Wieso gibt es invers-bifaziale Blätter?
Ich frage mich: 1. Frage: Wo genau liegen die Vorteile?
Irgendwie muss es sich ja auch in der Evolution durchgesetzt haben (2. Frage: also warum), aber die Photosynthese begünstigt diese „Bauform“ ja nicht, 3. Frage: oder doch?
Bearbeitung: Kann diese Frage wirklich niemand beantworten? Im Internet finde ich keine Antwort, mein Biologielehrer wusste es auch nicht. Aber das es sie gibt ist ja bewiesen?
Doch wurde recht häufig auch die umgekehrte Anordnung beobachtet; in diesem Fall nennt man den Blattbau invers-bifazial
Quelle: https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/bifazial/8437
(und ich meine bei Wikipedia stand das auch)
Also geben tut es sie ja...
Bisher konnte mir wirklich niemand helfen, ich wäre wirklich dankbar, endlich des Rätsels Lösung zu finden...
1 Antwort
IMHO ist es doch ganz einfach: die Palisadenschicht ist letztlich nicht die "photosynthetischere" sondern die stabilere Schicht:
- Pflanzen in der Sonne (oder Blätter im oberen also sonnenexponierten Kronenbereich von Bäumen) brauchen letztlich zumindest zeitweise Schutz vor zuviel Sonne usw. = die müssen oben stabiler sein als unten - das ermöglicht etwas weniger Photosynthese als möglich pro cm², aber das ist egal, weil es ja Licht ohne Ende gibt... = "normal"-bifaziale Blätter
- Pflanzen im Schatten (oder Blätter unten in der Schattenkrone) dagegen müssen (wollen) das Licht optimal ausnutzen, also ist die "Stabilschicht" unten im Blatt, oben im Blatt ist alles auf optimale Photosynthese ausgelegt... = invers-bifaziale Blätter
schau mal die Schnitte A+B rechts neben dem Text in https://de.wikipedia.org/wiki/Blatt_(Pflanze)#Morphologische_Gliederung an...
Der Punkt ist, dass in der prallen Sonne ein (unbegrenzter) Gasaustausch (insb. in Bezug auf die Verdunstung) kritisch werden kann, im Schatten weniger...
Daher sind die Blätter in der Sonne oben dicht und auch wenn das Pallisadengewebe mehr Chloroplasten pro Raummaß enthalten mag, ist der Gasaustausch nur an der anderen Blattseite möglich...
In den Schattenblättern dagegen erlauben die Interzellulare im Schwammparenchym (hier oben) einen direkten (kurzwegigeren) Gasaustauch zu - das Schwammparenchym hat nämlich auch Chloroplasten, die Dichte ist aber (nur?) wegen den dort vorhandenen - und für Gasaustausch und damit letztlich Photosynthese aber unerlässlichen - Interzellularen geringer als im dicht gepackten Palisadengewebe (das in den Schattenblättern auch oder gar mehr "tragende" Funktion hat...)
So oder so: lass ggf. die histologischen Begriffe in meiner Antwort weg - Fakt ist, dass es Unterschiede zwischen Sonnen- und Schattenblättern bzw, -pflanzen gibt und das daher kommt, dass der Aufbau der Sonnenblätter einem Kompromiss zwischen Funktion (Photosynthese) und Schutz (pralle Sonne bedeutet Austrocknung und "Verbrennen"/Sonnenbrandschäden/gefahr) dienen muss
= nimm diesen Ansatz und überlege (bzw. diskutiere mit Deinem Lehrer) die Folgen in Bezug auf die Unterschiede bifazial/invers bifazial...
Hallo,
erstmal danke für Deine Antwort.
Ich verstehe das nur nicht so ganz:
1) (zum ersten Absatz) Das Palisadengewebe ist doch eigentlich wohl die für die Photosynthese „bedeutsamere“ Schicht, es hat schließlich ja auch deutlich mehr Chloroplasten; ich meine gehört zu haben ca. 80% der Chloroplasten eines Blattes seien in dem Palisadengewebe.
2) (zum ersten Stichpunkt) Dann meinst Du ja, dass das Palisadengewebe die stabilere Schicht sei: wie genau schützen sie denn dadurch vor zu viel Sonne?
3) (zum zweiten Stichpunkt) Wenn die „Schattenblätter“ das Licht also optimal nutzen wollen, wieso muss dann die „stabilere Schicht“, also das Palisadengewebe unten sein?
Und: Müsste nicht eigentlich bei Schattenblättern das Palisadengewebe erst recht oben sein, da es ja deutlich mehr Chloroplasten beinhaltet?