WIe kann man eine Audioaufnahme mit Effekten "alt/vintage" klingen lassen?
Hallo :)
ich habe gerade einen Jazz-Song aufgenommen (Logic Pro X wurde dafür benutzt) und würde diesen gerne nach einer Aufnahme aus den 30er-50er Jahren klingen lassen. Bsp: https://www.youtube.com/watch?v=gn9haBXPXfk
Mir ist klar, dass dieser Klang vor allem durch die alten Mikrofone und die analogen Geräte seine Charakteristik bekommt, aber kennt ihr vielleicht eine Möglichkeit, auch "cleane" digitale Klänge so zu bearbeiten, dass es so in etwa nach den alten Geräten klingt?
Ich habe schon mit verschiedenen Distortion Plugs rumprobiert, aber das klingt alles eher noch zu "robotisch"..
Würde mich freuen, wenn jemand Ideen hat oder vielleicht Plugins kennt, die solche Sounds nachahmen :)
Mit freundlichen Grüßen arr95
4 Antworten
Bei Cubase 5.0 gibt es beispielsweise das plugin Grungelizer... da wird quasi ein Grammophon emuliert. Gibt es sowas bei logic?
Man könnte auch statt 48 bzw 44,1 Khz Standard auf beispielsweise 22 khz (Resampler) runterschrauben und die Qualität wird "schlechter". Evtl. auch eine Kombination aus beiden.
Also eines vorneweg, in den 30er Jahren hatten Schallplatten oft einen Frequenzgang bis 6 oder 8 kHz, in Ausnahmefällen und den letzten Schellackjahren bei 10 kHz, das kann man mit einem Equalizer simulieren.
Weiterhin war es in dieser Zeit üblich, die gesamte Band mit einem oder zwei Mikrofonen aufzunehmen und nur dem Solisten ein extra Mikro zu geben, Kennzeichen war, dass die Band den Nachhall des Raums hatte, der Solist sehr trocken war.
Denke auch an die verwendete Röhrentechnik, die auch simuliert werden will.
Ebenso denke auch an den erhöhten Klirrfaktor der Platten, das müsste sich mit einem Vinylpugin imitieren lassen.
Die beste Methode wäre, wenn Du ein Platten-Schneidgerät hättest und mit diesem die Aufnahme auf eine Plastikfolie schneidest und diese dann wiedergibst, aber woher bekommen?
In den Soundbearbeitungsprogrammen gibt es meist voreingestellte Filter dafür.
Distortions sind sicher nicht gut.
Wenn du's manuell machen willst.
Höhen dämpfen,
Bässe etwas dämpfen,
Etwas Rauschen beimischen,
Etwas Plattenknacken beimischen.
"Distortions sind sicher nicht gut." Richtig eingestellt sind distortion und overdrive Effekte sogar ein vorzügliches Hilfsmittel für das Vorhaben.
Es gibt mit "Vinyl" ein kostenloses Programm, das einen Schallplattenspieler simuliert. Da kannst du einstellen wie verstaubt, zerkratzt, abgespielt und verbogen die Schallplatte sein soll und aus welchem Jahrzehnt der Schallplattenspieler stammen soll, der die Musik abspielt.
https://www.izotope.com/en/products/create-and-design/vinyl.html
Bei diesem Plug In ist allerdings die Einstellung des Alters ein wenig zu pessimistisch. Die 1930 Einstellung klingt nach kleinem Küchenradio.
Ich würde diese Frequenzgangbegrenzung im Vinylize lassen.
Stattdessen würde ich vor dem Einsatz des Vinylize mal das simulieren, was auf die Platte kam, also steilflankig bei 7 kHz alles wegschneiden.
Dann hinter dem Vinylize Plug In kann ich mal versuchen, die Qualitätsgrenzen des Schellackmaterials und die Abnutzung zu imitieren, also eine weiche Kurve, die alles über 1 kHz absenkt.
Als Referenz würde ich YouTube Videos nehmen, in denen man wenig gespielte Schellacks mit korrekter Entzerrkurve spielte. Die Qualität der Schellackplatte war nicht so graulich, wie uns stark abgenutzte und gefilterte Aufnahmen (alles über 5 kHz weg), weismachen wollen.
Sehr alt klingt es eben, wenn auf der gesamten Band ein Room Effekt ist, die Mikrofonierung so erfolgt, dass das eine Mikro auf den Kontrabass gerichtet ist und damit die Rhythmusgruppe aufnimmt, das andere alles aufnimmt und ein Mikro dicht am Solisten dafür sorgt, dass dieser nahezu trocken ist.
Will man das "Polyfar" Verfahren imitieren, braucht man noch ein Raummikrofon, welches noch extra die Akustik des Raums aufnimmt.