Wie finde ich mich selbst?

8 Antworten

Danke für diese sehr persönliche Frage! Man merkt beim Lesen, dass dich da einiges umtreibt!

Zuallererst möchte ich dir sagen, dass diese Zeit der Suche nach dir selbst gar nichts falsches oder defizitäres an sich hat. Mein Eindruck ist, dass du nicht nur unzufrieden mit dir selbst bist, sondern auch nicht so ganz im Reinen damit, dass du noch unterwegs bist. Diese Unterscheidung ist wichtig! Ich kann dir bestätigen, dass die wenigsten deiner Altersgenossen schon heute wissen, wer sie sind. Selbst mit 20 wissen es viele noch nicht - und ich hab schon sehr interessante Vierzigjährige getroffen, die es immer noch nicht wussten.

Orientierung bietet es, wenn du dich nach Rollen umschaust, die du einnehmen kannst. Als erstes bist du Schülerin - das hört sich trivial an, aber wenn du diese Rolle annimmst, kommen eine ganze Menge Pflichten und auch ein paar Privilegien daher, die schon mal für Ausgestaltung deiner Lebensumstände sorgen. Du brauchst also nicht morgens nach dem Aufwachen lange zu überlegen, was du machen könntest: Viele Stunden deines Tages sind schon mal verplant. Wenn du die bestimmungsgemäß nutzt, kommst du schon weiter.

Dann bist du vielleicht Sportlerin im Verein oder in einem Gym? Damit bist du noch weiter verplant, kommen zu den oben genannten Punkten (feste Struktur, Erwartungshaltung, Aufgaben mit Deadlines,...) noch weitere hinzu: Mit diesen Rollen bist du auch Sportskameradin, Organisatorin, Verantwortliche, Ansprechpartnerin, Freundin, Gegnerin, Verliererin und Gewinnerin. Eine Menge interessanter, prägender Erfahrungen sind damit verbunden.

Spielst du ein Instrument? Bist du im Chor? Politisch aktiv? In einer Zockerbande? Im Club ein regelmäßiger Gast, den viele kennen? Hast du ein Ehrenamt? Religiöse Kontakte? Das sind weitere Rollen, die dir helfen, zu verstehen, was du bist und was das Leben für dich ausmachen kann. Sie haben nämlich so viele Erwartungen an dich, das du am Ende wahrscheinlich auf die Bremse treten musst, denn du kannst gar nicht alle erfüllen... Nach dem Beruf der "Schülerin" kommen weitere Ausbildungsetappen, dann irgendwann ein Beruf (und vielleicht sogar eine richtige Berufung!).

Das klingt so, als müsstest du dich anpassen - und ja, da hast du Recht. Aber du brauchst dich nicht zu verbiegen, sondern nur versuchen, ein bisschen reinzupassen. Wenn dir eine Rolle überhaupt nicht liegt, dann musst du überlegen, woran es liegt und ob du diese Rolle womöglich wieder ablegen und durch was anderes ersetzen kannst.

Durch die Erprobung und das Einnehmen der verschiedenen Rollen formt sich dein Charakter, du wirst an manchen Stellen härter, woanders weicher, offener, gehst auf Empfang -- und triffst vielleicht auf einen Partner. Damit kommt die nächste Rolle, denn in einer Beziehung musst du täglich mit Erwartungen und Ansprüchen zurechtkommen (aufpassen: Du musst nicht alle erfüllen!)... so geht es weiter auf der Suche, vielleicht hilft dir ja auch das Reisen, um weitere Impulse aufzunehmen? Oder die Arbeit mit verschiedenen Leuten (ich habe einige Taxifahrerinnen und -fahrer getroffen, die diesen Job extra dafür angenommen haben, um durch die vielfältigen Gespräche das Nachdenken zu befeuern und neue Anregungen aufnehmen zu können).

Wenn du irgendwann Kinder hast, dann wirst du mit dem ersten Tag ihrer Existenz ein Coach für sie sein, der bei der Sinnsuche hilft ... the circle of life goes on ...

Ich wünsche dir alles Gute!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Helfe gerne bei Studien- und Berufswahl

Niaafv 
Beitragsersteller
 29.07.2025, 03:49

Ich danke dir sehr. Ich nehme es sehr zu schätzen, dass du dies do Ernst beantwortet hast

Raumtourist  29.07.2025, 03:50
@Niaafv

Gerne! Ich drücke dir die Daumen, dass du spannende Erfahrungen machen kannst in deinem Leben!

Dein einziges Problem scheint zu sein, dass du zuviel Zeit hast, dir eigentlich unnötige Fragen zu stellen.

Der Selbstfindungsprozess geschieht "automatisch", den kannst du dir nicht irgendwie "zusammenbasteln".

Im Optimalfall unternimm viel mit anderen, gehe mehr raus etc., und wenn das aus irgendwelchen Gründen nicht geht, dann beschäftige dich mit ganz profanen Dingen. Das entspannt und verhindert erfolgreich "Denkchaos".

Versuch `s mal.

Ich habe eine Tochter in deinem Alter und fuer mich hoert es sich nach einem mehr oder weniger normalen pubertaeren Gefuehlswirrwar an, evtl, gepaart mit etwas overthinking. Meine Tochter kann auch in einem Moment himmelhochjauchzend sein, und im naechsten zu Tode betruebt. Dasselbe bzgl. der Emphatie. Zur Zeit scheint sie z.B, fuer jedes Tier mehr Emphatie zu empfinden als fuer so manchen Menschen. Das Einzige um was sie sich keine Gedanken macht, ist ihre Sexualitaet.

Ich versuche diesen Zustand so weit wie moeglich zu akzeptieren, da sich dieses Gefuehlschaos von alleine auswaechst. Ist halt die Selbstfindungsphase zwischen kein Kind mehr zu sein, aber auch noch nicht erwachsen sein.

Alles Gute!

Das was Du hier so offen beschreibst, ist einfach die Selbstfindungsphase eines jungen Menschen in der Pubertät...ich vermute den meisten hier ging es mehr oder weniger genau so....Du findest dafür gute Worte und eine schöne Beschreibung. Mein Rat....suche nicht zu sehr schon jetzt nach "dem Sinn Deines Lebens" genieße Deine Jugend...lass dich auch ein wenig treiben....schau welche Interessen Du hast....was Dich glücklich macht und was nicht....

Mir fehlen die Worte, erstmal Hut ab für deine Art zu sprechen und zu formulieren.

als Nächstes will ich dir sagen dass es mir in deinem Alter bis heute (22) genau so ging und geht, aber irgendwie tut sich grade alles bei mir einpendeln während meine Welt um mich herum zerfällt. Es mag vermutlich nicht der gesündeste Ansatz sein aber "Sche*ß" einfach mal auf alles & jeden. Mach worauf du Lust und Bock hast, hangle dich von Tag zu Tag und vielleicht tust du nebenbei noch das machen was du sollst & musst (Schule Arbeit essen etc)

fürchte dich nicht neue Dinge auszuprobieren, malen, programmieren, Stricken, häkeln mach alles und finde heraus was bleibt, so definierst du dich

reduzier äußere Einflüsse, hör auf Leute anzuschreiben und schau was passiert und wer nach ner Zeit noch bleibt.

setz dich mit verschieden Medien wie Serien, Musik, Büchern oder gar Kunst auseinander & schau ob du etwas für dich mit Mehrwert findest

also ums kurz zu fassen, mach einfach Sachen solang du lebst, irgendwann wirst du merken „Oh ich bin ich, die Definition kam mit dem Sprung oder vielleicht war sie auch schon immer da nur nicht vollständig“

macht das irgendwie Sinn? Keine ahnung

stehe ich am Abgrund des Wahnsinns? Vermutlich

sollte ich schlafen? Definitiv (sehr wichtig für ne gesunde Entwicklung & Wachstum nur so nebenbei)

aber nun mal leide ich an Schlaflosigkeit

wie auch immer, wenn du wen zum reden brauchst, stehe ich dir gerne zur Verfügung


Niaafv 
Beitragsersteller
 29.07.2025, 03:53

Lmaoo ich merke das wir uns sehr ähnlich sind. Leider bin ich ein sehr introvertierter Mensch, liebe es alleine für mich zu sein, hasse aber die Einsamkeit. Außerdem HASSE ich veränderungen, Veränderungen stressen mich zu tode. Betrete ich mal ein Tag im Monat außerhalb der Schule mein Zuhause, mehr als 3km geht mir die energie schon aus. Bin so müde und will einfach nur ins bett nichts tun

TheOddness  29.07.2025, 03:59
@Niaafv

Hab ich auch gehasst aber irgendwann konnte ich das ganze nicht mehr aufrecht halten und bin schließlich irgendwann zusammengeklappt & wurde quasi zu Veränderung gezwungen, lustig ist aber das kurz darauf Corona statt fand & ich dann erstmal zuhause eingesperrt war (vermisse diese Zeit)

und jetzt joa, es gibt nicht wirklich mehr ne Gewohnheit, ne Routine, nen Ablauf & nur noch relativ geordnetes Chaos… ja es ist extremst stressend & auslaugend aber auch irgendwie befreiend… bis zum nächsten Absturz :,D

Und mir tut es echt leid dass du mir ähnlich bist, das wünsch ich keinem xD

Niaafv 
Beitragsersteller
 29.07.2025, 04:07
@TheOddness

Ich bin mir sicher das du bestimmt nicht so schlimm bist wie du behauptest :)

TheOddness  29.07.2025, 04:08
@Niaafv

Ich sag ja nicht dass ich schlecht bin, nur ich sein ist schlecht xD

und mir ähnlich sein kam noch nie wem gut