Wieso sind viele Lehrer depressiv Bzw. haben den Anschein , nicht mit ihrem Leben klarzukommen?

13 Antworten

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Ein großes Problem ist, dass Lehrer auf die Herausforderungen des Berufs nicht genug vorbereitet werden. Sie erwerben unheimlich viel Fachwissen im Studium- viel mehr als sie je in der Schule anwenden können-, aber dafür fehlt es an pädagogischem Wissen: Wie motiviere ich Kinder und greife ihre Interessen und Wünsche auf? Wie kriege ich Chaos und schlechtes Benehmen in den Griff? Wie finde ich eine Balance zwischen Freundlichkeit und Konsequenz bei Regelmissachtung? Wie kann ich mit verhaltensauffälligen Kindern arbeiten? Wie nehme ich Kindern Angst vor vielen Schulsituationen bzw. wie kann ich wertschätzend auch mit "schwierigen" Kindern umgehen? Was kann ich bei Mobbing tun? Wie gehe ich damit um, dass ich in der Unterrichtszeit meinen Stoff rüberbringen muss und gleichzeitig auf die vielen persönlichen Probleme der Schüler eingehen muss, die den Unterricht maßgeblich mit prägen? Das sind Fragen, auf die Lehrer kaum Antworten erhalten. Das meiste machen sie intuitiv oder schauen sie sich aus ihrer eigenen Schulzeit bzw. den rar gesähten Fachdidaktikkursen in der Uni ab. Das reicht aber meist hinten und vorne nicht. Oft kommen dann antiquierte Bestrafungen bei Fehlverhalten (Zeilen an die Tafel schreiben, vor die Tür mit gedrückter Türklinke) oder auch Wegschauen und Ignorieren (bei Mobbing und Drogen z.B.). Viele Lehrer sind mit zahlreichen Situationen einfach völlig überfordert, weil sie keine Handlungsstrategien haben und wenn sich diese Situationen immer wiederholen und keine Besserung in Sicht ist, dann wundert es nicht, dass das auf Dauer extrem auslaugend ist. Lehrer haben mit die höchste Burnout-Rate in Deutschland. Das liegt am Stress, aber vor allem an der schlechten Vorbereitung und den mangelenden Copingstartegien, um mit diesem Stress zurecht zu kommen.

blablabla135 
Fragesteller
 16.04.2013, 21:45

Dieser Gedankengang verfolgt mich schon seit einiger Zeit. Es wird leider in keinster Weise berücksichtigt , dass man es im Unterricht mit Menschen und nicht mit Lernrobotern zu tun hat ! Ich interpretiere die Rolle des Lehrers als Fußballtrainer , der zwar das System perfekt beherrschen , jedoch einfach keinen Draht zu seinen Schützlingen aufbauen kann , was sich folglich fatal auf die Leistung auswirkt.

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Albatroesser  16.04.2013, 21:51
@blablabla135

Ja, es gibt natürlich auch einige Lehrer, die einfach von Natur aus gut mit Kindern und Jugendlichen umgehen können, aber auch denen würde eine pädagogische Ausbildung sicher nicht schaden.

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Hallo, ich als Lehramstsstudent der noch voller Visionen ist habe darauf folgende Antwort. Ein Studium ist heute nicht mehr leicht aber ich glaube/hoffe mit viel Disziplin machbar. DU hast Praxisphasen, in denen du einen Ausschnitt des Lehrerberufes kennenlernst. In der Uni werden dir all die fachlichen Dinge beigebracht, die meiner Ansicht nach wirklich interessant sind, aber für die Schule teilweise nicht zu gebrauchen sind. Leute die wirklich Lehrer werden wollen gehen mit vieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeel Motivation in die Schule. Eines Tages sind die fertig und dann gehts los. Sie sehen wie intensiv eine Stundenvorbereitung ist ( auch pädagogisch gesehen), haben undankbare Schüler (natürlich nicht alle, aber die Nullbockfraktion gibt es in jeder Klasse), bekommen immer mehr Forderungen vom Minesterium gestellt, rennen von A-Z durch die Schule, um alles zu schaffen, kümmern sich um Schüler die Probleme haben, fahren nach Hause und bereiten dort weiter den Unterricht vor. Also ist abschalten perse schon mal nicht möglich, weil man die Arbeit mit nach Hause nimmt. Eine Familie haben die meisten ja auch noch. Und auch da gibt es mal Probleme. Viele meiner Kommilitonen sagen ach das wird schon. Ich will diesen Beruf aus voller Überzeugung machen, und liebe es mit Kindern zusammenzuarbeiten und sehe in Ihnen auch kein Lernroboter sondern Menschen denen ich etwas beibringen soll aber für mich steht die Humanität an erster Stelle. Aber man darf diesen Beruf nicht unterschätzen. Man arbeitet ständig, nimmt Arbeit mit nach Hause und wird in seiner Freizeit Klausuren korrigieren ;). Und die Familie soll auch nicht zu kurz kommen, besonders wenn man noch kleine Kinder hat. Wenn du dann Schüler hast die große Probleme zu Hause haben oder jene die dich enttäuscht haben, nimmst du das ja auch mit nach Hause und das nagt an der Psyche. Ich glaube man muss lernen eine gewisse Distanz zu bewahren und trotzdem seinen Beruf mit liebe auszuführen. Aber das ist gar nicht so einfach. Ich kann dir nur sagen, dass Lehrer die Depressionen oder Burn - out haben nicht zwangsläufig schlechte Lehrer sind oder man sie als looser bezeichnen kann. Ihnen fällt es vllt. einfach nur schwerer mit diesem enormen Druck des Lehrers auszukommen. Immerhin muss man sich bewusst machen dass man als Lehrer auch Pädagoge und Erzieher ist. Und man weis im Studium nie wie man als Lehrer später sein wird.

Das betrifft nicht nur Lehrer, dass geht durch alle Bevölkerungsschichten. Durch den hohen Druck den es mittlerweile in allen Berufen gibt, sind leider psychische Erkrankungen gestiegen - nicht nur bei Lehrern -.

Als junger Student studiert man Lehramt mit dem Ziel der Jugend etwas beizubringen, ihnen zu helfen, etwas gutes zu tun, freut sich auf ein schönes Arbeitsleben voller netter junger Menschen, ist hochmotiviert... und dann holt einen die Realität ein.

Wenn man sich nur alleine viele Fragen von Schülern hier auf der Seite anschaut, ganz ehrlich, ich wäre als (junger) Lehrer auch deprimiert.

Das ist nicht nur in der von dir genannten Berufsgruppe so, sondern allgemein. Die Menschen nehmen ihre privaten Probleme auch mit zur Arbeit, und in Berufen, in denen man viel Kontakt zu anderen Menschen hat, fällt es dann besonders auf, dass es einem nicht gut geht. Lehrer zu sein, ist ziemlich belastend von emotionaler Seite her, die Schüler haben auch Druck und Probleme, alles will "verarbeitet" werden.............und dann darf nicht mehr viel hinzu kommen, sonst endet es in Depressionen.