Wie bestimmen Archäologen das Alter von Gegenständen?
Ich habe gerade diesen Artikel bei Bild.de gelesen (ich weiß ich weiß, spart euch Kommentare dazu :) ) http://www.bild.de/news/mystery-themen/ausserirdische/300-millionen-jahre-altes-aluminium-zahnrad-gefunden-28218176.bild.html
Ich frage mich wie zuverlässig diese Altersbestimmungen sind. Da steht das ein 300 mio. jahre altes Zahnrad aus Aluminium und Magnesium in einem Stück Kohle gefunden wurde und da wird natürlich wieder von Ausserirdischen und Zeitreisenden und so nem Blödsinn erzählt. Ich habe mal irgendwo gelesen das im Jahre 1900 in einem 1 mio Jahre alten Stück Kohle eine Münze von 1397 gefunden wurde also muss es ja eine andere Erklärung geben. Kann es sein das alle Altersbestimmungen von Archäologen falsch sind?
7 Antworten
dieses mal sind die archäologen unschuldig - die altersbestimmung wurde von geologen auf grund der fundsituation und der altersbestimmung der kohle festgelegt - archäologen arbeiten zwar auf ähnliche weise, aber nicht in diesen zeitdimensionen -- in wirklichkeit sind solche altersbestimmungen recht willkürlich, aber das hast du ja schon vermutet -- in diesem speziellen fall müsste auch noch die fundsituation einer sehr genauen untersuchung unterworfen werden - tatsache ist aber zum beispiel, dass es sehr deutliche beweise und funde dafür gibt, dass menschen und saurier zur gleichen zeit lebten was sowohl archäologen als auch geologen und natürlich antropologenin arge erklärungsnöte gebracht hat -- aber sie wehren sich tapfer
Es gibt eben keine "deutlichen Beweise und Funde" dass "Menschen und Saurier zur gleichen Zeit lebten." Daraus dennoch eine "Tatsache" ableiten zu wollen ist Ihr Wunschdenken.
Das wird nur vermutet weil so viele Dinge in Kohle und anderen Gesteinen gefunden wurde. Diese Münze zeigt doch das diese Datierungen entweder grundsätzlich falsch sind, oder das sie irgendwie anders darein gekommen ist.
Mal ganz von dem dubiosen Teil abgesehen gibt es verschiedene Datierungsmöglichkeiten. Zeitungsartikel sind meist etwas wirr, weil viele Journalisten gar nicht begreifen, wie Archäologen arbeiten oder einfach etwas falsch verstehen.
Zum einen gibt es verschiedene naturwissenschaftliche Möglichkeiten wie die 14C-Datierung oder die Dendrochronologie (einfach mal googeln).
Bei der Sachkultur wird über das Aussehen bestimmt. Verschiedene Fundgattungen durchlaufen einen Wandel, d.h. gleich aussehende, gleich hergestellte Dinge sind in der Regel auch gleich alt.
Zusätzlich gibt es Stratigraphien, d.h. Abfolgen von Schichten mit Funden. Was unten liegt ist - sofern es nicht gestört wurde - älter als das, was oben liegt.
Kombiniert man die verschiedenen Methoden, bekommt man sehr sichere Datierungen.
Natürlich kann man auch mal falsch liegen, aber dann liegt es meist an komplexen Zusammenhängen, von denen man zum Zeitpunkt der Datierung nicht alle Fakten kannte. Aber die meisten Altersbestimmungen stimmen schon. Nur - wie gesagt - bei Meldungen in der Presse sollte man immer vorsichtig sein.
Ich zitiere:
die meisten altersbestimmungen falsch
Ich widerspreche.
die ganze geschichtliche chronologie ist ein sammelsurium von teils bewussten irrtümern
Und ich widerspreche nochmals.
Du verallgemeinerst auf´s brutalste Dinge, die nur winzige Teilbereiche betreffen. Auch auf die ägyptische Archäologie trifft das nicht zu. Mir ist nichtmal klar, worauf du da anspielen willst. Daß die Ägypter selbst versucht haben, Herrscher aus ihrer Erinnerung zu streichen und sie aus den Unterlagen zu tilgen? Damnatio memoriae findet in allen Kulturen statt, aber es ist Aufgabe der Altertumsforscher, das zu hinterblicken, was ihnen in der Regel auch gelingt.
Zumindest denen, die wissenschaftlich an diese Dinge herangehen. ;-)
Die andere würde ich nicht zwingend Altertumsforscher oder Archäologen nennen. ;) Die heißen dann Pfuscher. ;)
@jerne..
leider, und ich betone leider, sind die meisten altersbestimmungen falsch, die ganze geschichtliche chronologie ist ein sammelsurium von teils bewussten irrtümern - leider
Sorry, aber das ist Blödsinn. Und zwar großer. Diese "bewussten Irrtümer" sind mein tägliches Brot. Natürlich gibt es bewusste Fälschungen, aber innerhalb der archäologischen Forschung stellen sie eine verschwindend kleine Minderheit dar.
Die geschichtliche Chronologie ist durch eine Kombination von historischen, archäologischen und verschiedenen naturwissenschaftlichen Methoden zumindest in Europa und dem Vorderen Orient gut abgesichert. Es gibt in manchen Bereichen noch zu geringe Datierungsgenauigkeiten, und ich bin sicher, dass noch einige Irrtümer korrigiert werden müssen. Das spielt sich aber höchstens im Bereich von wenigen Jahrhunderten ab.
Pauschal "die meisten Altersbestimmungen" als falsch abzutun, ist schlichtweg Unfug.
Die Altersbestimmung bezieht sich vermutlich auf das umgebende Kohlegestein. Ich wüsste nicht, wie man ein Stück Aluminium datieren sollte.
Es wurden gelegentlich (jedoch sehr selten!) solche seltsamen Funde in Kohle gemeldet, seltener in anderen Gesteinen. Seltsamerweise handelt es sich meistens um Dinge, die von der Form her keineswegs futuristisch oder außerirdisch wirken, sondern Gegenständen aus vergangenen Jahrzehnten oder höchstens Jahrhunderten entsprechen. Man sollte also erst mal klären, ob das Stück nicht doch modern ist und irgendwie in die Kohle gepresst wurde (oder absichtlich untergejubelt wurde).
Man muss außerdem immer sehr sorgfältig den Fundzusammenhang beachten, um so was einzuordnen. Ein Beispiel ist der berühmte Hammer vom Paluxy River. Er war in Kalkgestein eingeschlossen. Das Kalkgestein der Umgebung wird von Geologen auf ein Alter von vielen Jahrmillionen datiert. Beides ist Fakt. Verschwiegen wird jedoch gerne, dass der Hammer nicht aus dem anstehenden Fels geborgen wurde, sondern aus einem lose herumliegenden Stein rauslugte. Damit bleibt die Möglichkeit, dass es sich um einen Hammer des 18./19. Jahrhunderts handelt, der mit der Zeit von Kalk übersintert wurde (dieses Phänomen kann jeder am eigenen Wasserhahn beobachten). Und das ist eben die wahrscheinlichere Erklärung.
Bevor man hier eine Sensation ausruft, müssen Fundumstände und Analysen wissenschaftlich offengelegt und geprüft werden. Und - entschuldige, Ramin663, ich muss es trotzdem sagen - BILD ist keine seriöse Informationsquelle.
Es gibt verschiedene Methoden zur Altesbestimmung. Einen ersten Überblick dazu findest du im Wikipedia-Artikel: http://de.wikipedia.org/wiki/Altersbestimmung_%28Arch%C3%A4ologie%29
Kann es sein das alle Altersbestimmungen von Archäologen falsch sind?
Nein. Die Archäologen und Wissenschaftler aus den relevanten Nachbarwissenschaften (Chemie, Biologie, Physik, Geschichte etc.) haben funktionierende Methoden entwickelt, die, wenn sie richtig und mit dem richtigen Grundlagenwissen angewandt werden, weitgehend zuverlässige Datierungen liefern. Natürlich können auch immer Fehler passieren, wie überall, wo Menschen und von Menschen geschaffene Maschinen und Geräte, am Werk sind. Manchmal sind auch die Messmethoden mit gewissen Problemen behaftet (z.B. die C14-Methode), so dass ungeeignetes Probenmaterial vollkommen unplausible Datierungen liefert. Diese Fehler fallen meist aber recht schnell auf und jede Datierung muss vor den kritischen Augen anderer Archäologen bestehen. Häufig können archäologische Funde nicht genau datiert werden dann wird die in Frage kommende Zeitspanne genannt, die Gründe, die dafür sprechen, und auch die Unsicherheit, die mit der Datierung behaftet ist.
Ich frage mich wie zuverlässig diese Altersbestimmungen sind. Da steht das ein 300 mio. jahre altes Zahnrad aus Aluminium und Magnesium in einem Stück Kohle gefunden wurde und da wird natürlich wieder von Ausserirdischen und Zeitreisenden und so nem Blödsinn erzählt.
"Blödsinn" ist an dieser Stelle der richtige Ausdruck. Wenn du den Artikel aufmerksam liest, wird dir auffallen, dass an keiner einzigen Stelle von Archäologen die Rede ist. Genaugenommen wird überhaupt kein einziges Mal erwährt, wer denn da diese Datierung und Interpretation aufgestellt hat. Stattdessen ist dort von einem "Forschungslabor" und "den Experten" die Rede. Das ist schon ein Hinweis darauf, dass es sich bei dem Bericht um eine "Ente" handelt.
Kein echter Archäologe würden sich jemals zu einer Datierung von 300 Mio. Jahren oder zu einer Alien-Interpretation hinreißen lassen. Die Kohle kann eventuell so alt sein, aber das Alu-Stück muss es nicht sein. Abgesehen davon datieren Archäologen keine Braun- oder Steinkohle.
In dem zugrunde liegenden "Voice of Russia"-Artikel findet sich folgender Absatz:
The coal in which the metal object was pressed was delivered to Primorye from Chernogorodskiy mines of Khakasia region. Knowing that the coal deposits of this region date 300 million years back, Russian experts inferred that the metal detail found in these deposits must be an age-mate of the coal.
Und außerdem:
The last property of the object that puzzled the scientists was its distinctive shape which was reminiscent of a modern tooth-wheel.
Und zum Schluss:
After the discovery came public, conspirators were quick to dub it ‘a UFO tooth-wheel’. Russian scientists, however, do not jump to conclusions and will run further tests to learn more about the strange artifact.
Dort findet man auch die Info, dass es sich bei den Wissenschaftlern um Geologen und nicht um Archäologen handelt.
"Bild" hat den ursprünglichen Artikel also mal wieder auf unzulässige Weise gekürzt und auf einige sensationsheischenende Behauptungen reduziert.
Die einfachste Erklärung ist, dass das Zahnrad einer Maschine beim Kohleabbau in der Kohle steckengeblieben und abgebrochen ist. (Oder es ist schlichtweg eine Fälschung.)
Ich habe mal irgendwo gelesen das im Jahre 1900 in einem 1 mio Jahre alten Stück Kohle eine Münze von 1397 gefunden wurde also muss es ja eine andere Erklärung geben.
Ja, gibt es. Die gleiche Erklärung wie oben: Die Kohle ist vor 1 Mio. Jahren entstanden, die Münze ist nachträglich zwischen die Schichten geraten (in einen Spalt gerutscht oder was auch immer). Vielleicht hilft es dir, wenn du den Wikipedia-Artikel zur Entstehung von Braun- und Steinkohle durchliest.
Alterbestimmungen werden mittels Radiokarbonmethode (C14 Datierung) gemacht, was sehr genau ist. Auch das chronologische Bestimmen von geologischen Schichten mittels Leitfossilien, Lagerung der Schicht in bezug auf andere Gesteinsschichten usw. ist sehr hilfreich.
Meine Meinung zu diesem Artikel behalte ich jetzt mal für mich. "Bildungs"-News.
Ein Zahnrad aus weichem Alumium in einer Kohle, die aus dem Karbon stammen soll, wäre niemals so unverformt erhalten. Entweder ist da beim Kohleabbau ein Zahnrad in die Kohle geraten oder jemand erlaubte sich einen Spaß.
Gut, bleiben aber immer noch die geologischen Datierungen, mit denen das Alter der Kohle bestimmt worden ist. (historische Geologie) Steinkohle entsteht durch Druck und Temperatur. Folglich hätte dieses Stück Aluminium deformiert sein müssen. Ist es aber nicht.
Ich persönlich tippe auf ein Überbleibsel aus dem Kohleabbau.
@mond...
c14 datierungen reichen maximal 50.000 jahre zurück - würde also in diesem fall nicht angewendet werden und würde auch organisches material voraussetzen (aluminium ist nicht organisch)
... und was dieses Teil betrifft. Möglicherweise ist die Datierung korrekt, aber kaum die Interpretation des Alu-Teils.