Wie kann ich einem lieben Menschen helfen, der keine Hilfe möchte?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Aus deinen Kommentaren lese ich heraus, dass es um eine psychische Erkrankung eines Angehörigen geht.

Das Problem ist, dass es psychische Erkrankungen gibt, die üblicherweise mit einer fehlenden Krankheitseinsicht einhergehen, besonders häufig kommt das z.B. bei der Manie (bzw. manischen Phase einer bipolaren Störung) und der Schizophrenie vor. Die betroffenen Menschen merken selber nicht, dass sie ein Problem haben, fühlen sich völlig normal und gesund und reagieren ablehnend oder teils sogar aggressiv, wenn man versucht, sie davon zu überzeugen, dass sie Hilfe benötigen.

So traurig es auch ist, aber man kann als Angehöriger in so einer Situation häufig gar nichts tun. Eine zwangsweise Unterbringung in einer Psychiatrie ist nur möglich, wenn eine erhebliche Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt, die betroffene Person also entweder akut suizidgefährdet oder aber gewalttätig ist. Trifft das nicht zu, und ist die Person nicht bereit freiwillig Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist man machtlos.

Psychische Erkrankungen verlaufen aber sehr oft in Schüben, sind also kein Dauerzustand, es kann zwischendurch immer wieder mal Zeiten geben, in denen sich die Symptome zurückbilden bzw. man bei der bipolaren Erkrankung von der Manie in die Depression kippt. In diesen Phasen hat man als Angehöriger deutlich bessere Chancen, den Betroffenen zu einer Therapie zu motivieren, als während eines akuten psychotischen Schubes.

Bei allen Versuchen, dem geliebten Menschen zu helfen, vergesse aber bitte keinesfalls, auch auf dich selbst zu achten. Der Umgang mit psychisch erkrankten Menschen kann sehr kräftezehrend sein und schlimmstenfalls dazu führen, dass man vor Verzweiflung und Überforderung selber psychische Probleme bekommt. Es kann in manchen Fällen sinnvoll und notwendig sein, den Kontakt zum Erkrankten zu reduzieren oder schlimmstenfalls - zumindest vorübergehend - ganz abzubrechen, insbesondere, wenn es durch die Erkrankung zu Feindseligkeiten, Beleidigungen, Drohungen oder gar tätlichen Angriffen kommt. Es kann für den Angehörigen sehr belastend oder gar mit dem Gewissen unvereinbar sein, einen geliebten Menschen, der erkrankt ist, zu "verstoßen", aber manchmal ist das leider das einzig Sinnvolle, das man in diesem Moment tun kann.
Wenn der Betroffene nicht bereit ist, Hilfe anzunehmen, und gleichzeitig dich als Angehöriger belastet oder gefährdet, kannst du nichts tun, außer dich selbst zu schützen und deine Energie für einen späteren Zeitpunkt aufzuheben, an dem der Betroffene deine Hilfe dann vielleicht bereitwillig annimmt.

Ich spreche leider aus Erfahrung, auch ich habe einen Angehörigen, der an einer schweren Schizophrenie erkrankt ist und bei dem mir keine andere Wahl blieb, als den Kontakt auf unbestimmte Zeit gänzlich abzubrechen.

Da kannst du nichts machen, wenn jemand nicht möchte, kann man nur einfach da sein.

Im Prinzip kann jemand nur sich selbst helfen, das ist auch in jeder Therapie so. Man kann jemanden auf diesem Weg nur begleiten, machen muss er selbst.

Von daher, sei einfach weiterhin offen und bereit, falls die Person was ändern möchte, ihr auf diesem Weg eine Stütze zu sein.

Trullalla56 
Fragesteller
 15.01.2024, 16:56

Danke für die gute Antwort

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Die Frage für mich,

liebe Trullalla,

für mich ist,

ob Dein Enkel, um den es sich, wie ich aus Deinem Kommentar ersehe, handelt, tatsächlich an einer psychischen Erkrankung leidet, wie einige GF-User hier annehmen? Denn Du selbst schreibst ja nichts über eine solche Erkrankung, sondern nur, "bei mir in der Familie gibt es einen ganz lieben Menschen der unbedingt Hilfe braucht."

Viele Menschen brauchen täglich Hilfe und diese sind deswegen noch lange nicht psychisch krank. Es kommt mir daher eher wie eine Mutmaßung vor, davon auszugehen, dass Dein Enkel an einer ernsthaften psychischen Erkrankung leidet.

Sollte dies dennoch der Fall sein, so ist es unverzichtbar, dass Dein Enkel ärztliche Hilfe bekommt. Der Fallstrick dabei ist, dass psychisch Erkrankte, zumindest zu Beginn ihrer Erkrankung, oft uneinsichtig sind und diese Hilfe verweigern, sodass ihnen gar nicht in dem Maße geholfen werden kann, wie sie dies eigentlich benötigten. Falls die Erkrankung jedoch so weit fortgeschritten ist, dass eine Eigen- oder Fremdgefährdung vorliegt, so kann auch der Allgemeinarzt die Einweisung in eine psychiatrische Fachklinik veranlassen und zögert nicht, dies zu tun.

Das Beste ist natrürlich immer, die Hilfe gelingt ohne Psychiatrie, nur mit Hilfe eines niedergelassenen Psychiaters. Allerdings sehe ich das Problem derzeit darin, dass diese Seelen-Fachärzte, zumindest seit Corona, heillos überlaufen sind und es lange Wartelisten gibt, selbst für Akutfälle.

Das Wichtigste, liebe Trullallla, ist, und zwar egal, ob Dein Enkel nun schwer oder nur leicht psychisch erkrankt ist, ihm das Gefühl zu gebe, dass man ihm mit größtmöglichem Wohlwollen und allem Verständnis zur Seite steht. Dabei kommt es für den Helfenden einer Gratwanderung gleich, ihm einerseits zu helfen, ihm aber andererseits nicht das Gefühl zu geben, ihn bedrängen oder unter Druck setzen zu wollen, sodass er den Eindruck hat, dass er bezüglich seiner Persönlichkeit und seines (Gesundheits)Zustands Erwartungen erfüllen soll, die er nicht erfüllen kann.

Es ist wichtig, solche hochsensiblen Menschen, die noch dazu eine sehr dünne Haut haben, sozusagen, im wahrsten Sinne des Wortes, mit "Glacéhandschuhen" anzufassen und sehr rücksichtsvoll und zart mit ihnen umzugehen. Auf diese Weise kann man auch ihr Vertrauen gewinnen, indem man ihnen zeigt, wie wichtig sie einem sind und wie viel Rücksicht man auf sie und ihre Befindlichkeit und ihren Zustand zu nehmen bereit ist. So kann man sich ganz langsam peu à peu vortasten und einen solchen angeschlagenen bzw. kranken Menschen doch noch davon überzeugen, sich helfen zu lassen!

Du siehst, liebe Trullalla, ich bin nun auch davon ausgegangen, dass es sich bei Deinem Enkel um ein psychisches Problem handelt. Aber selbst dann, wenn es sich nicht explizit um seine Psyche handelt, sondern um ein anderes Problem: Die Psyche spielt beim Umgang mit einem Menschen, der Probleme, welcher Art auch immer, hat, ein zentrales Problem, sodass es auch bei sogenannten "normalen" oder gesunden Menschen sinnvoll ist, ihm mit Herzenswärme und großem Einfühlungsvermögen zu begegnen und sich der Weisheit seines eigenen Herzens zu bedienen!

In diesem Sinne wünsche ich Dir eine glückliche Hand und gutes Gelingen! Ich bin sehr zuversichtlich, denn Du machst Dir ja viele Gedanken um Deinen lieben Enkel und bist bestrebt ihm zu helfen und fragst Dich, wie Du dies am besten tun kannst Und d a s ist die beste Voraussetzung!

Alle lieben Wünsche, liebe Trullallla, und alles Gute! Für DIch und Deinen Enkel!

Regilindis

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Trullalla56 
Fragesteller
 16.01.2024, 10:58

Danke für deinen langen Roman 🤣, ich möchte die Probleme meines Enkelkindes nicht öffentlich machen. Mein Enkelkind hat wirklich psychische Probleme, das kannst du mir bitte glauben. Danke für deine versuchte Hilfe, schönen Tag noch, bei uns liegt massenhaft Schnee

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Regilindis  16.01.2024, 16:59
@Trullalla56

Was meinen "langen Roman" anbelangt, so ist dieser gewiss nicht länger als der der gf-Users "daedag", erst jetzt eben erstmals überflogen habe!

Nur mit dem Unterschied, dass ich als gesetzliche Betreuerin und Pflegekraft eines an therapieresistenter paranoider Schizophrenie und schwerer Depressionen Erkrankten aufgrund der persönlichen Krankengeschichte meines zu Pflegenden mit inzwischen Pflegegrad 3 in diesen 20 Jahren meiner Pflege sowohl mit sämtlichen Psychiatern als auch mit psychiatrischen Krankenhäusern während der verschiedenen langen Aufenthalte in Psychiatrien sowie mit anderen psychisch Erkrankten aller Art meine fundamentale Erfahrungen und Kenntnis gesammelt habe! Und es mir durch mein Engagement gelungen ist, dass mein zu Pflegender seit 2006 nicht mehr in einer Psychiatrie untergebracht werden und sich dort nicht mehr aufhalten musste!! Und dies bis zum heutigen Tag!

Im Gegensatz zu "daedag" habe ich jedoch aus Deiner Frage nicht sogleich den Rückschluss gezogen, dass Dein Enkel psychisch schwer erkrankt ist. Da jede, auch eine verhaltene, d.h. schwache, psychische Erkrankung für jeden Laien, der erstemals damit konfrontiert wird, fast sogleich eine unüberwindbare Schwierigkeit darstellt. Was dies jedoch nicht ist! Man muss nur wissen, w i e man dieser Krankheit begegnen kann und welche hilfreichen Möglichkeiten es gibt, derer man sich bedienen kann! Und um dies zu erreichen, muss man seine Antennen ausfahren und sich bei entsprechenden Menschen Hilfe suchen!

Aber ich sehe, es liegt Dir am Herzen, "die Probleme meines Enkelkindes nicht öffentlich [zu] machen!" Was Du ja, wie man anhand der Antwort von "deadag" und Deiner Reaktion auf seine Antwort sehen kann, bereits getan hast!,. Nur frage ich mich, wenn Du uns, die gf-Community, ernsthaft die Frage stellst: "Wie kann ich einem lieben Menschen helfen, der keine Hilfe möchte?" - und die zugrundeliegenden Probleme Deines Enkels nicht auch nur andeutungsweise ansprichst - w i e Du Dir dann diese Hilfe von Psychiatrie-Erfahrenen vorstellst, die Dir wirklich helfen könnten ? Vor allen Dinge jedoch die zentrale Frage: W i e wir Dir dann helfen sollen?!

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Dann musst du es eben so lassen, wenn sich diese Person nicht helfen lassen will.

Nichts lass es einfach sein und akzeptiere es

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin halt ein baba kerl