Wie wird in der Psychiatrie mit einem umgegangen wenn man eine Essstörung hat?

4 Antworten

Als erstes steht in der Regel eine (ambulante) Psychotherapie, um die Hintergründe der Essstörung zu finden und aufzuarbeiten.

Eine stationäre Therapie findet meist im Rahmen einer Wohngruppe statt. Ziel ist neben dem Austausch mit anderen Erkrankten vor allem der Aufbau eines strukturierten Tagesablaufs mit regelmäßigen Mahlzeiten inkl. deren Zubereitung.

Nur in Fällen von extremer Unterernährung kann es zu einer stationären Einweisung kommen, wenn zB Selbstgefährdung vorliegt oder der Allgemeinzustand eine direkte Gabe von lebenserhaltenden Substanzen notwendig macht.

Das ist aber nur eine grobe Richtschnur. Deine individuelle Therapie solltest Du mit deinem Arzt besprechen.

Les dir das am besten mal durch: https://www.tness.de/blog/atypische-anorexie/

In erster Linie Gespräche mit Therapueten (meistens Verhaltentherapie), aber auch Gruppentherapie (z.B. Kunst- oder Tanztherapie).

Kann auch sein, dass du regelmäßig gewogen wirst, obwohl du nicht untergewichtig bist. Wahrscheinlich bekommst du auch einen Essensplan und „Regeln“ rund um das Essen und was du (nicht) tun darfst/sollst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – mit psych. Problemen & toxischen Beziehungen

Meine Klinikerfahrungen (offen sowie geschlossen) waren ein Albtraum, was die Behandlungsweisen der Ärzte und Therapeuten betraf. Ich hatte eine atypische Anorexie. Das Besondere an meinem Fall war, dass ich meinen krassen Gewichtsverlust als Form der Selbstverletzung gesehen habe. In der Klinik wurde mir das nicht geglaubt und ich wurde nur als „Magersüchtige“ behandelt, d. h. Mädchen, das wegen Models und Social Media schlank sein will. Oberflächlicher ging es echt nicht, hahaha. Eine von unserer Station hatte Angst davor Butter zu essen und naja: Sie wurde angeschrien, dass sie es einfach essen solle, mit dem Endergebnis, dass sie panisch weinend dieses Butterbrot essen musste. Die Ursachen (wie es zu deinem Gewichtsverlust/-zunahme kam z. B. Kontrollverlust, Probleme mit Familie u. Freunden, Perfektionismus oder Einsamkeit) wurden bei keinem der Essstörungspatienten wirklich thematisiert.

ABER: Wenn du an einer Anorexie oder an Bringe Eating leidest bzw. starke Gewichtsverluste/-zunahmen dich belasten, dann würde ich da trotzdem hingehen. Vorportioniertes Essen hat mir bei meiner Gewichtsregulation geholfen.

PLUS: Die Mitpatienten waren bei meinen Aufenthalten die wahren „Seelenretter“. Wenn von den Betreuern doofe und unsensible Kommentare kommen, dann helfen dir die anderen. Ihr könnt Erfahrungen austauschen und über eure Ängste sprechen. Auch ist es ein tolles Gefühl, gemeinsam eine so anstrengende und herausfordernde Zeit zu überstehen. Ich bin nach zwei Jahren noch immer mit einigen meiner Klinikfreunde in regelmäßigem Kontakt.

FAZIT: Wenn du untergewichtig oder übergewichtig geworden bist und du Schwierigkeiten damit hast zu einem gesunden Gewicht zurückzukommen, dann wäre ein Klinikaufenthalt schon sinnvoll. Solange alles noch ok ist, du aber dennoch merkst, wie es schlimmer wird bzw. nicht besser, dann ist die nachhaltigste Option eine Verhaltenstherapie. Dort ist der Fokus auch mehr auf dem Umgang mit deiner Essstörung und den Ursachen, als rein auf der Gewichtskontrolle.

Es ist wie Urlaub für deine Seele, mit einigen Verpflichtungen. Du wirst lernen, wie das Leben funktioniert. Du hast nicht nur Aufgaben, auch viel Freizeit. Du hast Handyzeiten, du darfst raus, um etwas zu unternehmen, spazieren gehen. Du kannst dort Sport machen, Malen, Kochen und das beste ist, du findest dich selbst und wirst ein neuer Mensch.