ob es schlicht daran liegt, dass sie fehlerhaft übersetzt, oder daran, dass sie bewusst in dieser Weise manipuliert wurde...

Fest steht, dass sie auf den Zeilen gelesen, wörtlich genommen, den Menschen von sich selbst entfernt, zu einem schwachen und wehrlosen Geschöpf macht.

Die Tatsache, dass es sich hier um INNERE Prozesse dreht, dass es Metaphern sind für eine Auseinandersetzung mit den eigenen inneren Aspekten, Bewusstwerdungsprozesse auf geistig-seelischer Ebene, die ins eigene Herz führen, bleibt unerwähnt.

Das Radikale daran ist durchaus berechtigt und notwendig (notwendend), aber eben auf innerer Ebene.

So wie wir die Bergpredigt kennen, erweckt es den Anschein, als ob es Verhaltensregeln wären, als ob es "richtig" wäre, sich in dieser Weise in der Welt zu bewegen. Das ist ein großer Irrtum und eine große Täuschung!

Es sollte eine "Anleitung" in metaphorischer Form sein, wie Mensch den Weg "zurück" zu sich Selbst und damit zu LIEBE und LICHT, dem LEBEN selbst findet.

helmutwk  02.04.2013, 19:08

Fest steht, dass sie auf den Zeilen gelesen, wörtlich genommen, den Menschen von sich selbst entfernt, zu einem schwachen und wehrlosen Geschöpf macht.

Aber gerade diese Schwachen setzen sich immer wieder gegen die Starken durch. "Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche".

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Angel84  02.04.2013, 19:15
@helmutwk

Ich spreche nicht von körperlicher Schwäche, sondern von geistig-seelischer Schwäche...

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helmutwk  02.04.2013, 19:48
@Angel84

Ich spreche nicht von körperlicher Schwäche, sondern von geistig-seelischer Schwäche...

Ich habe auch nicht von körperlicher Schwäche gesprochen, sondern von Leuten, die sich an die Bergpredigt gehalten haben.

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Hallo ZIRKUSPFERD!

Das Problem in Verbindung mit der Bergpredigt ist heute das selbe wie zu Jesu Zeiten auf der Erde - die zwiespältige Akzeptanz. Jesus selbst ist das sofort aufgefallen. Was Matthäus am Ende der Bergpredigt konstatiert, hatte der aufmerksame Redner schon eine ganze Weile beobachtet (Mat.7:28; alle Zitate Gute Nachricht, Bibel)

"28 Als Jesus seine Rede beendet hatte, waren alle von seinen Worten tief beeindruckt."

Er hatte bemerkt, mit welcher Bewunderung, ja, vielleicht Andacht, die Zuhörer seinen Lehren zuhörten, erkannte wohl auch zustimmendes Nicken, hörte einige leise gemurmelte "Amen", manch einer flüsterte vielleicht: "Schön wär ´s."

Der große Lehrer Jesus erkannte allerdings auch, woran es seinen andächtigen Zuhörern mangelte - zumindest einem großen Teil. Darum sprach er diese direkt an (Lukas 6:46):

46 »Was nennt ihr mich immerzu ›Herr‹, wenn ihr doch nicht tut, was ich sage?"

Mit einem Gleichnis machte Jesus allen deutlich, dass sie Nutzen aus seinen Lehren nur erlangen könnten, wenn sie das Gelernte im täglichen Leben anwenden würden:

47 Wer zu mir kommt und meine Worte hört und sich nach ihnen richtet – ich werde euch zeigen, wem er gleicht: 48 Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und dabei tief grub und die Fundamente auf Felsgrund legte. Als das Hochwasser kam, prallten die Fluten gegen das Haus, aber es blieb stehen, weil es so fest gebaut war. 49 Wer dagegen meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, ist wie ein Mensch, der sein Haus einfach auf das Erdreich stellte, ohne ein Fundament. Als die Fluten dagegen prallten, fiel es sofort in sich zusammen und alles lag in Trümmern.«

Das Problem in Verbindung mit der Bergpredigt besteht genau so auch heute: Zustimmung von allen Seiten, verbal... "Das wäre schön, wenn alle so dächten!" Wer aber tut das, was Jesus lehrt, wer richtet sich danach?

Das Fazit, das für uns alle heute gilt, bringt Jakobus auf den Punkt in Kapitel 1 Vers 22:

"22 Es genügt aber nicht, dieses Wort nur anzuhören. Ihr müsst es in die Tat umsetzen, sonst betrügt ihr euch selbst!"

kdd1945  05.04.2013, 01:19

Zu der von kaimosi angesprochenen "Problematik":

Aus der Feldpredigt bei Lukas wird die Bergpredigt bei Matthäus, aber ich glaube kaum, dass Du diese Problematik meinst..

Matthäus 5:1, vor der Bergpredigt

1 Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm.

Matthäus 8:1, nach der Bergpredigt

1 Als Jesus von dem Berg herabstieg, folgten ihm viele Menschen.

Lukas Kapitel 6 (NeÜ)

12 Damals zog Jesus sich auf einen Berg zurück, um zu beten. Er betete die ganze Nacht. 13 Als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und wählte zwölf von ihnen aus. Er nannte sie Apostel. 17 Mit ihnen stieg Jesus den Berg hinunter bis zu einem ebenen Platz, wo sich eine große Schar seiner Jünger versammelt hatte.

Jesus stieg zunächst hoch auf den Berg, dann später ein Stück Wegs hinunter, bis zu einem "ebenen Platz", aber immer noch im Bereich des Berges.

Also keine "Feldpredigt".

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Lies sie durch- wenn Du Probleme findest, schreib darüber- findest Du keine, erläutere, warum Du darin kein Problem siehst. Ist ja Deine Aufgabe. Wenn es eine Aufgabe für die Schule ist und man darin ein Problem sah, wurde es sicher vorher vermittelt. Nimm dann als Basis das, was man als Problem definierte. Aber- wo ist da was radikal?

Naja, ich weiß nicht, ob es ein Problem ist, aber zumindest spaltet Jesus. Eine Hälfte der Menschen segnet er, die anderen nicht. Er bevorteilt die am Leben gescheiterten.