Wissenschaft und Religion vereint, geht das?

Das Ergebnis basiert auf 37 Abstimmungen

Es geht 76%
Es geht nicht 14%
Ist fragwürdig 11%

22 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Es geht

Also "für den Fortschritt" bin ich nicht. Jedenfalls nicht blind und ohne Risikoabwägung.

Man muss m.E. Glaube und Wissen streng auseinander halten.

Gott kann niemals Teil der Wissenschaft sein. Deswegen kann die Wissenschaft auch keine Aussagen über Gott machen. Wer als (Natur-) Wissenschaftler Aussagen über Gott macht, nimmt sich selbst als Wissenschaftler nicht ernst.

Wissenschaft ist ein nie endender Prozess der Theoriebildung darüber, wie die Welt funktioniert. Und spätestens seit Dietrich Bonhoeffer (Widerstand und Ergebung, Briefe um April 1944) sollte klar sein, dass Gott nicht als eine Variable missbraucht werden darf, um ungeklärte Teile der Theoriebildung aufzufüllen.
Auf diese Weise ist Wissenschaft eine ganz konkrete Weise, die Welt zu erklären, zu beschreiben und zu interpretieren.

Glaube ist ebenfalls eine Weise, die Welt zu beschreiben, aber auf einer ganz anderen Ebene. Meiner Meinnung nach geht es da vor allem darum, sich mit Glück und Leid, mit Krankheit, Tod, Leben, Behinderung, Unrecht usw., aber auch mit den Beziehungen zwischen Menschen auseinander zu setzen. Das ist keine Theoriebildung (etwa: "So entsteht das Böse."), sondern eher eine narrative Auseinandersetzung.

Die Paradieserzählungen etwa träumen von einer Welt ohne Krankheit, Krieg und Tod und machen zugleich deutlich: Eine solche Welt ist für uns unerreichbar.

Zugleich helfen sie, sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. Wenn nicht mehr nur der König als Gottes Ebenbild angesehen wird, dem sich alle anderen Menschen unterwerfen müssten, sondern wenn jeder Mensch (unabhängig vom Geschlecht) als Gottes Ebenbild gilt, dann hat das Konsequenzen für das menschliche Miteinander.

Wer diese Paradieserklärungen als naturwissenschaftliche Texte missbraucht, nimmt weder die Wissenschaft noch den Glauben wirklich ernst, sondern versucht, Gott in ein wissenschaftliches System einzubauen und sich auf diese Weise über Gott zu erheben. Gott ist dann nicht nur Teil eines solchen Systems und kann als solches manipuliert werden, sondern man würde auch noch eine Ebene höher dieses System bewerten können. Das ist gotteslästerlich. Das machen sich aber die Kreationisten leider niemals wahr.

Was sich viele Gläubige nicht klar machen: Wie unmöglich das ist, was sie da glauben. Auferstehung nach 3 Tagen Herzstillstand ohne Beatmungs- bzw. Herz-Lungenmaschine führt niemals zu einer Auferstehung. Das, was wir da glauben, ist wissenschaftlich gesehen, völlig unmöglich. Darum sollte man bei Glaubensaussagen niemals naturwissenschaftlich diskutieren.

Glaube und Wissenschaft haben völlig unterschiedliche Geltungsbereiche. Und wenn man die nicht gegenseitig austauscht oder vermischt, kann man man beides gut miteinander kombinieren.

DitFisch 
Fragesteller
 07.03.2019, 18:18

Vielen Dank, dass du dir dafür so viel Zeit genommen hast! Danke.

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Ist fragwürdig

Man kann an einen nicht näher definierten Gott glauben, und sich gleichzeitig mit Wissenschaften auseinandersetzen, die Buchreligionen und Wissenschaft schließen sich allerdings gegenseitig aus meiner Meinung nach.

Ja das geht da muss nicht unbedingt ein widerspruch sein es gibt auch Gläubige Wissenschaftler und die Bibel macht teilweise auch solche Aussagen zum Beispiel das die Erde rund ist oder wie alt Menschen werden können aber es gibt auch Wissenschafts Bereiche die sich nicht so gut damit vereinbaren lassen aber das sind nur wenige bei den meisten sehe ich kein Problem und keinen Widerspruch.

Es geht

Es geht deshalb, weil beides völlig verschiedene Dinge sind und keine Berührungs-punkte miteinander haben.

Scheinbare Berührungspunkte entstehen durch erzkonservative, doktrinäre Theisten, die sich darauf versteifen, daß ihre Heilige Schrift nicht nur ein philosophisches, sondern auch ein naturwissenschaftliches Lehrbuch sei. Und ebenso durch doktrinäre Atheisten, die keine Gelegenheit auslassen auf Theisten einzuhacken.

Die diversen Heiligen Schriften (z.B. Bibel) sind philosophisch-theologische Bücher, in denen Menschen in Form von Fabeln (Gleichnissen) ein Leitfaden für ihr Handeln vermittelt wird.

Die Wissenschaft und speziell die Naturwissenschaft, hat mit Religionen absolut nichts "am Hut". Naturwissenschaft ist deshalb weder theistisch, noch atheistisch: sie untersucht einfach nur die Natur und versucht, diese in Modellen möglichst korrekt abzubilden.

Also - man kann (Natur-)Wissenschaft und Religion zwar unmöglich vereinigen, weil sie keine Berührungspunkte haben, aber ein Wissenschaftler kann durchaus ein gläubiger Theist sein - das schließt sich nicht aus.

Es geht
Kann ich an Gott glauben und mich gleichzeitig mit der Wissenschaft auseinandersetzen, oder verbietet das mir die Bibel?

Ich bin als Buddhist sowohl religiös als auch atheistisch und halte es für wichtig, sich auch faktisch bewiesenes, objektiv bestätigtes Wissen anzueignen.

Wenn die Bibel den Gewinn von Erkenntnissen und das Lernen verbieten würde, dann wäre sie das unreligiöseste Buch, das ich persönlich kenne.

Glücklicherweise wäre mir keine derartige Stelle bekannt.

Ich glaube, dass es gerade für religiöse Menschen eine Bereicherung sein kann, sich mit wissenschaftlich bestätigten Tatsachen und Forschungen zu befassen.

Nicht etwa, um die "Perfektion" von Gottes Schöpfung zu bewundern (denn rein objektiv gibt es in der Natur sicher durchaus Dinge die verbesserungswürdig wäre).

Sondern vielmehr um das eigene Denken auch zu "erden" - wer sich stark mit dem Imaginären, dem Unbewiesenen befasst, hat immer ein gewisses Risiko, die Bodenhaftung zu verlieren und sich zu sehr zu "vergeistigen" und weltfremd zu werden.

Ich selbst befürworte daher das nebeneinander von Religion und Wissenschaft.