Wie bilde ich die Namen dieser Formeln in Chemie?

1 Antwort

Moin,

also:

Anionen, die aus den Elementen (ohne Sauerstoffbeteiligung) entstehen, erhalten an den (lateinischen) Stammnamen die Endung "-id".

N^3–: -nitrid (Nitrogenium + -id)

P^3–: -phosphid (Phosphorus + -id)

O^2–: -oxid (Oxygenium + -id)

S^2–: -sulfid (Sulphur + -id)

F^–: -fluorid (Fluorum + -id)

Cl^–: -chlorid (Chlorum + -id)

Br^–: -bromid (Bromum + -id)

I^–: -iodid (Iodum + -id)

Bei Anionen, die unter Sauerstoffbeteiligung zusammengesetzt sind, geht es darum, welches die wichtigste sauerstoffhaltige Säure des entsprechenden Elements ist. Diese erhält an die Bezeichnung des Säurerestes die Endung "-at". Der Säurerest, der gemessen am "...at" ein Sauerstoffatom weniger hat, erhält die Endung "-it". Wenn es einen Säurerest gibt, der gemessen am "...at" zwei Sauerstoffatome weniger hat, dann bezeichnet man ihn als "-hypo...it". Und sollte es einen Säurerest geben, der gemessen am "...at" ein Sauerstoffatom mehr hat, dann erhält er die Bezeichnung "per...at". Gut nachvollziehen kann man das an den Chlorsäuren:

Säure: HCl ---> Säurerest: Cl^– ---> Salz: Chlorid

Säure: HClO ---> Säurerest: ClO^– ---> Salz: Hypochlorit

Säure: HClO2 ---> Säurerest: ClO2^– ---> Salz: Chlorit

Säure: HClO3 ---> Säurerest: ClO3^– ---> Salz: Chlorat

Säure: HClO4 ---> Säurerest: ClO4–^ ---> Salz: Perchlorat

Warum und welche die wichtigste sauerstoffhaltige Säure eines Elements ist, ist nicht logisch zu erklären. Das muss man lernen. Häufig sind es die maximal mit Sauerstoff umgebenen Elementsymbole (aber nicht immer; siehe oben Chlor).

Bei Phosphor ist Phosphorsäure die wichtigste Säure. Also erhält der Säurerest PO4^3– die Endung "-at" und heißt "Phosphat".

Sind nicht alle Wasserstoffatome als Protonen abgespaltet worden, werden sie entsprechend im Säurerestnamen genannt:

HPO4^2–: Hydrogenphosphat ("hydrogen" von "Hydrogenium" für "Wasserstoff")

H2PO4^–: Dihydrogenphosphat ("di" für "zwei"; "hydrogen" von "Wasserstoff")

Nun hast du im Grunde alle Informationen beisammen, um die Formeln deiner Beispiele zu benennen. Exemplarisch mache ich das an zwei, drei Beispielen einmal vor:

Na2S + H3PO4 ---> Na2HPO4 + H2S

Natriumsulfid und Phosphorsäure ("Trihydrogenphosphat") reagieren zu (di-)Natriumhydrogenphosphat und Dihydrogensulfid ("Schwefelwasserstoff").

Mg + 2 H3PO4 ---> Mg(H2PO4)2 + H2

Magnesium und Phosphorsäure reagieren zu Magnesiumdihydrogenphosphat und Wasserstoff.

3 K2O + 2 H3PO4 ---> K3PO4 + 3 H2O

Kaliumoxid und Phosphorsäure reagieren zu (tri-)Kaliumphosphat und Wasser.

Den Rest schaffst du jetzt sicherlich alleine.

LG von der Waterkant

AnonymerNutzer  26.03.2018, 18:20

Vielen vielen Dank für die sehr verständliche und hilfsreiche Antwort. Sehr viel verständlicher erklärt als in der Schule. Vielen Dank!!!

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AnonymerNutzer  26.03.2018, 18:40

Noch eine Frage: Wie wird diese Formel dann benannt?

3Na2S + 2H3PO4 —> 2Na3PO4+3H2S

Meine Schwierigkeit liegt bei der Benennung mit den Zahlen. Wie heißt es bei 3Na2S? Trinatriumsulfid?

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DedeM  26.03.2018, 18:59
@AnonymerNutzer

Nö... Eine Zahl VOR einer Formel stellt lediglich einen Faktor dar, der bewirkt, dass du entsprechend viele Formeleinheiten benötigst, um dem »Gesetz zur Erhaltung der Masse« Rechnung zu tragen. Diese Faktoren haben für die Benennung der Substanz keinerlei Bedeutung.

Eine tiefgestellte Zahl IN einer Formel ist dagegen ein Index, der sich auf die Häufigkeit des Bindungspartners bezieht, der unmittelbar vor dem Index steht. Dieser Index KANN Einfluss auf die Namensgebung haben.

Bezogen auf dein konkretes Beispiel heißt das:

Na2S oder 3 Na2S oder 5 Na2S oder 129 Na2S ist im Sinne des Stoffnamens wurscht; es geht immer um Na2S, wobei nur die Anzahl der Formeleinheiten verändert wird, nicht die Substanz selbst.

Der Index "2" in der Formel "Na2S" könnte nun dazu führen, dass du die Substanz (übergenau) als "Dinatriumsulfid" bezeichnest. Aber Chemiker sind (wie so viele mathematisch-naturwissenschaftliche Personen) auch nicht fleißiger als nötig. Da es zwischen Natriumkationen (Na^+) und Sulfidanionen (S^2–) nur die Kombination Na2S gibt, spart man sich das "di" und bezeichnet die Substanz schlicht als "Natriumsulfid".

Bei Nebengruppenelementen kann eine Erweiterung im Namen nötig sein, weil es hier oft mehrere Kationen eines Elements gibt. So gibt es beispielsweise zwei Kupfersulfide: CuS (Kupfer-II-sulfid) und Cu2S (Kupfer-I-sulfid). Aber hier spielt nicht der Index die entscheidende Rolle, sondern die Ladung des Kupferkations, die als römische Zahl hinter die Bezeichnung "Kupfer-" gesetzt wird.

Alles klar?

Nochmals lieber Gruß von der Waterkant

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AnonymerNutzer  26.03.2018, 19:04

Alles klar! Danke nochmals für die tolle Erklärung! Mach weiter so! Liebe Grüße!

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