Wie verhält man sich als Deutscher in der Schweiz?
Ich muß nächste Woche geschäftlich in die Schweiz fahren, und zwar für zwei Wochen auf Montage. Die Unterkunft wird von der Firma gestellt.
Nun habe ich mich mal bißchen mit der Schweiz beschäftigt und bin mir da gänzlich unsicher, wie man sich dort "richtig" verhalten soll. Mir geht es um den Alltag und deren Kultur.
Die Schweizer sind ja ein ziemlich strenges und obrigkeitshöriges Volk. Das akzeptiere ich, ist ja deren Entscheidung. Aber ich möchte ihnen nicht vor den Kopf stoßen. Selbstverständlich werde ich keine Kritik an deren Einstellungen üben, aber gibt es darüber hinaus noch andere Sachen, die man in der Schweiz besser nicht sagen sollte?
Ich habe beispielsweise keine Lust, wegen irgendeiner Kleinigkeit dann tausende Euro zahlen zu müssen. In der Schweiz ist ja so ziemlich vieles verboten, was bei uns ganz normal ist (Schäferhunde im Tessin) oder garnicht erst verfolgt wird (Geringste Geschwindigkeitsübertretungen). Hat denn da jemand Erfahrungen mit diesem Land?
13 Antworten
Oh, die Schauermärchen, die über die Schweiz erzählt werden...
Die Schweizer sind einfach zurückhaltender als die Deutschen, man ist hier nicht so direkt. Aber Dein Beispiel mit "wenn es Ihnen keine Umstände macht" ist natürlich masslos übertrieben und völliger Schwachsinn.
"Ich hätte gerne ein Bier" reicht vollauf. Aber eben nicht "ich kriege ein Bier". Auch sagen wir immer artig "Danke" und "Bitte" und - wie es ein Mitstreiter hier schon erwähnt hat - "Tschüss" sagen wir nur zu Leuten, mit denen wir per Du sind. Bei Unbekannten heisst das "auf Wiedersehen" oder "Schönen Abend" oder sonstwas.
Obrigkeitsgläubig? Wir? Da lachen ja die Hühner! Das sind die Deutschen, von Denen Du da sprichst! Wir halten uns an Gesetze, ja, auch an die Strassenverkehrsgesetze. Aber dafür sind Gesetze ja da. Und wenn man diese übertritt, dann, ja dann kann es rasch teuer werden. Ich hatte meine letzte Busse vor 15 Jahren - es ist kein Problem, sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen und Parkverbote zu halten.
Wichtig ist, sich in allen Situationen etwas zurückzuhalten. Allein durch die Tatsache, dass die Deutschen schneller sprechen und im Standarddeutschen naturgemäss sicherer sind, fühlen wir uns etwas an die Wand gedrängt. Da kommt dann ein allfälliger Befehlston oder ein arrogant wirkendes "Also das kann ich besser!" eben nicht so gut an. Ein "darf ich Ihnen dabei behilflich sein" jedoch wird unter Umständen gerne angenommen.
So oder so - einfach etwas freundlicher sein als daheim und alles ist in Butter. Da wir unsere Sprache sprechen und oftmals ja nicht wissen können, dass Du sie nicht verstehst, musst Du uns einfach darauf hinweisen: "Entschuldigung, könnten Sie bitte Hochdeutsch sprechen, ich verstehe kein Schweizerdeutsch." Gerne werden alle auf diesen Wunsch eingehen.
Schäferhunde unterliegen in gewissen Kantonen einer Bewilligungspflicht, sie sind nicht "verboten". Und das ist in Deutschland übrigens, je nach Bundesland, kaum anders. https://de.wikipedia.org/wiki/Rasseliste#Rasselisten_der_deutschen_Bundesl.C3.A4nder
;-)
So oder so - wir Schweizer sind keine Unmenschen und wir haben auch noch nie jemandem den Kopf abgerissen, bloss weil er sich daneben benommen hat. Grundsätzlich gilt einfach: Einen Zacken freundlicher, etwas Zurückhaltung üben und nie über Politik diskutieren und alles ist gut!
Wünsche Dir eine schöne Zeit bei uns!
DIe meisten machen das tatsächlich. Auch ich mach das öfters mal. Für mich ist das auch einfach nur höflich, dass ich versuche, mich so zu verständigen, dass mich das Gegenüber auch versteht. Wenn ich weiss, dass man mich auch im Dialekt versteht, dann lass ich es auch bleiben.
Aber Ich weiss auch von solchen die Stur beim Dialekt bleiben. Egal wie schlecht sie verstanden werden. Erlebte ich im übrigen auch schon mal bei einer Deutschen Stand-Verkäuferin in Hamburg.
Ok du machst dich eindeutig zu vertückt :o Ich bin Halbschweizerin lebe an der Grenze und kann dir sagen dass sie nicht anders als Deutsche sind :) Der Kurs zurzeit ist ja soviel ich weiß wie in Deutschland, also alles ist billiger. Und von so vielen Verboten weis ich wirklich nix, verhalte dich ganz normal als wärst du in Deutschland und ich muss zugeben dass ich Schweizer oft freundlicher finde als Deutsche da sie wenn du etwas falsch machst sehr locker reagieren und vor allem wenn du mal den Weg nicht weißt kommen sie auf dich zu und fragen ob sie helfen können was für mich in Deutschland noch nie jemand gemacht hat :/ Wenn ich du wäre würde ich mir also keine weiteren Gedanken machen und mich eher freuen :D Hoffe das konnte deine Frage wenigstens etwas beantworten :)
Muss echt sagen dass dir vor mir scheinbar nur Leute geantwortet haben die noch keinen Fuß in die Schweiz gesetzt haben -.-
Dass was die geschrieben haben ist echt schon beleidigend finde ich und dass was man in den Nachrichten hört... :/
Das was ich über die Schweiz höre und lese, ehrlichgesagt weiß ich nichtmal mehr wie ich dort auf die Toilette gehen soll... sorry, aber frage ich dann "ich hoffe ich störe Sie gerade nicht und entschuldige mich dafür Ihre wertvolle Freizeit zu vergeuden, aber könnten Sie mir bitte bitte sagen wo die Toilette ist, wenn es Ihnen nichts ausmacht" o.O...
Und das nennt man dann "locker" und "höflich"...?! Du sagst jetzt wieder etwas anderes, hoffentlich hast Du recht!! Aber warum sollten die anderen sich das aus der Nase ziehen? Wenigstens weiß ich jetzt worauf ich achten muß von daher hat mir das schon geholfen!
Naja er reicht wenn du fragst: "Können sie mir sagen wo hier die Toiletten sind?" oder "Entschuldigung, wo sind den hier die Toiletten?" oder so ähnlich. Wie gesagt, es sollte einfach nicht befehlsartig rüberkommen.
Die Schweizer sind ja ein ... obrigkeitshöriges Volk.
Das hätte ich jetzt wie BrainBackup auch eher den deutschen zugeschrieben. Es gibt bei uns auch den etwas böse gemeinten Ausdruck "Gummihälse" für die Deutschen, weil vieles ohne zu hinterfragen einfach abgenickt wird, wenn der Chef etwas sagt. Bei meiner letzen Arbeitsstelle war auch ein Deutscher der Abteilsungschef. Der musste es auch lernen, dass bei uns nicht alles einfach so akzeptiert wird. Da kann es durchaus auch mal sein, dass der Arbeiter zurück austeilt, wenn ihm etwas nicht passt.
Wie hier schon geschrieben, kommt auch hochnäsiges Verhalten ziemlich schlecht an. Einfach mal etwas zurückhaltend sein, und schauen wie es die anderen machen. Wenn du dann immernoch meinst, dass es anders besser geht, dann kannst du das gerne sagen/zeigen. Aber nicht im voraus schon meinen, dass alles was nicht genau so läuft wie du es kennst, nur schlecht sein kann.
Ich habe beispielsweise keine Lust, wegen irgendeiner Kleinigkeit dann tausende Euro zahlen zu müssen.
Dagegen hilft eigentlich nur sich vorher informieren. Bspw. das mit dem Hunde-Gesetz ist sehr verschieden. Je nach Kanton. (Wie so vieles anderes auch.)
Das mit den Geschwindigkeitsbussen stimmt schon, die sind hart. Aber dafür gibt es bei uns kein Punkte-System. Dagegen hilft halt nur, sich an die Verkehrsregeln halten. ;)
Grundsätzlich würde ich mich aber auch nicht verrückt machen lassen. Die bringen dich schon nicht um, wenn du mal etwas falsches sagst. Es kann auch sein, dass du in Dialekt angesprochen wirst. Da musst du es halt sagen, solltest du nichts verstehen. ;)
Das hätte ich so jetzt weniger erwartet, meine Vorstellung war jetzt eher, daß die Schweizer noch mehr schleimen beim Chef, wenn sie schon um ein Bierchen betteln müssen ;)
Ich bin nicht hochnäsig, würde ich mich nicht sehen. Nur wenn jemand offensichtlich dämlich ist, da reißt bei mir der Faden. Wenn jemand beispielsweise zu doof ist Staub richtig aufzukehren (Ja, kam schon vor!), dann sage ich das auch... Ansonsten bin ich eher hilfsbereit...
Vom Fahren her, da achte ich eigentlich eher auf den Verkehrsfluß, beobachte im voraus ob z.B. jemand auf ne Autobahn auffahren will und lasse dann ausrollen damit die Geschwindigkeitsdifferenz verringert wird, oder aber gehe gleich eine Spur nach links wenn frei ist... Ebenso fahre ich dann auch mal 20 km/h schneller um den Verkehrsfluß zu entzerren (werde ich in der Schweiz natürlich nicht machen!)...
Ja und informieren tue ich mich ja auch im Internet und auch gerade hier, und da bekommt man noch so manche Horrorgeschichte mit auf den Weg :D
Da solltest du eignetlich nicht grad Probleme bekommen.
Naja das mit dem Bier am Abend mit den Arbeitskollegen ist sehr abhängig vom Betrieb. Bei meinem Lehrbetrieb konnte ich mir das gut vorstellen. Wo ich bei meinem letzten Arbeitsplatz echt keine Lust hatte, jemals mit denen ein Bier trinken zu gehen.
Auf der Autobahn mache ich es eignetlich gleich wie du. Ich versuche auch, Platz zu machen, in dem ich die Fahrspur wechsle, wenn auf der anderen Spur kein Auto ist. Oder ich verringere die Geschwindigkeit.
Das hier ist sicher die bessere Informationsquelle als so manch eine Zeitung. Besonders die einfacher gehaltenen Zeitungen, wie die Bild, der Blick, Blick am Abend und leider öfters auch 20min, dramatisieren und übertreiben es zum Teil schon recht heftig.
Ich bin schon etwas beruhigter, haben ja auch zwei Leute geantwortet die auch aus der Schweiz sind... Ja in Deutschland gehen viele Geschichten über die Schweiz rum aber man macht sich nie Gedanken darüber ob das jetzt stimmt oder nicht - und wenn man dann selber geschäftlich auf einmal hin muß, da fällt einem das alles wieder ein was man irgendwo aufgeschnappt hat... seien es Zeitungen, Fernsehen, Bekannte die "bißchen zu schnell" gefahren sind und so Zeug!
Warst du noch nie im Ausland, ohne dich über das Volk zu erkundigen? Was ich schon hätte alles ertragen müssen, wenn Gerüchte wahr wären... Am besten macht man sich ein eigenes Bild, in jedem Fall.
Weiss ja nicht wer dich so eingeimpft hat. Komm in die Schweiz und sei einfach nett, dann hast du keine Probleme. Gerade in Zürich gibt es viele Deutsche und die leben alle noch, den meitsen gefällt es bei uns.
Super Antwort! Allerdings, was die Sprache angeht: Die meisten Schweizer schwenken meiner Erfahrung nach eh auf Hochdeutsch um sobald sie merken dass sie keinen Eidgenossen vor sich haben. Ich musste in der Vergangenheit eher drauf hinweisen, dass das eben nicht nötig ist, was mich betrifft ;-)