Woher kommt das Bedürfnis nach Perfektion?

10 Antworten

Hallo Ahnuld!

Ich stelle mir vor, dass das Bedürfnis nach Perfektion aus dem Wunsch resultiert, unangreifbar zu werden, da man keine Fehler mehr macht.

Dieser Wunsch wiederum könnte entstehen, wenn man in einem Umfeld lebte oder lebt, in dem das Fehler machen nicht als normaler Aspekt in der Entwicklung eines Menschen gesehen wird, sondern als möglichst schnell zu tilgende Schande, als Makel. Meist verbunden mit viel zu wenig unterstützendem Lob, sondern vielmehr deutlicher Abwertung und möglicherweise Liebesentzug.

Dagegen ist der Wunsch, sich zu verbessern in seinen Fähigkeiten und Fertigkeiten, dazu zu lernen und neugierig zu sein und zu bleiben für mich der Ausdruck eines angemessenen Verhaltens.

LG

gufrastella

Der Hang zur Perfektion ist eine Veranlagung, die einen Menschen von innen heraus antreibt, beste Ergebnisse abzuliefern.

Wenn eine Arbeit nach großer Anstrengung fertig und perfekt ausgefallen ist, kann sich das Gehirn zufrieden 'zurücklehnen'; das Beste vom Besten ist geschafft: dann ist nämlich lt. dem Hirnforscher Prof. Gerald Hüther der langersehnte Zustand maximaler Ökonomie erreicht, in dem das Gehirn den Energiesparmodus einschaltet.

Mit diesem Zustand der höchsten Zufriedenheit geht die Freisetzung von Botenstoffen (Neurotransmittern) im Belohnungzentrum einher, wie z. B. Serotonin und Dopamin, welche für das ersehnte Hochgefühl sorgen.

Wie auf Droge zu sein, dieses Gefühl sorgt für den nächsten Perfektionsschub des Perfektionisten, wenn es beginnt sich abzuschwächen..

Und so, um dem nahenden Gefühl des Entzuges zu entgehen, setzt sich der Drang nach Perfektion immer weiter fort. 😀

Erledigt ist besser als perfekt.

Aus einem falschen Verständnis von Perfektion heraus.

Aus dem Glauben / der tiefen Überzeugung heraus,
wir seien unvollkommen.
Damit hat man Angst davor, etwas falsch zu machen,
im Anschluss daran dann bestraft, ausgegrenzt, abgelehnt zu werden, - ungebliebt / ohne Liebe - zu sein.
Der Mensch aber ist ohne Liebe kaum lebensfähig.

Menschen, die perfekt sein wollen, wollen als unfehlbar, perfekt und unantastbar anerkannt werden, weil sie sich selbst nicht genügen und so an Anerkennung und Liebe durch Andere kommen wollen.

Sobald man erkennt, dass man immer gut genug, vollkommen, perfekt mit all seinen Schwächen und Fehlern ist,
ist das Bedürfnis erfüllt und gestillt.
Die Perfektion der Schöpfung / des Menschen / der Natur liegt in ihren Fehlern!

Dilettanten z.B. haben den Dreh heraus.

Das Leben zu verlängern und zu vernichten, also das haben wir aber wirlklich perfektionistisch hinbekommen.

Und ist es nicht so, dass wir Perfektion schon auch im Auge des Betrachters liegt, von dem her wird etwas je nach Betrachter ja nie perfekt sein.

Und mal angenommen, man will eben doch Perfektion anstreben.
Was braucht man denn dann dazu? Worüber führt denn der Weg zu ihr?
Über Fehler, Irrtümer und Schwächen?

Der Weg zur Perfektion ist schmerzhaft: ;-)

https://debeste.de/upload/e3611c9e0c873114eb10c8a6accf4ee72653.gif

Von einer anderen Seite her betrachtet, strebt der Mensch nach Vollkommenheit, weil er alles, was ihm fehlt, ausgleichen will, um ausgeglichen zu sein.

Er will aus seinem Ungleichgewicht in sein Gleichgewicht, was ich völlig menschlich, normal und natürlich finde.
Er will alles, was ihm zur Vollkommenheit fehlt, (leider oftmals von Anderen), erwerben, um sich voll, ganz und rund zu fühlen, nicht getrennt, halb oder leer.

Der Mensch sehnt sich nach dem, was ihm fehlt.
Dann hofft er darauf, dass es ihm andere geben mögen,
obwohl er es sich selbst auch geben könnte.

Das Streben nach Perfektion / Vollkommenheit wäre schon ok, wenn es nicht materieller Art, sondern vielmehr geistiger Art versucht werden wollte.

Fehler verweisen auf Fehlendes.
Mache ich also einen Fehler, könnte ich durch ihn leicht nachvollziehen, an was es mir mangelt, was mir fehlt(e als der Fehler passierte).

Der Mensch aber ist viel weniger abhängig von anderen, als er annimmt.
Er hätte alles in sich, was ihm fehlt und er bräuchte.

Wenn es einem also z.B. an Liebe fehlt, könnte er grundsätzlich natürlich seinen Mangel hinterfragen und gut und gerne eigenständig ausgleichen, indem er künftig zumindest etwas netter und großzügiger über sich selbst denkt und sich besser um sich selbst kümmert.
Er braucht dazu nicht zwingend Andere.

Aber zu gerne erwarten wir Dinge, die wir selbst nicht zu geben bereit sind.

Das ist mehr oder weniger anerzogen bzw. im Rahmen der Sozialisierung erworben.

Ehrgeiz. Leute die keinen Ehrgeiz haben, denen ist es auch egal, wenn etwas nicht perfekt gelingt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lange Krankengeschichte/ viel erlebt