Wie schreibst du diese Wörter?
34 Stimmen
10 Antworten
Mittlerweile schreibt ich öfters: Foto, weil's recht verbreitet ist.
Bei Fotographie weiß ich grade selbst nicht, wie ich's schreibe ...
Aber im englischen schreib ich immer: photo
Die Rechtschreibreform trat mit dem Anspruch an, das Prinzip der Stammschreibung stärken zu wollen. Damit ist gemeint, daß man verwandte Wörter auch gleich oder ähnlich schreibt. Zwar ist dieses Prinzip im Deutschen unmöglich durchzuhalten, weil sich verwandte Wörter oft in der Aussprache unterscheiden und dann verschieden geschrieben werden müssen (z.B. ich weiß aber wir wissen), aber die Reformer entblödeten sich nicht, falsche Etymologien zur Definition von „verwandtˇzu erfinden (Tolpatsch kommt nicht von toll, auch wenn man ihn jetzt Tollpatsch schreiben soll) oder ganz verwirrende Konstruktionen zu schaffen (aufwendig soll man jetzt aufwändig schreiben, aber kommt es von Aufwand oder aufwenden, und warum schreibt man die beiden überhaupt verschieden?). Alles für das Stammschreibungsprinzip!
Gleichzeitig sabotierte die Reform aber das Stammschreibungsprinzip, wann immer sie darauf Lust hatte. Alle Deine Beispiele zeigen das:
- Delphin soll man jetzt Delfin schreiben, aber immer noch Philadelphia und Delphi, obwohl alle von griech δελφύς delphýs ‘Gebärmutter’ kommen.
- Phantasie soll man jetzt Fantasie schreiben, aber immer noch Phänomen, Phänomenologie, Phantom, Epiphanie (← φαίνομαι phaínomai ‘ich erscheine’)
- Photo- soll man jetzt Foto- schreiben, und das gab es bereits vor der Reform, war aber immer schon mit dem Stammschreibungsprinzip unvereinbar. Denn auch wenn es jetzt viel Variation gibt und ich auch schon vereinzelt Schreibungen wie Fotosynthese oder Fotochemie gesehen habe, so werden viele Wörter dieser Sippe doch so gut wie immer mit ph geschrieben, z.B. Photon, Photorezeptor, Photoeffekt (← φῶς phõs ‘Licht’). Was angeblich Vereinfachung sein soll, schafft Chaos.
- -graphie soll man jetzt -grafie schreiben, aber da gilt dasselbe wie im vorherigen Absatz, mit Beispielen wie Graph (Funktionsgraphen sind keine Grafen!), Graphen, Graphologie, Allograph, Epigraphie (← γράφω gráphō ‘ich schreibe’)
Das ist letztlich auch der Grund, weshalb ich die Reform auch nach einem Vierteljahrhundert ächte so gut ich kann: Sie ist ein ideologisches Werk, das sich selbst gefallen will aber keinen Mehrwert sondern nur Mehraufwand bringt. Sie beharrt auf Regeln, die sie andernorts mutwillig bricht. Sie ersetzt eine inkonsistente Orthographie mit einer anderen, die ebenso inkonsistent ist, aber hinreichend verschieden, daß alles aufwendig umgestellt werden muß. Und das sogar zweimal: 1996 und 2006, denn sie erste Version war so schlecht, daß sie niemand mehr schönreden konnte.
Gelernt habe ich beide Rechtschreibungen. Und auch wenn ich die alte viel viel länger in Gebrauch hatte, verwende ich hier die neue.
Delfin und Fotografie.
Aber bei "Fantasie" streike ich. Ich weigere mich einfach Werbung für Limonade zu machen und schreibe weiterhin:
Phantasie!Nun, im Allgemeinen gehe ich langsam vom ph zum f über...
Aber das Wort Phantasie schreibe ich bewusst mit ph, weil es eine andre Bedeutung hat, wie das aus dem Englischen stammende Wort Fantasy, das ein literarisches Genre bezeichnet.