Wie ist diese Geschichte?

1 Antwort

Von Experte tinalisatina bestätigt

Erstmal: Toll dass du dich getraut hast hier nachzufragen. Kritik ist enorm wichtig und es kostet immer Überwindung danach zu fragen, grade wenn man ein bisschen im Nimbus schwebt und nicht genau weiß wie man sich eigentlich macht.

Es ist halt eben doch noch kein Meister vom Himmel gefallen und deswegen ist es gut sich immer kritisch zu hinterfragen und eben auch Meinungen von außen anzuhören.

Was die Geschichte angeht...

ich würde mir auf jeden Fall Zeit lassen und alles viel Spannender machen.

Prolog und Kapitel 1 sind im wesentlichen Zusammenfassungen der Geschichte und des Schulalltags, wenn ich das richtig gelesen habe. Das würde ich so eigentlich nicht mit reinbringen. Gerade der Prolog bietet dir eigentlich die Möglichkeit die Geschichte richtig richtig spannend anzupreisen... du wirfst den Leser in einen besonderen Moment, lässt ihn eine Perspektive sehen, die bedeutend ist, haust ihm ein bisschen was um die Ohren von dem wunderbaren Stoff, der ihn erwartet... aber in aller Regel erzählst du eben nicht schon die gesamte Geschichte. Oder zumindest einen großen Teil davon.

Insbesondere finde ich es ungeschickt, weil du deine Charaktere ja noch entwickeln willst. Stand jetzt SIND sie bereits irgendwie Helden, haben bereits die große Leistung vollbracht und die dunklen Mächte aktiv besiegt. Wenn du sie allerdings schon jetzt zum Helden machst, der voll 'entwickelt' ist und über alles Bescheid weißt, dann haben sie im Laufe der Geschichte keinen wirklichen Raum mehr sich zu entwickeln.

Und ja, das muss nicht ZWINGEND sein... doch es gibt der Geschichte noch einen zusätzlichen Reiz dem Charakter beim Wachsen zuzusehen in meinen Augen.

Was man machen könnte was so ÄHNLICH ist wie du es jetzt hast: Man kann die ganze Sache mit einer Art Traum beginnen... unser Held träumt von Größe und Ruhm, doch in Wahrheit ist er nur ein einfacher Schüler, der in 'Geschichte der Magie' oder was auch immer, mal wieder weggepennt ist. Er ist SO darauf versessen SELBST ein großer Held zu werden, dass niemand ihm die dunkle Präsenz abnimmt, die er spürt, denn das ist vielleicht einfach wieder so eine 'Ozwyn-Sache', die von allen belächelt wird.

Kapitel 1... kannst du in meinen Augen streichen und besser einfügen. Info-Dumping ist in meinen Augen nur in den seltensten Fällen eine wirklich gute Idee und das würde die Spannung brechen, die du ja im Prolog aufbauen willst. Streich das einfach ganz raus und lass es in die Geschichte einfließen, indem du beiläufig erwähnst 'Sheila klappte mit einem erleichterten Seufzen ihr Zaubertrankbuch zu und warf sich den Nerzschal um die Schultern. Wenigstens war der Unterrichtssaal für "Geschichte der Magie" auf demselben Stockwerk, sodass sie ausnahmsweise nicht auf ihren dünnen, hohen Absätzen zur nächsten Stunde rennen musste'.

Wenn der Stundenplan nicht elementar wichtig ist, dann muss der Leser den nicht SO genau kennen... den von Harry Potter lernen wir ja auch nie GANZ kennen, sondern immer nur die Aspekte, die wirklich wichtig sind.

Kapitel 2: Hier lernen wir endlich die Charaktere so wirklich kennen... was gut ist. Wie gesagt... ich würde das an den Anfang ziehen. Der Stil wirkt ein bisschen... ich weiß nicht... kühl und trocken? Ich würde vermutlich eher in den Charakter einsteigen, wie er sich nicht zwischen zwei paar Socken entscheiden kann oder sowas in der Art, ein bisschen mit Emotionen spielen usw. usw.

Du hast dich für den Ich-Erzähler entschieden, schreibst aber im Präteritum, weswegen man den Eindruck eines Tagebuchs hat... das KANN funktionieren, ist aber nicht meine Lieblingsperspektive. Auf jeden Fall würde ich dir empfehlen viel mehr in den Charakter einzusteigen und weniger Zeitsprünge zu machen. Das hier hat sowas von 'Er wacht morgens auf, dann empfindet er etwas, dieses Empfinden hält den Rest des Tages über an'.

Ich persönlich sehe keinen Unterschied dazu bereits am Ende des Tages bzw. dann wenn WIRKLICH was passiert einzusteigen und dieses unangenehme Gefühl zu erwähnen, das ihn schon den ganzen Tag ein bisschen umtreibt aber plötzlich wird es stärker.

Auch hier wieder mein Problem... deine Figuren sind bereits irgendwie... allmächtig. Sie besiegen den Bösen ja die ganze Zeit über. Schon im Prolog, jetzt in Kapitel 2...

Wenn du in Richtung gehst von 'unser Charakter hadert mit sich weil Werwolf', dann würde ich das deutlicher machen... und auch den Kampf mit diesem großen, mächtigen Gegner irgendwo ans Ende stellen, um ihm wirklich Gelegenheit zu geben mit sich selbst ins Reine zu kommen und dann, stark und selbstbewusst, und durch seine Freunde (die er idealerweise auch erst im Laufe der Story so vollkommen findet) gegen den Bösen anzutreten und sich zu bewähren.

Um ein Fazit zu ziehen... ich denke du nimmst sehr sehr viel schon vorweg, was ich im Roman wirklich erarbeiten würde, denn das macht einen Roman im Endeffekt aus. Gerade sowas wie Charakterentwicklung. Auch würde ich mir wünschen, dass etwas mehr Beschreibungen dabei sind.

ich bin sicher, du hast eine interessante Welt erdacht... aber das möchte der Leser eben irgendwie auch vermittelt bekommen, idealerweise durch Beschreibungen... auch die Freunde mit ihren einzelnen Charakteren, Stärken und Schwächen oder auch der Hauptcharakter selbst... ich weiß offen gestanden nur sehr wenig von ihnen und gerade die ersten Kapitel sind doch in der Regel dazu da, dass man diese Personen (wenn sie denn am Anfang schon dabei sind) ein bisschen besser kennen lernt.

In diesem Sinne... ich würde die ganze Sache vielleicht einfach noch ein bisschen überarbeiten... hast du denn eine Art Skript für die Geschichte? Also einen kleinen Plan für den Plot, sodass du weißt wie wo was passiert, wie sich das alles entwickelt, wie sich die Charaktere entwickeln, was der Hauptkonflikt ist?

Wenn nicht, dann würde ich dir raten sowas zu machen und dir einfach klarzumachen: Wo möchte ich hin? Was ist der zentrale Konflikt, auf den ich abziele? Wie sind meine Charaktere so? Wo sollen die Charaktere hin?

Wie gesagt... die wesentlichen Entwicklungen. Und wenn du die dann hast, dann wird es sicher auch leichter fallen z.B. einen Prolog zu schreiben, der richtig was an Spannung aufbaut usw. usw.

Ich wünsche dir dabei ganz viel Spaß und viel Freude beim Weiterschreiben :)

PaulSmart  11.01.2024, 21:14

Toll, dass du dich getraut hast, überhaupt den Link zu öffnen.

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Saralarah  11.01.2024, 21:28

Wow! Respekt dass du dir soviel zeit genommen hast, um eine gute Rückmeldung zu geben

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