Wie kann ich aufhören homophobie gegen mich selbst zu haben?
Das macht mich wirklich fertig, hat irgendjemand eine Idee, wie ich das zum Aufhören bringe??? Es gibt Momente in denen ich mich hasse oder vor mir selbst ekel. Ich hab absolut kein Problem, dass andere homosexuell sind (hab das auch schon öfters hier in antworten geäußert), aber ich will es eigentlich nicht sein. Ich hab immer Angst, dass man Dinge, die ich tue oder mache, falsch aufnehmen könnte. Mich hatten mal paar Kinder, vielleicht 8/9, gefragt, ob ich ein Freund hätte oder verliebt sei in einen Jungen und ich habe probiert der Frage auszuweichen, aber die haben nicht locker gelassen, weswegen ich ihnen einfach gesagt habe, dass ich nicht auf Jungs stehe und die hatten damit keinerlei Probleme oder so, aber im Nachhinein habe ich Angst, dass man sowas falsch aufnehmen könnte oder ich einfach meine klappe halten hätte solle. Das kam aber auch erst, als ich Kommentare von Leuten gesehen habe, die meinten Kinder sollten sowas nicht wissen etc. Deswegen bin ich mir unsicher. Ich habe nichts falsch gemacht, das weiß ich, aber trotzdem mache ich mir unnötig Gedanken. Was kann ich dagegen machen??? Am besten vielleicht Leute, die selbst mal in so einer Lage waren oder auch welche die vielleicht gerade in der Lage sind, wie geht's euch damit?
Bin 16 (fast 17), wenn das was zur Sache macht
2 Antworten
Du bist mitten in der Pubertät. Finde Dich doch erstmal selbst und lebe Dann Deine Persönlichkeit aus. Lerne, zu Dir zu stehen. Bilde Dir Deine eigenen Meinungen - zu ganz vielen verschiedenen Themen. Denn dann kannst Du Dich auch voll akzeptieren - egal, wie Du bist. Du magst Dich dann ja. Und dann kannst Du auch anderen von Dir erzählen - wenn Dir danach ist. Ohne Probleme. Oder Du kannst schweigen, wenn Du das besser findest. Dir wird dann auch die Entscheidung für oder gegen einfacher fallen - weil Du Dich magst.
Ich kann da nur von mir berichten, vielleicht hilft das dir. In der Pubertätsphase merkte ich schon bald, dass ich schwul sein könnte, ja könnte! Nach einem Kurs der Tanzstunde, den mir meine Mutter verordnete und auch buchte, stand für mich fest, dass das Hin- und Herschieben eines Mädels auf dem Parkett keine Freude oder Bedürfnisbefriedigung ist. Stattdessen traf ich mich lieber mit Kumpels aus meiner Klasse oder Nachbarschaft in der Gartenkneipe zum Biertrinken und Plaudern. In meiner Gedankenwelt schwebte fortan ein gewisser Geist umher! Du, Homo, ach wie schlimm! Was sagen deine Eltern, Verwandten, Nachbarn, Schulkameraden dazu? Damals war die Aufklärung darüber noch weit unterentwickelt! Soviel wusste ich, dass sich Homos meist heimlich trafen, so zum Beispiel abends in unserem Stadtpark. Ich wollte da mal sehen, ob das so war ist, was die Kumpels alle so erzählten. Ahnungslos ging ich so im Abenddämmern hin und setzte mich auf eine Bank. Kaum zu glauben, aber nach etwa 10 Minuten bekam ich Besuch von einen etwa 20 Jahre älteren Mann. Er wollte blasen, ich fragte was das sei, er grinste und holte gleich seien ... heraus. Ich bekam einen Ekel und ging, ja ich rannte! Den Hass der vergangenen Minuten war so groß, dass ich mich nicht nur selbst hasste, sondern einfach alle. - - - Jedenfalls entwickelte ich eine Homophobie gegen mich, ja, gegen mein Schicksal, wobei ich dieses Wort "homophob" damals noch nicht kannte. In den kommenden Tagen war ich wie abgekapselt, wollte mit niemanden Kontakt. So verging die Zeit, bis ich eines Tages echte Männerfreundschaft kennenlernte mit übereinstimmenden Emotionen füreinander. Es dauerte aber noch Jahre, bis ich mir mit meiner Identität völlig im Reinen war. Ich überwand diese Schwelle und outete mich! Auch äußerlich wollte ich einfach "queer" erscheinen, ließ mir Ohrlöcher stechen, begann mit etwas unauffälligen Steckern und dann mit goldenen Creolen umherzulaufen. Prima, es gab keine (fast keine) Probleme. Auch wandelten sich meine Klamotten, einen Jeansrock trage ich ab und zu und meine Nägel lackiere ich, Schmuck trage ich fortan immer mehr. Nun zurück zum Begriff "Homophobie": Ich habe das überwunden, viele zeitgemäß denkende Mitmenschen auch, aber manche eben leider noch nicht. Zuletzt stirbt die Hoffnung, so sagt man. Möge das wohl so sein!