Wie wird im Gymnasium gelernt? Wie wird Studierfähigkeit definiert?
Hallo
Die Frage betreffend Gymnasium ist gezielt an all die gerichtet, die auf einem Gymnasium waren oder gerade auf einem Gymnasium sind. Eines Vorweg: Ich war nie auf einem Gymnasium und habe auch nicht studiert.
Mir ist bekannt, auf einem Gymnasium werden Fremdsprachen, höhere Mathematik, Naturwissenschaften (Bio, Chemie und Physik) uvm. gelernt. Es ist schulisch sehr anspruchsvoll, sagen die einen, es ist überhaupt nicht schwer, sagen die anderen. Ich denke, das wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.
Jetzt zur Frage: Geht das vermittelte Wissen auf den Gymnasien bis in die Tiefe oder sind das Grundlagen und die Basics in höherer Mathematik, in Naturwissenschaften, in Fremdsprachen usw. ? Geht das vermittelte Wissen in die Tiefe oder geht es dabei um die Grundlagen ?
Nach dem Abi bzw. nach der Matura gilt man als studierfähig.
Meine Frage dazu: Wie wird der Begriff "studierfähig" definiert und wie definiert ihr das und was versteht ihr darunter ? An welchen Kriterien wird das festgemacht.
Wann gilt ein Mensch als studierfähig ?
Wenn...
...man(n) oder Frau in allen Fächern auf dem Gymnasium Bestnote hat ?
...Er oder Sie die Grundlagen in allen Fächern versteht und jederzeit abrufen kann ?
...jemand gut auswendiglernen und nachplappern kann und das wiedergibt, was der Lehrer in der Schule bzw. der Professor oder der Dozent im Hörsaal hören will ?
...jemand der auf (s)einem bestimmten Gebiet ein Profi ist ?
...jemand der fast zu jedem Thema tiefgründig wie aus dem Effeff alle Fragen wie aus dem Ärmel geschüttelt beantworten kann ?
...man(n) oder Frau sich gut anpasst ?
...man(n) oder Frau aus einem gut situierten und gebildeten Elternhaus, sozialen Umfeld stammt ?
...jemand strukturiert und organisiert ist und sich selber gut strukturieren und organisieren kann ?
...jemand Eigeninitiative zeigt ?
...jemand eine elitäre gehobe Sprache und elitäres Auftreten hat ?
Für Antworten bedanke ich mich im Voraus.
Höhere Mathematik wird an der Uni gelernt, nicht auf dem Gymnasium
Was ist mit Differential- und Integralrechnung ? Gehört das nicht zur höheren Mathematik ? Das wird doch auch auf den Gymnasien gelernt.
9 Antworten
Da sprichst Du etwas an... Ich habe zwar Abitur gemacht, studiert und Abschluss gemacht (Diplom), aber so genau wüsste ich auch nicht, was die entscheidenden Erfolgsfaktoren waren.
Ich würde sogar sagen, das ist für diesen Weg typisch: Man macht es einfach (auch wenn es zu Beginn sehr schwierig bis unmöglich erscheint), vertraut auf sein vorhandenes Wissen, gibt sich Mühe, arbeitet mit anderen zusammen und ist dann am Ende gut genug oder nicht. Erfolgsgarantien gibt es keine.
In der Arbeitswelt kennt man es als VUCA (Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität) - all das sind Charakteristika eine Studiums.
Zu Deinen Fragen:
- Bestnoten braucht man nicht - aber man muss gut genug sein.
- Wissen muss man nicht alles - aber man sollte wissen, wo es steht.
- Nachplappern kann helfen - aber verstanden haben sollte man es dennoch.
- Profi ist man auch nach abgeschlossenenem Studium noch nicht, denn dann beginnt erst die berufliche Karriere.
- Tiefgründiges Verstehen ist in einigen Teilgebieten möglich, aber das ist kein Vergleich mit Professoren, die sich seit Jahrzehnten mit ihrem Spezialgebiet auseinandergesetzt haben.
- Anpassungsfähigkeit - nunja, man muss mit dem VUCA klarkommen.
- Das Elternhaus spielt tatsächlich eine Rolle. Akademikerkinder bemerken das nicht, aber Arbeiterkindern fällt es sofort auf. Man wird Kommilitonen haben, die in ihrer Freizeit jagen und segeln und andere, die im sozialen Brennpunktviertel aufgewachsen sind. Sich nur elitär zu geben und zu tun, als ob, blendet einige aber ist nicht nachhaltig.
- Strukturiert arbeiten und organisiert sein ist wichtig. Chaoten scheitern leicht an sich selbst. Eigeninitiative und Selbstmotivation sind ebenfalls wichtig.
Hi Y1982
Superfrage. Ich bin an der Stelle etwas zwiegespalten.
- Abi (oder Entsprechendes) ist einfach eine Vorbereitungsphase - man bekommt ne Menge neuen Stoff, den man sich in die Rübe klopfen muss. Dennoch hat man immer noch einen relativ stringenten Lehrplan - sozusagen der Fahrplan.
- Studium: du musst dir eine Riesen-Menge an Stoff in den Kopf packen und verarbeiten. Dabei hast du aber praktisch keine Hilfe, sondern bist viel auf dich allein gestellt.
Deshalb: beides baut aufeinander auf; Kern der Sache ist aber dass sich derjenige einen Lern- und Arbeitsstil aneignet, der es ihm erlaubt das Fach zu beherrschen. Die Details die du nennst können kommen, müssen aber nicht.
Meine Meinung - ganz fachunabhängig.
Also ich war zuerst auf einem Gymnasium und dann bin ich auf eine Gesamtschule gewechselt, weil ich es in der siebten Klasse von den Noten her nicht geschafft habe. Ich denke, dass im Gymnasium schon mit höherem Niveau in allen Fächern unterrichtet wird. Ich gehöre zu denen, die sagen würden, dass es auf dem Gymnasium schulisch anspruchsvoll ist. Es geht schon in frühen Jahrgängen (würde sagen bis Klasse 10) in die Tiefe. Jedoch würde ich nicht sagen, dass wenn man auf dem Gymnasium war, bessere Vorraussetzungen hat, als andere Schulformen. Zum Zeitpunkt als ich noch auf dem Gymnasium war, war es einfach nicht meinen Ansprüchen gerecht. Jetzt bin ich auf der Gesamtschule und 13. Klasse, also auch gymnasiale Oberstufe und von den Noten her läuft es auch gut ! Ich würde sagen, dass man nicht pauschal sagen kann, wann man als studierfähig gelten kann. Dazu zählen viele verschiedene Faktoren und sicherlich ein Mix aus deinen o.g Faktoren. Als wichtig würde ich sicherlich Eigeninitiative, elitäre Sprache und Profi auf einem bestimmten Gebiet sehen. Noten würde ich nicht dazuzählen, genau aus dem Grund weil jedermann einen bestimmten Bereich hat, worin er gut ist und in anderen Bereichen eben nicht.
Was ist mit Differential- und Integralrechnung ? Gehört das nicht zur höheren Mathematik ? Das wird doch auch auf den Gymnasien gelernt.
Schwer zu sagen, was genau höhere Mathematik ist. Mathematische Grundlagen werden an einer UNI auch viel tiefer und wissenschaftlicher behandelt. Du kannst zum Beispiel in der Schule etwas über reelle Zahlen lernen, das ist dann keine höhere Mathematik. An der UNI kannst du das gleich Thema haben, aber mathematisch viel strenger an die Sache rangehen und erstmal alle möglichen Sätze beweisen. Differential- und Integralrechnung ist an der Uni durchaus als höhere Mathematik zu verstehen. Da wird aber nicht nur gerechnet. Du kannst die Herleitung der Ableitung bzw. die Herleitung des Differentialquotienten und den Beweis einer Ableitung, z.B. von f(x)=a*x^n nach x mit Hilfe des Differentialquotienten durchaus als höhere Mathematik bezeichnen. Aber was man in der Schule macht, ist hauptsächlich nach einem Schema zu rechnen. An der Uni wirst du diese Schemata beweisen und auch hinterfragen.
Mindestvoraussetzungen für Studierfähigkeit sind:
- Absolut fehlerfreie Beherrschung der Muttersprache in Wort und Schrift,
- gute Englischkenntnisse,
- eine zweite Fremdsprache gelernt zu haben
- und auch schon etwas Übung zu haben in selbständigem Lernen anhand guter Bücher (unerlässlich für ein erfolgreiches Studium).