Wird im Fußball die Regression zur Mitte vergessen, unterliegt man dort einem Denkfehler?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wolltest du Fußball in einem mathematischen/statistischen Modell darstellen (was de facto nicht funktioniert), interpretierst du gerade eine lineare Regression, deren Aussagekraft für die Zukunft limitiert ist. Stattdessen müsstest du es als komplexes Modell mit vielen Parametern betrachten.

Einige dieser Parameter werden vom Trainer beeinflusst. Dein Vorschlag ist: lassen wir doch den Fußballtrainer im Amt und warten darauf, bis die Statistik wieder zu unsere Gunsten ausschlägt. Das heißt, du nimmst an, dass sich an den Voraussetzungen nichts geändert hat und hier liegt das Problem: wenn der Trainer die Parameter (bewusst oder unbewusst) so ändert, dass das neue Durchschnittsniveau nunmal tiefer liegt als vorher, dann ergibt ein Abnkicken der Leistungskurve absolut Sinn: es passiert eine Anpassung an den Mittelwert - nur eben nicht zurück zum Ausgangspunkt, sondern hin zum neuen Mittelwert unter dem neuen Trainer mit den neuen Parametern.

Rolf hatte das Beispiel eines Arztes gebracht, der ein Medikament verschreibt, das in dem Fall eigentlich gar nicht hilft.

Du willst also einen Placebo-Trainer ins Spiel bringen? Wäre einen Versuch wert.

Gute Idee. Nach drei Monaten so: "Haha, der ist gar kein Trainer, sondern gelernter Industriekaufmann! Hat keiner gemerkt"

2

Ich glaube eher, dass das schon oft passiert ist ;)

Auch bei Trainern, die neu eingestellt werden, die aber gar nicht besser sind als der alte Trainer, bessert sich plötzlich die Leistung der Mannschaft - das ist bestenfalls wie ein wirkungsloses Medikament und die Verbesserung der Ergebnisse liegt nur daran, dass sie sich wieder dem Durchschnittswert annähern... :)

0
@IchBinPeter41

Ist ja schon schwer zu definieren, was ein "guter" Trainer ist. Was du vielleicht meinst: allein schon als Spieler zu hören, dass man auf ein neues Spielsystem umsteigt, kann die Leistung verbessern, weil man innerlich darauf bedacht ist, den neuen Weg mit Erfolg zu belohnen.

0

Ich habe beide Bücher von Dobelli über Denkfehler gelesen. Fand ich sehr interessant.

Ich halte allerdings den Vergleich mit dem entlassenen Trainer für nicht angebracht. Wenn eine Mannschaft auf dem letzten Tabellenplatz steht und akut abstiegsbedroht ist, muß die Vereinsführung irgendwann reagieren und es mit einem neuen Übungsleiter versuchen. Das kann man nicht mit Aktienkursen vergleichen. Da spielen viele Faktoren eine Rolle.

Vielleicht stimmt es im "zwischenmenschlichen Bereich" nicht. Oder der Trainer "erreicht" die Spieler nicht mehr.

Der Trainer ist ja sozusagen Chef der Mannschaft und für sie verantwortlich. An den Chefstühlen wird gerne gesägt.

Ein neuer Trainer bekommt eine neue Chance, sich ein besseres Team aufzustellen. Mit einem Trainerwechsel wird sich in den meisten Fällen auch das Team ändern - entweder in der Taktik / Strategie, in der Moral oder in der Besetzung.

Wenn man den Trainer tauscht, kümmert der sich um alle notwendigen, weiteren Veränderungen. Das Management braucht nicht Analysieren, welcher einzelne Spieler gegen wen ausgetauscht werden muss oder wie angepackt werden muss, dass er leistungsfähiger wird.

Keine Ahnung, ob das so Realtität ist oder doch das Management über Spielerwechsel entscheidet, aber ich finde, dass da der Trainer ein großes Wort mitreden sollte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Mathematik