Wie habt ich damals deutsch gelernt?

3 Antworten

Um deine Muttersprache zu lernen hast du im Schnitt 18 Monate gebraucht, um simple Äußerungen mit zwei Worten bilden zu können. Zwei Jahre für erste unvollständige Sätze mit einem Wortschatz von 50 Worten. Drei Jahre für einfache korrekte Sätze mit einem Wortschatz von etwa 800 Worten.

Bei Japanisch wunderst du dich, dass du dir neue Vokabeln nach drei Tagen noch nicht merken konntest. Und so ein durchschnittlicher Anime, die du verstehen willst, kommt nicht selten auf 2.000 einzigartige Worte oder mehr. Deine Vorstellung ist ein wenig unrealistisch, da du davon ausgehst, dass du eine Fremdsprache jetzt wesentlich schneller lernen kannst, während du jedoch nicht komplett mit ihr umgeben bist wie mit deiner Muttersprache.

Du musst dem ganzen Zeit geben. Derzeit wirkt es so, als sitzt du da, versuchst dir auf Zwang Vokabeln zu merken, die du in einem Lehrbuch gesehen hast und wunderst dich, dass die nicht nach einmal lesen drin sind. So funktioniert die Aneignung von Vokabeln aber nicht. Die wenigsten Vokabeln merkst du dir nach einmal lesen. Es dauert Wochen und Monate, bis man sagen kann "Die Vokabel kann ich!" Und das ist ein Vorgang, der aus lernen, vergessen und neu lernen besteht. Manche Worte kanntest du 5 Mal hintereinander, plötzlich sind sie weg. Bei anderen erinnerst du dich nichtmal dran, dass du sie zuvor gesehen hast und kannst sie plötzlich. Einige bekommst du aus irgendeinem Grund nach 20 Mal sehen nicht rein.

Wenn du richtig mit Immersion lernst, dann kannst du bei Japanisch allerdings ähnlich schnelle Fortschritte machen. Vielleicht sogar ein wenig schneller, da du auf bekanntes zurückgreifen kannst. Genauso kannst du dich aber auch in einem komplett von der Realität losgelösten Lernweg vergraben und auf 10 Jahre keine Erfolge in Sachen Verständnis sehen. Das ist, wie es den meisten ergeht, die sich im klassischen Unterricht mit Lehrer vergraben und die Sprache niemals nutzen.

Aber selbst, wenn du richtig gut lernst, sitzt du dennoch da und blickst auf zwei Jahre, um die Sprache alleine auf ein gutes passives Verständnis zu bringen. Das aber auch nur dann, wenn du wirklich viel Immersion betreibst. Da geht es nicht um jeden Tag mal 1 Stunde, sondern jeden Tag 8 Stunden. Du kommst auch mit weniger voran, wird dann aber auch länger dauern.

Du hast höchstwahrscheinlich wie jeder angefangen, mit „Babababa!“. Dann haben dir deine Eltern, Großeltern, Geschwister, Kindergärtner etc wahrscheinlich erstmal verschiedene Laute ganz langsam gesagt und dich dazu ermuntert, sie nachzusprechen („Sag mal ‚Pppa-pppa‘!“). Und gleichzeitig haben sie dir wahrscheinlich Bilderbücher vorgelesen, dabei auf Dinge gezeigt und dir den Namen dieser Dinge gesagt, oder sie haben im echten Leben auf Dinge gezeigt und dir den Namen gesagt („Guck mal, da ist ein Hund!“). Als nächstes haben sie dich vielleicht gefragt „Und wie macht der Hund?“, und du hast vielleicht geantwortet „Wau-wau!“, und dann haben sie gesagt „Richtig, der bellt, ne?“. So hast du gelernt, dass das Wort bellen in Zusammenhang mit Hunden benutzt wird (aber zum Beispiel nicht bei Katzen, denn die miauen…). Außerdem haben dich die Erwachsenen jahrelang jeden Tag mehrmals korrigiert, wenn du etwas falsch ausgesprochen hast, oder wenn du ein falsches Wort gesprochen hast, oder wenn du etwas unangebrachtes gesagt hast („Bei Nachbarn sagt man aber nicht ‚du‘, sondern ‚Sie‘.“), oder wenn du falsche Grammatik benutzt hast. Und ansonsten war dein Anteil am Lernen, dass du alles wissbegierig aufgesogen hast, weil du sprechen lernen musstest, um sagen zu können, was du willst. Wenn du Wörter gelernt hast, hast du sofort etwas davon gehabt.

… und weil alle diese Aspekte nun ein bisschen anders sind, wird das mit Japanisch nicht so schnell klappen, und du musst ein bisschen mehr aktiv dafür tun als für deine Muttersprache.

  • Du hast vermutlich keine japanischsprechende Eltern, Großeltern, Geschwister, etc, die dir ständig Sachen vorsagen und das was du sagst berichtigen können. Dieses Problem kann man teilweise lösen, indem man sich einen Japanischlehrer sucht, mit dem man möglichst häufig lernt.
  • Dafür musst du dich aber nicht mehr so sehr damit aufhalten, Laute überhaupt zu lernen. Japanisch hat zwar einige Laute, die es so im Deutschen nicht gibt, aber es hält sich in Grenzen.
  • Dafür musst du aber mehr Motivation aufbringen. Du bist anders als bei Deutsch damals nicht mehr darauf angewiesen, Japanisch zu lernen, und die Belohnung kommt nicht mehr sofort. In diesem Punkt muss man lernen, langfristig zu denken. Du wirst heute Abend nichts davon haben, selbst wenn du heute 100 japanische Vokabeln lernst. Du wirst auf morgen nichts davon haben, und wahrscheinlich auch nächstes Jahr noch nicht. Aber wenn du das durchziehst, dann wirst du vielleicht in 10 Jahren etwas davon haben.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Japanisch in der VHS, an der Oberschule, an der Uni,...
Kawaraban  31.01.2024, 08:53

Wenn man richtig lernt, braucht man bestimmt keine 10 Jahre um "vielleicht" etwas davon zu haben. Das trifft eher auf die zu, die nur Kurse besuchen. Macht man es richtig, geht es wesentlich schneller. Vielleicht ein Jahr, um Kinderbücher zu verstehen mit nur wenig nachschauen.

Nur weigern sich die meisten dagegen, auf die natürliche Art und Weise zu lernen, mit der sie ihre Muttersprache lernten und rennen stattdessen in Kurse, wo man versucht Spracherwerb auf eine ganz andere Art und Weise zu erzwingen.

Das ewige Nachfragen der Art "Was ist das?" funktioniert halt immer noch am besten. Nur kann man dank seiner Muttersprache auf bereits bekanntes zurückgreifen und mit Hilfsmitteln selbstständig herausfinden, was etwas ist, wodurch man einen ganz guten Bonus hat.

Wobei dir ja auch schon selbst aufgefallen ist, dass das klassische Lernen im Regelfall nicht zu guten Ergebnissen führt, gemessen an den Erfahrungen die du laut deinen eigenen Aussagen mit anderen Japanischlernern hattest.

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Ich denke, weil man als Baby jeden Tag kommuniziert hat. Am Anfang hat man immer diese Worte gesagt "baba, lala, dada usw...". Ist dir bei jedem Wort was aufgefallen? Ich weiß nicht wie das heißt, aber es ist normal, dass man als Baby sowelche Worte sagt, die 2 gleiche Laute haben und 2 Konsonante. Dabei kann auch das Wort "Mama" oder "Papa" rauskommen. Mit der Zeit bringen dir deine Eltern oder Geschwister auch bei, was das und das bedeutet. Z.B mit Bilderbüchern. Ich habe mich auch nicht daran erinmert, wie ich die Sprache gelernt habe. Mit 2 Jahren ca. Kann man schon Sätze verstehen wie "mach mal das" oder was anderes. Also ich kenne das von einer 2 Jährigen Cousine meiner Freundin. Wenn etwas falsch gesagt wird, wird dir auch gesagt, dass es falach ist und aus Fehlern lernt man ja