Hat sich die französische Revolution gelohnt?
Hallo,
in Geschichte behandeln wir zurzeit die französische Revolution, und für ein Referat habe ich mich mit den Auswirkungen/ bzw. den Ergebnissen der Revolution beschäftigt.
Folgende Punkte konnte ich herausfinden: Code Civil entstand (Gesetzbuch), politische Partizipation (polit. Mitbestimmung des gesamten Volkes), Ende des Absolutismus und Abbau der Autorität der Kirche.
Jetzt zu meiner Frage: Mein Lehrer meinte, wenn man sich die Zustände vor und nach der Revolution anschaut, kann man sich fragen, ob sich die Revolution überhaupt gelohnt hat. Wiso sagt er das? Wenn ich mir die Ergebnisse anschaue, finde ich ganz klar, dass sich die Revolution gelohnt hat, alleine schon wegen der Abschaffung des Absolutismus. Kann es sein, dass seine Aussage etw. mit Napoleon zu tun hat? Nach der Revolution ist er ja an die Macht gekommen. Hat er den 3. Stand wieder "unterdrückt", oder gab es diese oben genannten Ergebnisse der Revolution gar nie so richtig?
Also nochmal, hat sich die französische Revolution für das Volk damals gelohnt oder nicht? Was sagt ihr?
Ich freue mich auf eure Antworten :)
3 Antworten
Naja, auf die Revolution folgte die Reaktion. Da ist die Frage schon berechtigt, ob das Ergebnis wirklich so doll war. Im Prinzip wurde die Demokratie nicht gestärkt, sondern der Absolutismus, direkt nach den Napoleonischen Kriegen. Die Ideen überlebten und kamen im Laufe der Zeit immer wieder auf. Wartburgfest, Hambacherfest. Revolution 1848. Setzten sich aber erst viel Später in Europa durch. Wenn man negativ sein will, nach 1945.
Auch muss gesehen werden, dass die Französische Revolution nicht die erste Revolution in dieser Richtung war, die die Königsherschaft abschaffen wollte. Die Amerikaner waren ein paar Jahre früher drann.
Und die tausenden enthaupteten und die hunderttausenden Toten aus den Napoleonischen Kriegen kommen da auch noch in die Rechnung mit rein.
Also hat sichs gelohnt? Mit Sicherheit ja, aber war sehr teuer erkauft und die positiven Effekte kamen nicht sofort. Die Revolution setzte eine Entwicklung in Gang, die wohl anders vielleicht nicht oder viel Später begonnen hätte.
Sie hat sich absolut gelohnt, weil die Revolution sich auch in andere Länder fortgepflanzt hat, auch in Deutschland (bzw. dem Flickenteppich von Staaten, der damals auf dem Gebiet des heutigen D. und östlicher Umgebung - Preußen - lag), weil überall "Freigeister" Morgenluft witterten - lies z. B. mal nach über die Deutsche Revolution 1849, ein direktes "Kind" der französischen Revolution. Auch hat sich das "Kopf ab" bei Adel und Klerus mit gleichzeitigem Machtgewinn der Bürgerschaft massiv auf das spätere Kräfteverhältnis dieser drei Machtblöcke ausgewirkt, erstere verloren Macht und Einfluß, letztere gewann sie. Die spätere Einführung echter Demokratien in Europa wäre ohne den Anfang in Frankreich gar nicht möglich gewesen. Wenn Du ein Referat oder so schreibst, solltest Du Dich nicht allein auf Frankreich beschränken, weil Frankreich schon damals Teil von Europa war, und eine ständige gegenseitige Befruchtung und Beeinflussung der verschiedenen Länder stattfand.
Auf Frankreich bezogen sei gesagt, dass die Folge-Revolutionen, naämlich die von 1830, 1848, sowie die von 1871 nicht denkbar gewesen wären.
Ich denke, die Frage ist auf Napoleon bezogen. Zwar hat er die Adeligen zurückkommen lassen und entmachtet (im Sinne des 3. Standes und deshalb natürlich der Revolution) allerdings hat er wieder sehr absolutistisch regiert, die Nationalversammlung durfte nur beraten, er und zwei weiter Konsuln standen an der Spitze, er hat aber im Grunde alleine regiert. Zudem hat er das Christentum wieder eingeführt, auch, wenn die Kirche ebenfalls entmachtet war, da sie dem Staat etwas schuldeten, dieser zahlte unter Napoleon nämlich ihre Gehälter. Es ist nicht ganz eindeutig, ob es sich nun tatsächlich gelohnt hat, aber ich denke, der Hauptgrund für die Revolution war ja der Absolutismus, also war Napoleon eher ein Rückschritt.
Der Unterschied zwischen den französischen Königen und Napoleon war, daß Napoleon sich nicht auf die "traditionelle" "Gottgewolltheit" des Königtums berufen konnte. Der Rückgriff auf die Religion zur Legitimierung des Königtums (samt Adel) war ein wichtiges Standbein des Absolutismus, am König zu zweifeln hieß an Gott zu zweifeln. Napoleon hat dieses Standbein quasi abgesägt, er mußte sich auf nichtreligiöse, quasi "bürgerliche" Art als Haupt des Staates legitimieren, was dann nach Waterloo auch seinen Abgang bedeutete - ein Verlierer war als Chef für den "bürgerlichen" Staat nicht tragbar. "Schwache", nicht durch Religion legitimierte Regierungen, die sich vor ihren Bürgern verantworten müssen und nicht einfach sagen können "Gott(= ich) will es so", sind ein typisches Merkmal moderner Demokratien.
Vielen dank für die Antwort, jetzt ist mir das ganze etwas klarer geworden :)
Erstmal vielen dank für die Antwort,
da das nur ein sehr kleiner Referat ist, soll ich mir nur Frankreich anschauen, und nicht die anderen Länder, die von der frz. Rev. beeinflusst wurden. Trotzdem vielen dank