Wiener Kongress, Code Civil und Reichskanzler Bismarck?
Hey!
Ich lerne ja für einen Eignungstest Geschichte und bin jetzt in der Zeit nach Napoleon angekommen.
Ich bin jetzt aber etwas verwirrt.
Bismarck hat bei seinem Versuch, den Einfluss der katholischen Kirche auf staatliche Angelegenheiten zu unterbinden, die Zivilehe eingeführt. Das war in der Zeit von 1871 - 1878
Napoleon hat aber 1804 im Code Civil schon die Zivilehe eingeführt.
Und es war ja so, dass in allen Gebieten, die Napoleon erobert hatte, der Code Civil galt.
Und Deutschland ist auch von Napoleon erobert wurden.
Also gab es schon vor Bismarck eine Zivilehe in Deutschland.
Diese Zivilehe muss aber irgendwie wieder abgeschafft wurden sein.
Ich sehe da nur ein Ereignis, das daran Schuld sein kann:
In der Zeit der Restauration, in der der Wiener Kongress 1814/1815 lag, wollte man die politische Ordnung VOR der franz. Revolution wiederherstellen, also eine absolutistische Monarchie.
Deshalb wurden alle Errungenschaften Napoleons, als auch der Code Civil, wieder abgeschafft und mit ihm die Zivilehe, die dann Bismarck als seine Errungenschaft einführen konnte.
Ist das so richtig?
2 Antworten
Prinzipiell ja.
Nach 1815 wurde in den rechtsrheinischen preußischen Gebieten das Preußische Allgemeine Landrecht wieder eingeführt. Dies sah eine Zivilehe nicht verpflichtend vor.
Dies geschah erst 1874 im Zuge des Kulturkampfes, zunächst für Preußen und kurze Zeit später nach diesem Vorbild für das gesamte Deutsche Reich.
Allerdings gab es nach 1815 in den zahlreichen verbliebenen deutschen Herrschaftsgebieten sehr verschiedene Varianten was den Umgang mit dem Erbe des code civil betrifft. Preußen steht hier nur im Mittelpunkt, weil dessen Regelung zu einer verpflichtenden Zivilehe ab 1874 sich letztlich im ganzen Deutschen Reich durchgesetzt hat.
Scheinbar verfügst du nicht über seriöse Literatur der damaligen Zeit.
Frankreich vor der Revolution hatte ein chaotisches Rechtssystem, was dem absolutistischen Königen geschuldet war. Die Revolution schuf die Grundlagen für ein einheitliches bürgerliches Recht, was erst 1800 in Kraft gesetzt werden konnte also nach dem Staatsstreich von Napoleon. Der dann das als eigenen Werk vermarktete. Die Revolution schaffte 1794 z.B. die Sklaverei ab, Napoleon Bonaparte führte sie 1804 wieder ein!
Weitere Kritikpunkte. Im römischen Recht war der Erstgeborene Sohn der Erbe des Hofes und Ländereien, weitere Erben mussten finanziell entschädigt werden. Die Code Zivil schaffte das ab und stellte jeden Erben gleich. Die Folge war eine Zerstückelung der landwirtschaftlichen Flächen. Auch wurde dem erbberechtigten Mädchen ein Vormund gestellt, da Frauen bei Napoleon keine Rechte hatten und nicht nur im Erbfall benachteiligt, sondern z.B. auch bei einer Scheidung. Die zivile Ehe ist auch nicht auf Napoleons Idee gewachsen, sondern stammt von der Revolution aus dem Jahr 1794. Die große Errungenschaft des Code civil ist die Gleichheit vor dem Gesetz.
Nach der Niederlage bei Jena und Auerstedt lies der preußische König das Gesetzwesen und weiter Rechtsteile reformieren. Stein und Hardenberg schufen in der Folge eine preußisches Landrecht welches in vielen Teilen dem Code civil überlegen und moderner war. 1900 wurde das das BGB auf der Basis des ALR für das gesamte Reich eingeführt. Bismarck war da schon längstens ersetzt worden.
Also ich lerne mit einem Schulbuch "Duden Schulwissen extra Geschichte". Das ist der Stoff von der 5. bis zur 10. Klasse.
Wenn Jahreszahlen u.ä. nicht stimmt, wäre das für den Eignungstest natürlich sehr schlecht.
Beim Code Civil habe ich auch nur gelernt, was er beinhaltet.
- Zivilehe
- Gleichheit vor dem Gesetz
- Besteuerung aller Bürger nach Vermögen
- Schutz des Eigentums
- Recht auf persönliche Freiheit