Wie soll man sich Essen und wohnen leisten vom Mindestlohn?
Ich wohne noch bei meinen Eltern und habe kaum Ausgaben deshalb außer
- Auto
- Essen und Getränke
- gelegentlich Freizeit / Ausflüge aber das ist ein geringer Teil im Vergleich dazu
Alleine für Auto und Essen geht so viel Geld weg - Trotz dass ich ein günstigen Kleinwagen fahre für täglich 30 km Arbeitsweg und 4l Verbrauch / 100 km sind das zusammen mit privaten Fahrten locker 100€ Spritkosten im Monat und 15.000 - 18.000km Jahresleistung - mit Inspektion, TÜV, Reparatur, Autowäsche, Reifenwechsel und andere Unkosten kostet mich das schon mehrere tausende Euros im Jahr plus indirekt der Wertverlust von dem Neuwagen vor 2 Jahren für 17.000€.
Essen : 8,90€ Salat und Laugenbrezel mit Avocado und Schafskäse vom Bäcker , 4,50€ gebratene Nudeln zu Mittag und dann noch was man einkauft fürs Abendessen - Brot oder sowas. Ich nehme oft Brot mit aber das reicht mir nicht für 10 Stunden Arbeit und da ich unterwegs bin habe ich keine Möglichkeit als ständig Brötchen, Salat vom Bäcker zu holen oder ab und zu mal auch Döner.
Und diese Ausgaben , dazu noch Mietwohnung und Nebenkosten und sowas bezahlen von 1700€ netto ?
Man ist 200 Stunden auf Arbeit, oftmals 10 Stunden und gelegentlich auch zusätzlich am Wochenende, auch wenn man quasi Rufbereitschaft hat mit bezahlten Wartezeiten, ist man trotzdem auf Arbeit festgebunden auch wenn man in den Leerzeiten Nintendo Switch oder Handy spielen darf oder was essen geht.
22 Antworten
Wie soll man sich Essen und wohnen leisten vom Mindestlohn?
Der Mindestlohn liegt bei 12,80 Eur. Bei einer 40 Stunden-Woche und 52 Wochen im Jahr sind das mit dreizehntem Gehalt (Urlaubs- und Weihnachtsgeld) also knapp 2.400 Euro im Monat. Das sind netto etwa 1750 Euro in Steuerklasse 1.
Davon ziehen wir 300 Euro fürs Auto ab, bleiben nach Anrechnung der Pendlerpauschale ca. 1500 EUR im Monat netto.
Davon ziehen wir 800 Euro ab für Miete, Versicherungen, Rücklagen und Altersvorsorge, bleiben 700 Euro.
Davon ziehen wir ab 100 pro Woche für Freizeit, bleiben 300 Euro oder 10 Euro pro Tag fürs Essen. Das ist nicht viel, ist aber machbar. Sollte es nicht machbar sein, kann man Wohngeld oder ähnliche Transferleistungen beim Jobcenter beantragen. Einfach mal nachfragen.
Alex
Wegen des Essens habe ich Dir schon geschrieben, dass da die Aufteilung anders laufen muss.
Du hast oft 2 Stunden Zeit, Leerlauf, dann fahre einen Supermarkt an und kaufe Dir dort ein Baguette, frische Gurken, Obst, Joghurt, Wurst, Schinken, damit kannst Du innerhalb von 2 Stunden gut essen und viel günstiger.
Die Sachen beim Bäcker haben ihren Preis, aber in dem Fall zahlt sich Dein Fleiß finanziell aus.
Du könntest ja auch erst einmal in eine WG ziehen, ein Zimmer mit gemeinsamer Küche und Bad. Das ist nicht so teuer.
Kleidung, Ausflüge müssen sich nach dem Budget richten.
Ich habe viel weniger verdient, hatte auch eine Wohnung, Auto und habe gekocht und Essen mitgenommen. Auf Kleidung habe ich nicht verzichtet, es ging schon, eigentlich meine ganze Arbeitsjahre lang. Es kommt wirklich auf die Einteilung an und dass Du improvisierst, fertiges Essen ist immer sehr teuer, Du kannst Dir abends etwas zubereiten, dass Du am nächsten Tag mitnimmst. Obst und Joghurt, vermisse ich in Deiner Ernährung. Dann kannst Du abends warm kochen, wenn der Dienst vorbei ist.
Das mag sich schwierig anhören, aber ich habe mein Leben so bestritten, teils noch meine Partner mitfinanziert.
Rechne das ganze noch mal unter diesen Gesichtspunkten aus.
Viel Glück.
Ja, für den Lebensstil den du beschreibst, reicht Mindetslohn wahrscheinlich nicht, vor allem nicht in der Großstadt.
Aber da muss man halt Abstriche machen. Mit Mindestlohn wird man nicht so oft Auto fahren, mit Mindestlohn wird man sich nicht jeden Tag für 15 Euro Fertigessen kaufen.
Das geht alles günstiger und dann kommt man auch über die Runden.
Ein Mindestlohn von 15 Euro bedeutet, dass ein Paar, die beide arbeiten, MINDESTENS 5.196 Euro im Monat verdient. (4,33 Wochen x 40 Stunden x 15 Euro x 2).
Für viele wäre das nicht ein MINIMUM, sondern ein Wunschziel. Das wirft eine ganz andere Frage auf: Geht es beim Mindestlohn überhaupt noch nur um „Arbeitsschutz“? Oder geht es längst um etwas Größeres, um Lebensmodelle, um gesellschaftliche Strukturen, um die Art, wie wir Einkommen und Lebensstandard miteinander verknüpfen? Denn wer wie lebt, wie viel braucht, wie viel übrig bleibt, das hängt eben nicht nur vom Stundenlohn ab. Es hängt davon ab, ob man allein lebt oder zu zweit. Ob man Kinder hat oder nicht. Ob man in einer günstigen Altbauwohnung lebt oder in einer 1.600-Euro-Neubauwohnung. Ob man sich nebenbei selbstständig etwas dazuverdient, was heute ja in vielen Berufen digital oder flexibel sehr einfach möglich ist, ein kleiner Online-Shop, ein freier Auftrag, etwas Airbnb, ein paar Coachingstunden. Mit anderen Worten: Der Mindestlohn ist nur eine Zahl. Aber das Leben besteht aus Kontext. Wer heute über Mindestlohn spricht, spricht auch über die Realität von Städten mit völlig unterschiedlichen Mietspiegeln, über Steuerklassen, über soziale Absicherung, über Nebenverdienste, über Partnerschaftsdynamiken, über Lebensentscheidungen. Um all diese Dinge sollte man sich lieber kümmern! Ein Paar mit zwei Mindestlohn-Einkommen (oder durch Nebenbei-Selbstständigkeit mit vier Einkommen) hat eine ganz andere Ausgangslage als ein Single, der sich allein durchschlägt und dem wir nie beigebracht haben, wie er durch eine Nebenbei-Selbstständigkeit deutlich mehr verdient. Ein Mensch, der sparsames Leben gewohnt ist, wird mit 2.600 Euro zufrieden sein. Ein anderer empfindet es als bedrückend wenig. Darum kann man Mindestlohn nicht isoliert betrachten. Es geht nicht nur darum, was jemand pro Stunde verdient. Es geht darum, wie dieser Verdienst in ein Leben passt. Und dieses Leben ist nicht standardisiert. Es ist komplex, fragmentiert, individuell. Vielleicht sollten wir aufhören, Mindestlohn-Debatten zu führen, als ginge es um eine einheitliche Gerechtigkeit. Vielleicht sollten wir stattdessen über Lebensrealitäten sprechen. Über das, was ein Mensch wirklich braucht, nicht nur an Geld, sondern an Sicherheit, an Flexibilität, an Freiheit, sich ein Leben zu bauen, das zu ihm passt. Denn vielleicht ist die Frage nicht: Reichen 15 Euro? Sondern: Was reicht dem Einzelnen und was steht ihm im Weg?
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Ich kenne ein Paar, Anfang dreißig, sie an der Supermarktkasse, er beim Paketdienst. Beide ohne Ausbildung, beide im Mindestlohn. Kein Lebenslauf, den man rahmt. Aber gemeinsam bringen sie trotz Mindeslohn 4.700 Euro nach Hause. Nicht durch Magie. Sondern durch Arbeitswillen. Sie teilen sich die Schichten, unterstützen sich, haben keine Lust auf Fortbildung, aber Lust auf ein stabiles Leben. Sie zahlen nur 400 Euro Miete, weil sie klug gewählt haben. Kaufen gebraucht, reparieren selbst, wissen, was sie brauchen und was nicht. Sie jammern nicht. Sie machen. Kein Luxus, aber ein Leben ohne Druck. Und das ist viel.
Oder ein Kellnerpaar. Beide ohne Abschluss, aber mit Charme, Zuverlässigkeit, Freundlichkeit. Ihr Grundgehalt ist niedrig, aber das Trinkgeld stimmt. Zusammen haben sie 6.000 Euro NETTO im Monat (3.200 Euro Mindestlohn netto + 2.800 Euro Trinkgeld im Monat netto, also jeder ca. 8,70 Euro die Stunde). Nicht, weil sie Glück haben. Sondern weil sich das restaurant gut ausgewählt haben und weil sie gut sind. Gut im Umgang mit Menschen, gut im Service, gut darin, da zu sein, wenn andere fehlen. Sie haben Stammkunden, einen guten Ruf, Vertrauen. Und sie haben ein Gespür für Geld. Ihre Ausgaben sind nicht hoch. Ihre Träume realistisch. Sie leben nicht irgendwann, sondern jetzt und trotzdem mit Blick auf später. Sie sparen nicht aus Angst, sondern aus Weitsicht.
Es gibt sie, die gut zurechtkommen. Nicht weil ihnen alles zufliegt. Sondern weil sie sich kümmern.
Mietwohnung in einer Gegend suchen, in der es ÖPNV gibt.
Kann möglich sein, dass der Fahrweg dadurch (etwas) länger dauert.
Essen zuhause zubereiten und mitnehmen.
Mit einem Henkelmann kannst du dir sogar warmes Essen mitnehmen.