Wie Balletttänzerin werden?

2 Antworten

Hallo,

es tut mir leid, aber ohne eine der besten staatlichen Ballettakademien (John Cranko, Stuttgart; John Neumeier, Hamburg; Hochschulen in Berlin oder München) besucht zu haben, hast du keine Chancen mehr. Nicht umsonst laufen dort schulische Ausbildung und Tanzausbildung parallel, sodass die jungen Tänzer, wenn sie mit 18 ihr Abitur machen, gleichzeitig fertig ausgebildet und reif fürs Engagement sind. 

Die Ausbildung ist in Theorie und Praxis sehr umfangreich und auf sehr hohem Niveau, was in einer privaten Ballettschule, auch wenn du dort die beste bist, nicht erreicht werden kann. 

Die Konkurrenz bestens ausgebildeter junger Tänzer, die mit 18 bühnenreif in die Engagements drängen, ist riesig. Wer da nicht mirhalten kann, hat schon verloren.

Es sagt nicht viel, dass du seit 13 Jahren tanzt. Die ersten Jahre der spielerischen Vorbereitung, sind nicht wirklich maßgeblich. Etwa ab 8 Jahren sollte es dann ernst werden mit etwa 3 - 4 x pro Woche Training und dem Beginn des Faches Nationaltanz (auch Charaktertanz genannt) zusätzlich. Ab 10 Jahren ist es dann wichtig, eine Akademie zu besuchen, die gleichzeitig die schulische Ausbildung anbietet. Ab diesem Zeitpunkt findet das Training 5 - 6x wöchentlich für 2 bis 4 Stunden statt. Neben dem klassischen Ballett und dem Nationaltanz, werden je nach Schule auch Jazzdance, Modern Dance und zeitgenössischer Ausdruckstanz unterrichtet. Ab 12 beginnt man mit Spitze, danach beginnt der Pas de deux-Unterricht und das Repertoire-Studium und man trainiert 5 – 6 Stunden täglich. Dazu kommen die theoretischen Fächer wie Anatomie und funktionelle Anatomie für Tänzer, Tanz- und Theatergeschichte, Musiklehre, Gehörbildung, das Erlernen eines Instrumentes, ab 16 auch Fächer, die sich mit Verträgen, Versicherungen, Theaterrecht, etc. beschäftigen. Schminkkurse und weitere tänzerische Fächer, wie z.B. Spanischer Tanz und Flamenco, werden extra als Blockunterricht durchgeführt. Das alles geschieht parallel zur schulischen Ausbildung, auf die großer Wert gelegt wird, da es ja immer wieder vorkommt, dass Schüler die Übertrittsprüfungen nicht mehr schaffen oder wegen Verletzungen das Tanzstudium beenden und sich neu orientieren müssen. 

Von Beginn des Studiums an, also zwischen 8 und 10 Jahren, werden die Eleven in Aufführungen der korrespondierenden Theater und Opernhäuser eingebunden. So kommen also auch noch Theaterproben und Vorstellungen zu diesem straffen Unterrichtsplan hinzu. In den beiden letzten Klassen, zwischen 16 und 18 Jahren, mehren sich dann die Auftritte und die jungen Tänzer werden auch schon in größere Aufgaben im jeweiligen Corps de ballet eingebunden. Dabei wird ihre Entwicklung genau beobachtet, denn mit der Abschlussprüfung wird auch entschieden, wer ins Ensemble übernommen wird und wer nicht. Für die, die nicht übernommen werden, beginnt dann das Suchen und Reisen von Audition zu Audition und der harte Kampf um einigermaßen gute Engagements. Glücklich, wer dann doch noch einen Elevenvertrag für ein Jar irgendwo ergattert. Immer noch gut, wenn es irgendwo wenigstens einen Stückvertrag gibt. Pech gehabt, wer nichts finden kann. Wie gesagt, ist die Konkurrenz riesig und sie schläft nie. 

Meine klare Antwort zu deiner Frage: Nein, deine Ausbildung wird nicht ausreichen, um da mithalten zu können, auch dann nicht, wenn du in deiner Privatschule die beste Schülerin bist. Mit 18 erst aufholen zu wollen, was dir die anderen voraus haben, ist so gut wie unmöglich. Dazu kommt die Frage, ob du wirklich alle körperlichen Voraussetzungen mitbringst, denn wäre das so, hätten deine Ballettlehrer schon viel früher begonnen, deine Eltern über die Möglichkeiten der parallelen Ausbildung zum professionellen Tänzer und der gymnasialen Ausbildung mit Abitur zu informieren und dich zu den Aufnahmeprüfungen geschickt. Kein Lehrer lässt es sich entgehen, eine wirklich begabte Schülerin oder Schüler entdeckt und an einer staatlichen Hochschule Akademie untergebracht zu haben. 

Suche dir besser einen anderen interessanten Beruf und betreibe Ballett weiter als dein schönstes Hobby. Wenn du wirklich gut bist, kannst du damit auch immer wieder zu semiprofessionellen Auftritten kommen, wofür immer Leute gesucht werden.

Liebe Grüße

Lilly "Tanzistleben"

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Wenn Du seit 13 Jahren tanzt, dann hast Du doch sicherlich einen Lehrer / eine Lehrerin, die einschätzen kannst, ob Du für eine professionelle Karriere geeignet bist bzw. werden sie Dir Tipps geben können, was dafür zu tun ist.