Wieso wird der Universitätsstoff insbesondere bei Mathematik als so schwer oder unmöglich empfunden?

12 Antworten

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Das wird nicht nur "empfunden" - das ist eine Tatsache!

Ich hab hier in Deutschland Mathe studiert und es war sehr hart, schwierig und arbeitsintensiv.
Mathe Leistungskurs ist Kindergarten-Niveau dagegen.

Mehr als 2/3 der Mathe-Studenten brechen ab, weil sie völlig überfordert sind und die Klausuren/Prüfungen nicht schaffen. Und das obwohl fast alle, die sich für ein Mathe-Studium entscheiden, in der Schule immer Einser im Mathe LK hatten.

Wie es im Iran läuft, weiß ich natürlich nicht.

Klar, ist das ja, dass es auch in Deutschland extrem schwierig ist. Nur ich möchte herausfinden, ob es wirklich so ist, und die Mathematik im Iran Schwerer ist als in Deutschland.

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@Okan33

Dann musst du wohl 2-mal studieren, um den direkten Vergleich zu haben ;-)
Die Inhalte selbst können sich ja nicht groß unterscheiden.
Vielleicht wird da in kürzerer Zeit noch mehr Stoff bewältigt, oder die wöchentlichen Übungszettel sind doppelt so lang ;-)

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@Rubezahl2000

^^

Darf ich fragen, als was du mit dem Mathematik Studium arbeitest?

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@Rubezahl2000
Und das obwohl fast alle, die sich für ein Mathe-Studium entscheiden, in der Schule immer Einser im Mathe LK hatten.

Was wäre denn wohl eine vernünftige Konsequenz? So wie die Schule zur Zeit die Mathematik "darbietet", produziert sie Heerscharen von Schulabgängern mit völlig falschen Vorstellungen und Erwartungshaltungen zum Mathematik-Studium!

Das ist leider ein altes Problem.

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Mathematik als Fach ist im Iran nicht abstrakter oder schwerer als hier, höchstens sind es die Lehrmethoden.

Da Menschen verschieden sind, wird wohl jeder Mathekurse unterschiedlich gut machbar finden. Objektiv lässt sich sagen, dass deutsche Hochschulabschlüsse international einen guten Ruf haben und Qualität benötigt nun einmal Zeit und Aufwand. Für einige mehr, für andere weniger.

Mathekurse sind oft zu Beginn des Studiums. Einerseits sind die Grundlagen sehr wichtig, andererseits werden so Studenten ohne Disziplin ausgesiebt. Mathematik ist für jeden machbar, aber erfordert eben sich mit der Materie auseinanderzusetzen.

Es gibt Gebiete, die kann man "mit der Erfahrung" nicht mehr erfassen, da muss man sich auf den Formalismus verlassen.

Sprich: man kann es nicht mehr anschaulich erklären oder eine Verbindung zur aus dem Alltag Bekanntem herstellen.

"Liegt da was dran". Was kann das aussagen? In der iran. Schrift werden die Vokale nicht explizit angegeben. Daher hat man "von Natur aus " als Iraner ein höheres Kombinationsvermögen. Dies ist für das Mathematik Studium sicherlich vorteilhaft. Inwieweit sich diese Ansicht möglicherweise auf die Anforderungen des Studiums auswirkt müsste näher untersucht werden.

Also ich bin jz grad im ersten Semester und Mathe ist bei allen von uns das größte Problem. Bei fast allen gehts nur ums bestehen.

Das Problem ist nicht unbedingt die Schwierigkeit, sondern die Menge.

Ich bin täglich von ca 9 - 18 Uhr an der Uni nur für Vorlesungen, dann müsste ich meinen ganzen Abend opfern, wenn ich wirklich alles verstehen will :/

"Opfern" ist ein verräterisches Wort. Es ist einfach so: Mathematik will Leidenschaft...

Aber täglich von 9-18 Uhr - das ist zu viel. Ich verstehe auch nicht, wie das kommen soll. Im ersten Semester Mathematik hat man traditionell an Lehrveranstaltungen 4 Std. Lineare Algebra, 4 Std. Analysis und je 2 Std. Übungen dazu, aus die Maus. Das sind 12 Stunden an Veranstaltungen. Der ganze Rest der Woche ist zum privaten Engagement bei den Übungsaufgaben gedacht. Man ist damit normalerweise voll ausgelastet. (Und wenn man erst einen Tag vor der Abgabe anfängt, hat man selbst Schuld. Man muss seinem Kopf Zeit gönnen, damit der allmählich (!) Ideen findet. Also früh anfangen. Das Finden von Ideen geht nicht mit dem ersten Hieb - und passiert manchmal unerwartet unter der Dusche oder auf dem Klo.)

Solltest du aber irgendetwas anderes studieren und dazu nur ein Stück Mathematik vorgeschrieben sein, dann beschwer dich bei deinem eigentlichen Studienfach: Viele (z.B. in Pharmazie) schreiben eben mal eine Mathematik-Anforderung in den Studienplan und haben gar keine Ahnung, was sie damit ihren Studenten zumuten (die das Fach ja gar nicht gewählt haben und dann tatsächlich die Zeit dafür als "Opfer" empfinden).

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@Piddle

Ich studiere Informatik, aber als duales Studium. Deswegen ist da auch so viel Stoff in kurzer Zeit :) Und 9 bis 18 Uhr ist auch nicht jeden Tag so, kann auch mal 8 -16 sein oder so. Und teilweise 2h Pause, aber da wird man selten produktiv

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@mathesehrschwer

Nein, 2h Pause - dafür sind die Übungsaufgaben in Mathematik nicht gemacht.

Ich kenne aus eigener Anschauung das duale Studium nicht. Ich weiß aber, dass die "normalen" Informatik-Anfänger im ersten Semester mit denselben Inhalten konfrontiert werden wie die Mathematiker, übrigens die Physiker auch. Natürlich werden die nicht dadurch zugänglicher, dass man sich in einem dualen Studium befindet. Im Gegenteil:

Eben habe ich mal die "Werbesprüche" auf (angeblichen) Infoseiten zum dualen Studium gelesen. Ich finde es unverantwortlich, was da steht: Während man von einem "dualen Studium Mathematik" nur kleinlaut redet, weil man sehr wohl weiß, dass die Reine Mathematik das volle Engagement erfordert und sich so gut wie unmöglich mit simultaner Praxisnähe kombinieren lässt, wird vollmundig von den Riesenchancen geschwärmt, die man mit dem dualen Studium Informatik haben soll. (Dreimal darf man raten, wer hinter solcher Art von Propaganda steht.) Der Anfang des Informatik-Studiums muss aber doch dieselben Denkweisen bewältigen wie das Mathematik-Studium! Und gerade dieser Anfang ist - jedenfalls im Mathematik-Studium - die größte Hürde! Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie man als Mathematik-Student im 1.Semester jenseits eines ernsthaften Studiums der mathematischen Inhalte noch Zeit für irgendwelches Nachdenken über Praxisbezüge erübrigen sollte. Das wäre ein ganz anderer Themenbereich und viel zu früh angegangen; das bewirkt doch nur einen fatalen Zeitklau für die eigentlichen Studieninhalte und damit zugleich eine solche Konzentrationsstörung, dass das (unbewusste) Wachsen von Ideen, von dem ich zuvor mal sprach, gravierend ausgebremst wird!

Ich will ja gar nichts dagegen sagen, dass man im Laufe späterer Semester Praxisbezug herstellen möchte, wenn man ein Streben in diese Richtung tatsächlich spürt (und nicht nur warmen Reklamesprüchen auf dem Leim geht). Aber die Inhalte des ersten Studienjahres Mathematik lassen sich damit überhaupt nicht vereinbaren. Wenn man das erste Studienjahr erfolgreich verdaut hat, lässt sich über die weitere Gestaltung "verhandeln". Glaube mir: Der Zustand bleibt keineswegs im Mathematik-Studium immer so wie gerade am Anfang. Nimmt man aber den Anfang wie ein lästiges Übel, das man hinter sich zu bringen hat - dann bleibt der Zustand so... Deswegen ist es gerade am Anfang wichtig, der Mathematik die volle Konzentration zukommen zu lassen und sich gerade da nicht durch irgendwelche anderen Aktivitäten fatal ablenken zu lassen - egal, was man mit Mathematik hinterher anfangen will.

Es sieht für mich nicht so aus, als wenn die Konzipierer des dualen Studiums eine Ahnung davon hätten, welche Anforderungen das erste Studienjahr im Fach Mathematik stellt.

Es ist schlicht ein Irrtum zu glauben, dass man ohne die dortigen Inhalte auf eine "praxisbezogene Mathematik" zusteuern könnte. Da lese ich doch allen Ernstes:

"Wenn du aber unbedingt ein Duales Studium in Mathematik machen möchtest, wie wäre es denn mit Finanzmathematik, Wirtschaftsmathematik oder angewandte Mathematik?"

Wer so etwas schreibt, der zeigt, dass er keinen blassen Schimmer hat. Die drei genannten Richtungen der Mathematik setzen alle grundsolide Kenntnisse in Reiner Mathematik voraus! - Und so etwas schreibt jemand im "Wegweiser Duales Studium". Da steht dann auch anschließend, dass diese Fächer "ganz nah dran an der Reinen Mathematik" sind. Ja, in der Tat: Ohne die letztere geht es nämlich gar nicht erst los.

In durchsichtiger Weise gefärbte Reklamereden stürzen Studienanfänger ins Unglück. Das hilft dir jetzt nicht unmittelbar, aber es kann dir die Augen öffnen. Die Mathematik kann nicht dafür, wie solche Schnacker über sie reden.

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