Wie schafft man es dass das Kind beim essen weniger wählerisch ist?
Es geht um folgendes: Die Nichte meiner Freundin ist jetzt 9 und extrem wählerisch beim Essen. Ich rede hier nicht vom typischen nein zu Gemüse sondern von einer Abneigung gegenüber allem was nicht ihren Lieblingsessen entspricht. Mal ein paar Beispiele:
Nudeln mit Tomatensoße? Lecker! Nudeln mit Tomatensoße mit Würstchen drin? Fässt sie nicht mal an.
Pizza Margherita? Lecker! Irgendeine andere Pizza? Furchtbar!
Döner? Nein Danke!
Dino Nuggets mit Pommes? Gerne! Nuggets in irgendeiner anderen Form die nicht von McDonalds stammen? PFUI!
Teils ist, laut meiner Freundin, ihre Mutter und ihr Vater dran schuld. Die beiden haben sich getrennt als sie 6 war und seitdem sieht das ganze so aus: Ihre Mutter hat keine Lust auf ewige Diskussionen was gesundes essen angeht und macht deswegen einfach nur was sie essen möchte, ihr Vater lässt sie einfach essen was sie will. Teilweise hat sie Abends bei uns ihr Essen was sie sich ausgesucht hatte nicht angerührt, hinterher aber ne ganze Tüte Chips weggezogen.
Ich habe selber noch keine Kinder, deswegen wollte ich alle Eltern mal fragen: Wie treibt man einem Kind dieses wählerisch sein aus, und wie könnte ich in Zukunft als Elternteil bei meinem Kind gegensteuern? Meine Eltern haben nach der Devise "Es wird gegessen was auf den Tisch kommt oder eben garnichts!" gehandelt, ist aber heutzutage nicht mehr so wünschenswert.
Zu den Beispielen: Das sind nur markante Fälle aus der Vergangenheit die mich verwundert haben. Sie bekommt nicht nur Junkfood vorgesetzt. Nen Salat schiebt sie aber auch bei Seite, und alles wo mehr Gemüse drin ist als Möhren und Erbsen kommen auch nicht in Frage. Obst ist da auch so ne Sache... Selbst wenn sie es sich beim einkaufen aussuchen durfte verrät sie einem manchmal hinterher dass sie das Obst einfach nur haben wollte weil sie es haben wollte, nicht weil sie Lust drauf hat. Wir sitzen jetzt auf nem Netz Mandarinen fest.
Ich will mich hier bei allen schonmal für den genialen Input bedanken. Ich sehe nun viel klarer wo das Problem ist.
8 Antworten
Wie treibt man einem Kind dieses wählerisch sein aus,
Was spricht dagegen, einfach standhaft zu bleiben? Natürlich fasst sie das ungeliebte nicht an, wenn sie später sowieso ne Tüte Chips inhalieren kann.
und wie könnte ich in Zukunft als Elternteil bei meinem Kind gegensteuern?
Hier galt: Alles wird zumindest mal probiert. Man erkennt als Elternteil dann doch recht schnell, ob es wirklich nicht mundet oder nur gemäkelt wird. Entsprechend werden Alternativen angeboten oder eben nicht. Scheiterte es an einzelnen (auslesbaren) Zutaten, gabs keine Extrawurst, dann durfte das Ungeliebte aber gern übrig gelassen werden. Scheiterte es an Nichtigkeiten (zum Beispiel keine normalen Nuggets sondern nur Dinonuggets), wurden keine Alternativen angeboten. Der Grund wurde immer erfragt und falls möglich, wurden bei echtem Missfallen auch Alternativen gefunden. Einige Zutaten oder Gewürze kann man ja auch ohne große Probleme weglassen und es schmeckt dann allen.
"Wir sollten da wirklich mehr an einem Strang ziehen."
Allerdings. Denn sowas merken Kinder sehr schnell: wie sie uneinige Erwachsene gegeneinander ausspielen und so ihren Willen durchsetzen können. Und Scheidungskinder sind darin wahrscheinlich noch eher als andere "geübt".
Letztendlich kann man da als Außenstehender nicht wirklich viel machen. Solche Dinge betreffen die Erziehung im Elternhaus (bzw. wo auch immer sie eben aufwächst). Wenn ich das richtig verstanden habe, ist sie bei euch nur zu Besuch? Dann werdet ihr das nicht aus dem Kind rauskriegen.
Ja das doofe ist halt dass meine Freundin auch gern die coole Tante spielt, und wenn das Kind halt zu uns zu Besuch kommt wird die Frage "Was kochen wir für das Kind?" Statt "Was wollen wir essen" gestellt. Das ist auch so ein Punkt wo wir uns ab und an mal in die Haare bekommen. Es ist absolut nichts falsch daran ab und an mal speziell für das Kind zu kochen, aber wenn sie zum Beispiel 4 Tage bei uns ist weil ihre Mutter 4 Tage lang Spätdienst hat und die kleine Lieber bei uns sein will als allein dahei in der Nacht, dann kochen wir 4 Tage nur für sie. Mittlerweile hängt mir Pizza Margherita echt zum Hals raus.
Puh, schwierige Situation. Da bleibt dir wohl nur, an der Vernunft deiner Freundin zu appellieren. Erkläre, wieso das für dich kein adäquater Dauerzustand ist, am Besten ohne Vorwürfe, möglichst sachlich. Evtl helfen auch Beispiele, wie man auf andere Art und Weise die coole Tante bleiben kann.
Du schreibst ja unten, dass die Eltern sich bei dem Thema Ernährung nicht wirklich kümmern und auch nicht kümmern wollen.
Betrachte es mal so und vielleicht überzeugt das auch Deine Freundin: Es gibt den schönen Spruch, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. Und das heißt nicht nur, dass es halt viel Arbeit ist, sondern vor allem, dass ein Kind unterschiedliche Ansichten und Lebensformen mitbekommen soll. Okay, dann gibt es bei ihren Eltern Chips und Pizza.
Bei Euch nicht. Euer Lebensstil ist anders. Und gerade, wenn sie regelmäßig bei Euch ist (so versteh ich das jedenfalls, also auch im Alltag und nicht nur mal für eine Urlaubswoche, wo man eh Ausnahmen macht), dann sollte sie einfach Euren Alltag miterleben und da mitlaufen und nicht die Gewohnheiten ihrer Familie Euch aufdrücken. Das hat auch einfach was damit zu tun, dass sie lernen muss, sich an andere Umstände anzupassen und nicht erwarten kann, dass überall, wo sie hinkommt, nach ihrer Pfeife getanzt wird.
Vier Tag Pizza am Stück z.B. käme bei mir auch überhaupt nicht in die Tüte. Das mit den Langzeitfolgen von Ernährung ist für eine 9jährige tatsächlich zu abstrakt. Ihr aber zu erklären, dass Ihr einen anderen Essensstil pflegt und ihre Ernährung nicht die Eure ist, das sollte sie zumindest verstandesmäßig kapieren. Ihr könnt ja auch sagen, ok, an einem Tag gibt es das, was Du möchtest, an den anderen wird nach Euren normalen Maßstäben gekocht.
Wie Du ja schreibst, macht sie auch oft Theater, d.h. es geht weniger um tatsächliche Abneigungen oder gar Unverträglichkeiten, sondern mehr um ein Machtspiel. Und das verdient in der Tat wesentlich weniger Rücksicht.
Aber wie Du schon sagtest: Ihr müsst beide an einem Strang ziehen.
Wie man das schafft: Konsequent bleiben.
Bei uns gab es halt immer "das gleiche Essen" - man hat seine Standardgerichte die man kocht und auswendig kennt.
Dann haben wir uns einen Thermomix angeschafft und auf einmal kamen sehr viele neue Gerichte, mit neuen Geschmacksrichtungen dazu.
Das erste Jahr war ein Horror - das schmeckt nicht, das schmeckt nicht. Wir haben dann das Essen Portionsweise her gegeben. Also einmal Fleisch, dann daneben Sauce, daneben Reis, daneben Gemüse. Ein kleines Stück musste überall probiert werden und dann darf gegessen werden was schmeckt. War dann aber immer wieder mal so dass halt ein Saucen Spritzer am Fleisch war und dann hat man das Fleisch nicht mehr gegessen, und am Reis sieht man ja auch was von der Sauce, genauso wie am Gemüse.... dann wurde alles nicht gegessen.
Extrawünsche gibt es bei uns nicht - hungrig geht aber auch keiner ins Bett. Dann gab es zum Essen eine Scheibe trockenes Brot - klingt hart aber satt wird man davon (und ein Butterbrot hätte sie geliebt).
Nach nun 5 Jahren Thermomix Essen habe ich ein Kind das fast alles ist - muss immer selbst den Kopf schütteln wenn Freundinnen da sind und mein Kind isst eine Gemüselasagne (Ja Sauce darf nun schon überall oben sein) und das andere Kind stockert nur rum weil da ja was grünes drinnen ist...
Die Lösung lautet: zeit mit dem Kind verbringen und kochen. Dann wandert auch Gemüse in den Mund. Aber Kinder haben nun mal ne picky Phase. Meine picky Phase war, dass ich keine Süßigkeiten mochte - über 6 Jahre lang. Haben meine Eltern dagegen gearbeitet? Nein! Beim Kindergeburtstag haben sie mir meine Dose mit Äpfel mitgegeben oder die Mutter des Kindes vorher angesprochen, sodass diese auch Lebensmittel für mich kauft (ne Gurke und n Apfel, statt Gummibären in der Tüte am ende). Kinder müssen halt essen erleben und dazu gehört auch spielen und mit den Eltern kochen.
Meine Eltern haben aber auch nie Extrawürste gemacht. Mochte ich was nicht, musste ich es nicht essen (hab bis zum 14 Lebensjahr nur Nudeln trocken gegessen, weil ich die Konsistenz der Sauce mit Nudeln nicht mochte.) Und gekochtes Gemüse (vor allem Paprika) hab ich als Kind gehasst - gab es sie halt roh für mich.
Wenn aber die Eltern ungesundes Essen vorleben und auch eher Pommes und Nuggets essen als mal n Salat oder so, neigen die Kinder auch dazu.
Und das wichtigste: ihre Eltern trennen sich. Das kann sich auch auf das Essen auswirken. Mein Vater war, als ich 5 war, um und bei n halbes Jahr im Krankenhaus und n Jahr krank zuhause. Da wurde ich auch im Essen "schlimmer". Das was ich vorher gegessen hatte, wollte ich nicht mehr. Meine Mutter hat mich machen lassen und im schlimmsten Fall n Brot mit Käse und eins mit Wurst geschmiert. Die durften sich aber auch nicht berühren. Tomate sollte dann auch auf nem anderen Teller sein als Gurke. Meine Mutter war damals mit mir beim Arzt und der meinte nur: so verarbeitet sie die Situation emotional. Sie grenzt damit ab, dass ihr Vater bettlägerig ist und nix mehr macht mit ihr. Wahrscheinlich gibt sich das sobald ihr Vater gesund ist. Lassen sie sie einfach machen. Mein Vater wurde gesund und dann hatte sich diese Angewohnheit auch erledigt.
Schwer zu beantworten.
Die Frage ist, ob es ein psychisches Problem ist, es was mit ihrem Geschmackssinn zu tun hat, etc.
Wir haben mit unsere Tochter zusammen gekocht und sie babei alles probieren lassen.
Hatten immer diverse Sorten Obst/ rohes Gemüse als Snack gleichzeitig angeboten.
Auch musste das Essen erst probiert werden, bevor man "Ihhh" gesagt hat.
Meine Tochter isst Zb ungern warmen Karotten. Entweder sie lässt sie dann weg oder bekommt kalte dazu.
war bei mir das gleiche mit Paprika - roh super, warm mochte ich sie nicht. Ich fand sie dann zu matschig. Zucchini und Aubergine mag ich bis heut nicht. Ist auch völlig in Ordnung! Meine Mutter hat es dann so gemacht, dass sie mir das Gemüse roh serviert hat und den anderen gekocht. Ist ja kein Aufwand etwas Gemüse statt in n Topf in ne Schale zu packen.
Hallo Nudeln mit Tomatensoße ja, dazu esse ich auch kein Würstchen, wie schon erwähnt wurde, solltest das Mädel beim kochen helfen lassen, dann muss sie essen was sie kocht, ich mochte vieles nicht, das ganze Gemüse hat meine Mutter in einer Pampe gekocht, sah für mich aus, als schonmal gegessen, ich kauf mir heut TK Gemüse, das kommt in die Pfanne da esse ich fast alles Gemüse wo ich vorher nie gegessen habe,
Hmm jetzt wo du's sagst... bei vielen Sachen probiert sie kaum wirklich. Wir ermuntern sie immer neues zu probieren, aber wenn sie bspw. irgendwo abbeißt sieht das aus wie Thaddäus in der Spongebob Folge wo er das erste mal nen Krabbenburger probiert. Vielleicht schmeckt es ihr in dem Moment nicht super gut, aber ekelig sieht tatsächlich anders aus. Das Problem ist, das meine Freundin da aber auch eher sie als mich untersützt. Ein mal hab ich sie voll dabei erwischt wie sie gespielt hat dass es ihr nicht schmeckt weil sie wusste dass wir eine Alternative haben, als ich sie aber auf ihr Theater hingewiesen habe meinte meine Freundin dass ich es einfach gut lassen soll und wir statdessen eben das andere kochen. Wir sollten da wirklich mehr an einem Strang ziehen.