Wie waren die 80er für euch?

Das Ergebnis basiert auf 14 Abstimmungen

Es war schön! 57%
Andere Antwort: 43%
Naja, nicht besser als jetzt. 0%
Hab es eher schlecht in Erinnerung 0%

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Andere Antwort:

Die Musik, die Filme, die Serien, alles Top.

Aber ich habe in der DDR gelebt, und das war nicht schön.

BRAVOs bekamen wir nur geschmuggelt aus dem Westen. Klamotten waren nur angesagt, wenn sie aus Westpaketen kamen. Denn hier hatte fast jede Familie jemanden im Westen. Wer das nicht hatte, bekam fieseste Mobbingattacken ab.

Die Kinofilme der 80er habe ich erst nach der Wende im Privatfernsehen angucken können. In die DDR-Kinos kam da nur ganz wenig, aber 1989 war Dirty Dancing dabei. Da war ich fünfmal im Kino.

Ansonsten litten wir in der DDR an der Mangelwirtschaft. Hätte ich im Westen gelebt, wäre ich voll zufrieden mit den 80ern gewesen. So war es dann bei mir mit den 90ern.

MyNameIsMike 
Fragesteller
 24.06.2021, 14:38

Tut mir echt leid sowas erlebt zu haben! Kann mir gar nicht nicht vorstellen wie schlimm das sein muss damals.

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Katinkacat  24.06.2021, 17:42
@MyNameIsMike

Ich fand das auch sehr sehr schlimm. Und mich ärgern auch Kommentare, die die DDR sehr gut darstellen. Das sind Leute, die stramme Genossen waren. Die Mangelwirtschaft damals hat jeder gesehen. Und jemand, der enteignet wurde, weil er dem DDR-Staat nicht in die Gleichmacherei passte, hat darunter sehr gelitten.

Abitur machen oder gute Lehrstelle? Aber nur mit Jugendweihe und dem Bekenntnis zum DDR-Staat, ein Junge musste sich dazu noch zu 3 JAhren Armee verpflichten. Karriere? Dazu musste man in die SED!

Diese sozialen Wohltaten wie niedrige Mieten und billige Grundnahrungsmittel konnte sich dieser Staat gar nicht leisten. Wer soll denn Reparaturen bezahlen? 18 Jahre musste man auf ein Auto warten. MAnche ewig Gestrigen jammern ja, sie könnten heute nicht die Miete bezahlen. Da sollen sie mal Wohngeld beantragen! Und sie seien so arm, sie könnten nicht in den Urlaub fahren. Das können hier aber fasst alle in meinem Umfeld. Und für kinderreiche Familien gibt es auch Programme heute.

Dieser ewige Politkäse in der DDR-Schule. Sehr lastig auf Naturwissenschaften. Dann mussten wir in Betriebe. Da war aber nichts mit Gleichberechtigung, wir Mädchen mussten alle an die Schraubstöcke, aber kein Junge zum Nähen. Und mit Berufsvorbereitung hatte das für mich nichts zu tun: ich wurde Bürokauffrau und durfte in keinem VEB in die EDV-Abteilung.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 24.06.2021, 17:58
@Katinkacat

Ich lebe zwar nicht in Deutschland, aber wir in Italien haben viel über die DDR in der Schule gelernt, weil auch Italien und andere Länder von der Wirtschaftskrise betroffen waren.

Schlimm, wie man junge Leute die Zukunft kaputt gemacht hat.

Ist ja logisch.. DDR stand wirtschaftlich schlecht da. Hätten nix billiger machen können. Muss wahrscheinlich schlimm gewesen sein mit einer Wohnung.

Sehr sexistisch damals, das man nicht den Job machen konnte den man wollte.

Kann dazu nicht viel dazu sagen.. Hab es zum Glück nicht mit erlebt.

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Katinkacat  24.06.2021, 18:34
@MyNameIsMike

Billig waren nur Grundnahrungsmittel, Energie und Miete, Bus und Bahn, Urlaube in der DDR. Die Löhne waren sehr niedrig: etwa 600 DDR-Mark. Allein ein Fernseher kostete mindestens 4900 DDR-Mark. Ein Auto war so teuer wie im Westen, nur musste man 18 Jahre drauf warten. Dann die Mangelwirtschaft.

Die DDR baute ihre Plattenneubauten. Anders kam man nicht an gegen die Wohnungsnot. Bis in die 60er war es sogar so, dass man, wenn man ein zu großes Haus hatte, Mieter zwangsweise reingesetzt bekam. Da war nicht mal eine abgeschlossene Wohnung da.

Eigenes Haus? Ja, aber wehe, es fielen Reparaturen an. Da konnte man nicht einfach in den Baumarkt gehen, da gab es Bezugsscheine für Material. Und da musste man auch erstmal ran kommen. Westgeld half da, aber wer hatte das in ausreichender Menge? Wir hätten dringend den Fußboden im Wohnzimmer erneuern müssen. Nach einigen Jahren hatten wir einen Bezugsschein, das Material war aber so schlecht, so dass nach kurzer Zeit ein Sofabein mitten im Fußboden stand. Ordentlichen Fußboden haben wir erst nach der Wende bekommen.

Immer wenn es regnete, lagen bei uns Lappen in den Fenstern, da sie nicht dicht waren. Wir hätten ja gern neue gekauft, aber die gab es leider auch nicht.

Wer doch neu bauen wollte, der bekam vom Staat schonmal einen Bauplatz zugewiesen. Der gehörte manchmal anderen Bürgern. Das interessierte die DDR aber nicht, die vergaben einfach fremdes Eigentum. Bezahlen brauchten die Bauherren das nicht,

Manche Häuser gehörten Leuten, die in den Westen geflohen waren. Die DDR vergab sie dann. Wer mit dem Staat damals verhandelt hat, hat sich selbst zum Verbrecher gemacht. Verhandeln sollte man mit den Eigentümern, und wenn die im Westen nicht greifbar waren, dann sollte man die Finger von so einem Haus lassen,, finde ich,

Aus meinem Dorf war mal ein Ehepaar in den 80ern im Westen geblieben nach einem Verwandtenbesuch. Da kam der Staat und versiegelte die Wohnung. Das Inventar wurde rausgeschafft und stand später im An- Und Verkauf zum Verkauf.

Bei uns war auch die letzte Ecke im Garten voll mit Gemüse, Kartoffeln... Auch schlachteten damals die meisten zu Hause ein Schwein. Da gab es viel Privathaltung als Selbstversorger.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 24.06.2021, 18:42
@Katinkacat

Der billige Lohn mit den billigen Preisen wird dann wahrscheinlich ausgeglichen haben.

Sehr schlimme Lebensumstände in solchen Wohungen.

Schlimm, das man sich nicht mal ein eigenes Haus gönnen und dann noch ein undichtes.

Die haben sogar anderes Eigentum bzw. Grundfläche in Besitz genommen traurig.

Auch nicht zu glauben wie schnell man damals ein Verbrecher war.

Echt grausam, wenn sogar deswegen Wohnungen versiegelt werden.

Nur so konnte man wahrscheinlich sich Lebensmittel kaufen. Unglaublich wie es damals war!

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Katinkacat  24.06.2021, 18:57
@MyNameIsMike

Schon als Kind wusste man: pass auf, was Du sagst. Unterhielten wir uns zu Hause mal negativ über die DDR, da wusste ich schon im Kindergarten, dass ich das dort nicht sagen durfte.

Die DDR verordnete Vollbeschäftigung. Leider war dafür aberhinten und vorn keine Arbeit da. WIr saßen jeden Tag 8,75 Stunden Regelarbeitszeit ab. In mindestens der Hälfte der Zeit fehlte Arbeit und Material. (Ausnahmen gab es wie medizinischer Bereich und Bus/Bahn). Teilzeit arbeiten? Da musste man einen Grund haben (Kinder) und nach einen guten Kaderleiter, der sowas genehmigte. Der in meinem Ausbilsungsbetrieb tat das nie.

18 Tage Urlaub und deutlich weniger Feiertage als heute, Hilfe!

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 24.06.2021, 21:46
@Katinkacat

Meinungsfreiheit hat es in DDR nicht gegeben. Traurig, wenn Kinder so aufwachsen.

Ich kann leider nicht viel sagen, außer das ich einfach nur fassungslos bin. Sehr schlechte Arbeitsbedienungen.. Die Leute taten mit Leid.

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Katinkacat  25.06.2021, 17:50
@MyNameIsMike

Ich war in der Lehre, als die Mauer fiel. Und da hörte ich von den Kolleginnen nicht, dass sie ja ach so zufrieden waren mit ihrem Vollzeitjob, den Kindern und dem Haushalt. Das wurde ihnen nämlich alles zu viel, viele wünschten sich Teilzeitarbeit. Die gewährte der Kaderleiter aber nicht. Eine sozialistische Frau arbeite vollzeit und habe möglichst viele Kinder, so sagte er. Der Haushalt war komplett Frauensache. Da gab es für verheiratete Frauen und ansonsten für Frauen ab 40 einen bezahlten Haushaltstag pro Monat, aber nur für Vollzeit Beschäftigte. Da sieht man, dass nichts los war mit Gleichberechtigung in der DDR. Ein Mann bekam keinen Haushaltstag. Im Betrieb fehlten bei uns Putzkräfte. Da hieß es, jede mache ihr Büro selber sauber. Da gab es aber auch Büros, wo nur Männer saßen. Da wurde eine Frau zum Putzen eingeteilt.

Auch gab es keine Frau, die einen Betrieb leitete, und auch politische Führungsämter hatte keine Frau in der DDR, höchstens mal Dorfbürgermeisterin. In die Altherrenriegen nach Ost-Berlin schaffte es nur Margot Honecker. Ich kenne eine einzige Frau, die war Ende der 80er Schuldirektorin.

Sieht man mal alte DDR-Filme an, da wird es auch eng, wenn die Frau mal auf Dienstreise oder ins Krankenhaus muss, da kann der Mann nämlich auch nichts im Haushalt. Da rückt dann eher noch die Oma an.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 05.08.2023, 00:30
@Katinkacat

Bin gerade meine alten Fragen durchgegangen und habe anscheinend übersehen das du mir mal geantwortet hast. Tut mir wirklich leid 😅 Dafür gibt es ein Stern von mir und vorallem weil du mir einen echt spannenden Einblick in DDR gegeben hast. Bin froh das noch Zeitzeugen wie dich gibt, welche das noch genau so erzählen können wie es wirklich war und nicht wie man es im der Schule lernt.

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Katinkacat  09.08.2023, 17:21
@MyNameIsMike

Danke. Ich kann Dir sehr gern noch sehr viel mehr erzählen - eigene Erfahrungen und keine Verklärung.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 09.08.2023, 18:41
@Katinkacat

Ja, ist echt schön auch andere Meinungen zu hören. Wie du schon in der ersten Antwort gesagt hast gibt es leider zu viele Menschen, wahrscheinlich ewig gestrige welche die DDR als schöne Zeit darstellen, wenn es das offensichtlich aber nicht war. Deswegen auch danke!

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Katinkacat  09.08.2023, 18:47
@MyNameIsMike

Das sind Leute, die sich auch nach 33 Jahren nicht in der Demokratie zurechtfinden. Wie kann man sich eine Diktatur zurückwünschen? Außer strammen Kommunisten wollte diesen Staat 1989 keiner mehr. Ich hatte erst vor kurzem im real life einen vor den Füßen, der klar sagte, er wolle die DDR zurück, sehe sich nur als Ostdeutscher und lehne alle Westdeutschen ab. Meine Meinung: SED-Kreisleitung - der sah 1989 seine Welt zusammenbrechen!

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 09.08.2023, 19:03
@Katinkacat

Genau meine Meinung. Bin solchen Menschen bis jetzt nur im Internet begegnet, aber das es auch draußen welche gibt, ist irgendwie schockierend. Wahrscheinlich ist für diese Menschen Nordkorea ein Paradies. Verstehe bis heute was es bei einer Diktatur zu verteidigen gibt, aber wahrscheinlich sind es die Menschen welche davon profitierten. Anders kann ich mir das nicht vorstellen.

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Katinkacat  09.08.2023, 20:00
@MyNameIsMike

Mein Gesprächspartner meinte, er lobte sich den billigen Hauskredit damals. Die DDR konnte keine Preise kalkulieren, deshalb war sie auch am Ende. Anscheinend hat der auch bevorzugt Baumaterial bekommen, denn da konnte man nicht einfach in einen Baumarkt gehen, sowas gab es nämlich nicht. Erstmal ging alles an Genossen und dann an Plattenbauten. Für den Rest gab es Bezugsscheine. Und daran musste man erstmal kommen. Der Typ hat angeblich schneller als heute gebaut. Dann war er ranghoher SED-Genosse. Und das Material damals war Schrott, was wir bekamen. Er meinte, dann haben wir das so gewollt. Aber klar: Fenster, durch die es durchregnete, kaputte Ziegeln, dünne Spanplatten als Fußboden????????????????????????

In der DDR habe man besser gebaut, meinte er. Aber klar, sieht Dir mal die Innenstädte an, wie verfallen die waren. Da hatten die wohl einfach keine Lust, oder was????????????????

Wir durften nicht mal unsere Verwandten im Westen besuchen, das ging nur für Rentner und für andere zu speziellen Anlässen wie runden Geburtstagen und Hochzeiten - und das in der Regel als Einzelperson. Als Papa im Westen bei seinem Cousin war, durfte keiner von uns mit.

Volkseigentum???? Geklaut von den wahren Besitzern, die sich das hart erarbeitet hatten.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 09.08.2023, 20:37
@Katinkacat

Da muss man echt froh sein in heutige moderne Häuser zu leben, als in alte DDR-Wohnungen.. Erklärt auch unter anderem den günstigen Kredit damals. Einfach nur ein Wahnsinn und das man seine Verwandten im Westen nicht besuchte, war eine absolute Frechheit.

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Katinkacat  09.08.2023, 22:14
@MyNameIsMike

Vor allem war auch unser Geld nichts wert. Jeder DDR-Bürger bekam im Westen einmal im Jahr 100 D-Mark vom Weststaat, wenn er in den Westen fuhr. Und das Geld war schnell weg. Opa arbeitete als Rentner noch an der Wache. Denn Oma und Opa bekamen nur die Mindestrente, die am Ende der DDR bei 300 DDR-Mark lag. Das war auch in der DDR sehr wenig Geld.

Kaffee in der DDR kostete ein Vielfaches wie im Westen. Kaffee war in der DDR Luxus. Farbfernseher gab es genau in 2 Varianten: der eine kostete 4900 Ostmark, der andere 6500 Ostmark. Und an die war nicht mal leicht ranzukommen. Papa kannte den Chef des Fernsehladens.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 10.08.2023, 10:48
@Katinkacat

Echt schlimm.. Die Bürger damals waren nix wert. Ich frage mich wie man mit so wenig Geld überleben konnte. So absurd das Sachen die heute selbstverständlich sind, früher Luxus waren. Da fehlt mir einfach die Sprache. Man hat den Menschen die das Land aufgebaut haben, eigentlich angespuckt (brutal gesagt).

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Katinkacat  17.08.2023, 19:18
@MyNameIsMike

Das war ein karges Leben damals. Was mich immer so geärgert hat: nicht mal eine BRAVO konnte man kaufen. Der Diktatorenstaat wollte nicht, dass wir die glitzernde Welt des Westens, die ich immer geliebt habe, sehen. Einen Starschnitt hatte niemand voll, da wir die BRAVOs nur schmuggeln konnten. Da kamen immer nur Einzelausgaben. Manche nahmen ihre BRAVOs mit in die Schule, die gingen heimlich unter den Tischen rum. Es hat uns niemand erwischt. Manche verkauften dann Poster richtig teuer für DDR-Geld.

Ich habe meine gehütet wie einen Schatz. Meine Wände waren wie die von West-Jugendlichen komplett mit Postern ausgestattet. Das erste hatte ich von Modern Talking.

Wir wohnten nicht soweit weg von der damaligen Grenze. Rentner durften in den Westen reisen, aber da gab es nur einmal je 100 Westmark Begrüßungsgeld pro Person. Damit musste man sich einteilen. Oma und Opa führen mit den Pendelbussen rüber im Rahmen vom kleinen Grenzverkehr. Opa arbeitete noch als Rentner ein bisschen an der Wache. Der Umtauschkurs für unser Geld war sehr sehr schlecht. Oma und Opa nahmen manchmal noch Würste von unserer Hausschlachtung mit in den Westen, die Ausfuhr war verboten. Erwischt wurden sie nie. Im Westen gaben ihnen die Leute dafür Westgeld.

Damals schlachteten hier auf dem Land fast alle Familien ein Schwein zu Hause. Bei uns wurden auch Schafe geschlachtet. Die DDR plante diese Selbstversorger auch ein. Das war bei uns eine sehr fettige Angelegenheit, da wir wenig Platz im Haus hatten. Da wurde das Schwein auf dem Hof getötet und dann die Wurst und das Fleisch im Haus zubereitet. Die Räume wurden teils ausgeräumt, mit dicker Pappe auf dem Fußboden ausgelegt, und dann wurden Tapetenreste an den Wänden angebracht zum Schutz der eigentlichen Tapeten.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 17.08.2023, 20:01
@Katinkacat

Krass, das man nicht mal die Bravo lesen durfte, was eigentlich völlig normal ist.

Da weiß ich schon wieder nicht was ich dazu sagen soll, da fehlen mir einfach Worte. Ich könnte mir so ein Leben nicht mal im Albtraum vorstellen.

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Katinkacat  17.08.2023, 20:12
@MyNameIsMike

Mich schüttelt es durch, wenn ich manchmal lese, dass sich manche da auch noch wohlgefühlt haben. Hier in meinem Umfeld kenne ich solche Fälle gar nicht. Wir leben hier an der Grenze zu Sachsen-Anhalt, wenn ich dorthin fahre, da höre ich manchmal solche DDR-Liebhaber.

Von uns aus ist es auch nicht weit nach Niedersachsen. Damals hatte hier fast jede Familie Westverwandtschaft. Daher kamen auch die Westklamotten. Wer die in der Schule nicht getragen hat, wurde übelst gemobbt. Das war in meiner Klasse so, da hatten 2 Mädchen keine Westverwandtschaft.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 17.08.2023, 23:27
@Katinkacat

Auf meine Frage "Fandet ihr die DDR schlimm" hat die ein oder andere Antwort mich auch sehr schockiert. Da wird von manchen die DDR besser als die heutige Demokratie dargestellt. Ich finde das auch völlig unvertändlich.

Traurig. Wie sich Menschen damals ausgeschlossen haben, weil sie etwas nicht hatten bzw. keine Westverwandschaft hatten.

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Katinkacat  25.08.2023, 11:33
@MyNameIsMike

Diese DDR-Verliebten entsetzen auch mich. Die sind nicht in der Lage, Selbstverantwortung auszuüben. Ein Staat kann nicht jeden vor allem schützen: vor dem eigenen Mitdenken, dem Gefahren erkennen, dem Abwägen von Entscheidungen. Das tat der DDR-Staat. Man muss eben aufpassen, dass man nicht reingelegt wird. Das soll in den Augen der Jammer-Ossis der Staat machen. Ich denke auch, dass es hier Leute gibt, die dem DDR-Staat sehr nahe standen: SED-Leitungsfunktionen hatten.

Soziale Wohltaten müssen auch erwirtschaftet werden. Billige Mieten heißt eben, dass der Vermieter nichts einnimmt. Und wie die Häuser aussahen, hat man in der DDR gesehen. Da wurden dann halt einfach Plattenbauten hochgezogen, während die Altstädte verfielen.

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Es war schön damals. Die Mittelspurschleicher auf der Autobahn sind nicht aufgefallen, weil auf der rechten Spur immer Militärkonvois unterwegs waren.

Wenn man mal dringend musste, gab es überall in der Stadt dafür so gelbe Kabinen.

Und Taschentücher brauchte man nicht, weil man immer ein dickes Vlies unter seinen Achseln trug.

Und Ossis gab es damals nur um Emden herum.

Es war schön!

Ich schreibe gern hier über die 80er, da ich sie als Jugendlicher erlebt habe, also 1980 war ich 11 und 1990 dann 21.

Von 1979 bis 1984 besuchte ich ein Gymnasium. Wesentlicher Unterschied zu heute ist einmal, dass es viel weniger Medien gab, also uns kamen die damals schon genug vor, denn es gab Radio, Fernsehen, einige Zeitschriften, Musik-Kassetten mit Recorder zum Aufnehmen, Schallplatten. Ein wesentlicher Unterschied zu heute war, dass man kein Gerät hatte mit dem man alles googlen konnte, sondern man musste sich bei Fragen , die das Leben so stellt , entweder auf Gespräche verlassen , oder im Lexikon nachsehen, und bei Jugendfragen gab es auch Zeitschriften wie BRAVO, wo man zu sexuellen Themen etwas erfahren konnte. Unvorstellbar damals, dass man Jahre später diese Sachen und noch viel mehr einfach über Internet bekommen würde.

Wir hatten also möglicherweise einen engeren Horizont, aber es kam uns natürlich auch nicht so vor, denn wir kannten es nicht anders. Trafen wir uns zB mit Freunden, und es kam kurz davor zu einer Terminänderung, dann konnten wir mit keinem Handy dies absagen, sondern mussten quasi zu diesem Ort fahren , der ausgemacht war. Bestenfalls konnte man noch zu einer Telefonzelle gehen (wenn man genug Kleingeld hatte) und rief in der Wohnung der Freunde an, ob sie noch nicht weg wären oder so. Auch war es mir lästig, wenn ich irgendeinen Freund anrief, dass sich da ja am Festnetz oft Eltern meldeten oder irgendwelche Geschwister, bei denen ich mich dann erst vorstellen musste und den oder die gewünschte Person verlangen musste . Und wenn wir uns länger unterhielten, dann hören da oft die Eltern mit, da dasn Telefon im Vorzimmer stand, und es gab auch noch keine längere Anschlußschnur, sodass man es sich ins Zimmer nehmen konnte. Man war eben nicht mobil. Auch keine Textnachrichten oder so.

Computer hatten wir schon . Wir besaßen ab ca 1983 ein Phillips-Videospiel, das man an den Fernseher anschließen konnte und es waren Spiele mit einfachster Grafik, aber für uns waren sie ok und lustig. Ab 1985 hatte ich einen Comodore 64, der bei Spielen schon Besseres konnte, aber mit einer Diskette im Laufwerk musste er sich immer die neuen Spiel-Tools nachladen. Heut lacht man auch darüber, obwohl gewisse Spiele heute als Nostalgie-Spiele gelten.

Was Musik anbelangt, gab es gewisse Sendungen im Radio, von denen wir uns die modernen Hits aufnahmen (und hofften, dass der (die) Moderator(in) nicht reinquatschte in das Lied :-)), oder man hatte zB von jemand eine Schallplatte ausgeborgt, die man sich auf Cassette kopierte. Es ist mir von damals geblieben, dass ich heute noch ein CD-Sammler bin, da ich so aufgewachsen bin, dass man von den Musik-Stars dann etwas in der Hand hat, was spielt, mit Cover und auch Booklet. Also die CDs gab es im großen Ausmaß dann ab 1990, Platten sind ja jetzt wieder in. Natürlich bin ich heute auch ein Fan von Youtube und Songs runterladen, aber das Herkömmliche mit Schallplatte auflegen mag ich auch sehr, eher für gewisse Musik.

Wenn im Fernsehen Shows oder Filme liefen (wir hatten in Österreich ganze 2 Programme) , dann kannten das meistens alle aus der Klasse, weil es sonst fast keine Abendunterhaltung gab (ins Kino konnte man gehen). Shows wie "Dalli, Dalli", das damals beginnende "Wetten, dass", die ersten paar Sendungen mit Frank Elstner, etc. Einmal im Monat gab es eine Show mit den größten Hits des Monats, das war für Jugensdliche das Highlight. Musik-Videos (also nicht nur Audio), das war auch in den 80ern etwas Neues, und man bewertete dann Songs und Stars auch nach dem Video. Was ich bis heute nicht so gut finde, denn es soll ja die Musik im Vordergrund stehen.

Ich war als Jugendlicher nie einer , der die Mode viel mitgemacht hat, aber ich finde das Outfit von damals nicht schrecklich (wie manche das heute festetellen), denn damals waren wir jung und das sah "cool" aus. Viele wollten 1983-85 immer Mode von Benneton, Lacoste oder Esprit etc. Das war aber alles im Vergleich zu billigen Sachen ( die oft fast genau so aussahen) sehr teuer. Und ich verstand es nicht, was manche echt daran fanden. Es ist aber klar, sie wollten das anziehen, was die anderen auch hatten, und da vorrangig, wenn es die "coolen" waren. Im Prinzip ist das nichts Anderes als heute.

Ab ca 1987 war ich dann auch ein paar Mal in Discos in der Wiener City, und da gab es vllt 3-5, wo ziemlich alle hingingen, auch außerhalb gab es einige, aber da musste man dann mit dem Auto hinfahren (bzw einer fuhr halt immer, der noch nüchtern war, hoffentlich...) und das war wegen Alkohol eben gefählich, also wir fuhren mit Straßenbahn und Bus (Nachtbus gab es schon) lieber in die Stadt und gingen manchmal (wenn schon ein wenig beeinträchtigt durch Alkohol) die 4km zu Fuß nach Hause oder sonstwo hin, in Lokale, die noch offen hatten. Das empfindet man würde ich sagen nicht viel anders als heute. Aber Lokale gibt es heute massenweise (die Innenbezirke von Wien sind heute voll davon), damals nicht , jetzt zu Corona natürlich auch wieder nicht, aber das ist ja nur temporär, wie man hofft.

Ängste damals gab es natürlich auch genug, also vor Atomkrieg zwischen USA und UdSSR fürchtete man sich schon. Tschernobyl passierte , als ich 17 war, und es war alles andere als klar, dass dies für Europa letztendlich noch glimpflich geendet hatte.

Also für mich allgemein gesagt war es eine Zeit, an die ich mich gerne erinnere, aber nicht zuletzt deswegen, weil ich eben jung war

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Es war schön!

Bild zum Beitrag

Solche Klamotten habe ich damals nie getragen, das war vor einer Faschingsparty vor ein paar Jahren mit dem Motto 80er. Das Bild drückt aber gut die Simmung von damals aus. Wild, verrückt, Aufbruch usw. Ich war eher punkig drauf oder lief als Ted rum. Im schwarzen Anzug und schmaler Krawatte und spitzen Schuhen. Eine Tolle hatte ich auch eine Zeit lang. Musik: Ian Dury, Iggy Pop, Boomtown Rats, B 52, Specials, David Bowie, Roxy Music, Sex Pistols, The Clash ... Ich kann mich nur noch dunkel an eine Silvesterparty 79/80 erinnern. Aber ich weiß noch, dass alle (auch ich und meine Freundin) mega gestyled und unglaublich gut drauf waren. Auf die Frage "Are you ready for the Eighties?" haben alle begeistert "Yeah!" geschrien. Die 80er waren meine besten Jahre. Ich war jung und frei.

 - (Musik, Leben, Freunde)

"Ich stelle mir das alles total "fancy" vor, wie man im Oldtimer durch die Gegend fährt und 80s Musik hört wärend man mit Freunden in bunter Kleidung gerade in irgendeine Disco fährt. "

...und wie kommst du zu dieser Vorstellung??? Hast du mit Menschen gesprochen die diese Dekade bewusst erlebt haben?

Ich habe damals:

  • maturiert (Abitur gemacht)
  • viele interessante Konzerte besucht
  • keine Disco besucht
  • in "Oldtimern", als Krankenwagen getarnt, Patienten betreut (Zivildienst)
  • meine Ausbildung gemacht (3 Jahre)
  • begonnen, meinen Beruf auszuüben
  • zu Töpfern begonnen
  • eine Menge wertvolle Erfahrungen gemacht
  • Volleyball und Tischtennis gespielt (in Meisterschaftsbetrieb...)
  • Italien kennen gelernt
  • begonnen Bass zu spielen
  • Straßenmusik gemacht
  • ... u.V.A.m. - und das alles in halbwegs "normaler" Kleidung...
MyNameIsMike 
Fragesteller
 04.05.2021, 11:42
und wie kommst du zu dieser Vorstellung??? 

Durch die amerikanischen 80er Filme 😄

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 04.05.2021, 12:19
@oetschai

War ja nur eine Vorstellung, woher hätte ich es den wissen sollen 😅

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oetschai  07.05.2021, 00:01
@MyNameIsMike

Wie gesagt: indem du mit Menschen sprichst, die diese Zeit bewusst hier erlebt haben (Eltern, Großeltern, wenauchimmer)... Filme sind als historische Quellen - vor Allem wenn diese auch noch aus einem völlig anderen Kulturkreis kommen - ziemlich ungeeignet.

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MyNameIsMike 
Fragesteller
 07.05.2021, 00:06
@oetschai

Ja, das stimmt natürlich. Das ist ein schlechtes Beispiel der 80er.. Ich habe mal meine Eltern gefragt und die sagten sie waren oft in der Disco und haben gefeiert. Meine Großeltern hab ich nicht gefragt.

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