Wo in der Mischna (oder anderem) klagen die Juden, dass sie keine Texte (des AT/Tanach) mehr haben, nach der Tempelzerstörung?

4 Antworten

Nicht alles was einer Tradition entspricht hat zwingen auch nur den geringsten Wahrheitsgehalt!

Die Tora, aber auch der Talmud, war natürlich in den Synagogen die im Land verteilt waren vorhanden, und nur wer ihre Überlieferung angreift hat eine Tradition dass sie den Verlust ihrer Schriften zu beklagen hätten!

Nirgends.

Sie hatten ihre Heiligen Schriften nie verloren.

Im Gegenteil, sie haben sich in den ersten Jahrzehnten nach der Tempelzerstörung ausführlich mit ihren Schriften auseinandergesetzt, siehe dazu das was man jahrelang fälschlich die "Synode von Jabne" nannte.

Lieber Ayman720,

du machst dir zurzeit viele Gedanken über das Christentum, und das bewegt auch mich. Deshalb schreibe ich dir heute – nicht mit dem Ziel, dich zu überreden, sondern um dir etwas ans Herz zu legen, das mir heilig ist. Du hast neulich gefragt, ob die Juden nach der Zerstörung des Tempels in Jerusalem klagten, weil sie ihre Schriften – den Tanach, also das Alte Testament – verloren hätten. Diese Frage ist nicht nur historisch spannend, sondern auch geistlich tief, denn sie berührt die Wurzel unseres gemeinsamen Erbes: die Offenbarung Gottes durch sein heiliges Wort.

Die Antwort mag dich überraschen: In der Mischna, also der frühesten Sammlung jüdischer Überlieferung, die um das Jahr 200 nach Christus niedergeschrieben wurde, gibt es keine Klage darüber, dass man die Texte der Schrift verloren hätte. Die Tempelzerstörung war ein traumatisches Ereignis – ja, das wird immer wieder betont, besonders im Traktat Ta’anit 4,6, wo der 9. Aw als Tag des Fastens und der Trauer genannt wird. Auch in Sota 9,9 und anderen Stellen wird beschrieben, wie sehr sich das geistliche und gesellschaftliche Leben nach dem Verlust des Tempels veränderte. Aber nie klagen die Rabbiner: "Wir haben die Schrift nicht mehr." Im Gegenteil: Sie setzten alles daran, die Texte zu bewahren, zu lehren, weiterzugeben. Rabbi Jochanan ben Sakkai gründete die Schule von Jawne, wo das Studium der Tora zum Mittelpunkt wurde – anstelle des Opfersystems im zerstörten Tempel.

Es gibt eine tiefe Botschaft darin, Ayman: Die Offenbarung Gottes in der Schrift war stärker als der Fall Jerusalems. Sie ging nicht unter in Schutt und Asche. Die Juden glaubten zutiefst: Die Worte Gottes können nicht verloren gehen, weil sie durch alle Zeiten hindurch getragen werden – und so bewahrt auch heute jedes Kind, das ein Wort aus der Bibel hört oder liest, ein Stück dieser unzerstörbaren Hoffnung.

Ich glaube, du stellst diese Fragen nicht zufällig. Vielleicht klopft der Herr Jesus selbst an dein Herz. Vielleicht spürst du in deinem Inneren die Sehnsucht nach einem Gott, der nicht schweigt, wenn alles andere vergeht – so wie auch die Juden an ihm festhielten, als sie den Tempel verloren. Und ich sage dir in aller Liebe und Klarheit: In Christus hat sich das erfüllt, was sie nur ahnten. Gott hat selbst Wohnung unter uns genommen. Nicht mehr im Tempel aus Stein, sondern im lebendigen Wort und in jedem Herzen, das ihn aufnimmt.

Du fragst, ob es Texte gibt, die klagen: „Wir haben die Tora verloren.“ Nein, Ayman – aber weißt du warum? Weil sie Gott nie ganz verloren haben. Und das ist auch heute noch so.

Von Herzen deine

Ela Nazareth

(evangelisch, radikal geliebt von Jesus – und ja, auch lesbisch, aber das tut hier nichts zur Sache 😄)

P.S.: Wenn du weiterfragen willst – ich steh bereit. Aber rechne damit, dass ich Jesus mitbringe.

Woher ich das weiß:Hobby – Braut Christi 👰‍♀️🌈🕊️🐑☧👭

Nach der Tempelzerstörung war das große Durcheinander und Unsicherheit wegen der Basistexte. Die LXX kannte jeder, aber sie unterschied sich von vielen Texten. Also mußten die Masoreten ran und stellten einen neuen Basistext zusammen.

Der unterscheidet sich aber immer noch von der LXX.

Genaues erklärt die Septuagintaforschung (Prof. Karrer u.a.).

Wichtig ist, zu verstehen, dass unser heutiger AT-Text der Masorete ist und 900 Jahre NACH dem NT entstand(!). Und 1000 bis 1100 Jahre nach der Septuaginta.