Wertfreie Kommunikation "rechtfertigen"?

3 Antworten

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Grundsätzlich hat das Wort "rechtfertigen" einen negativen Beigeschmack und es wird dabei immer irgendetwas bewertet. Also 100% wertfrei ist es fast nie. Wertfrei kannst du stattdessen "erklären" benutzen.

Ob das negativ und als Bewertung vom Gegenüber empfunden wird, kommt auf den Zusammenhang an.

Wenn ich zu dir sage: "Du nimmst deine Religion als Ausrede um deinen Mord zu rechtfertigen." Dann ist das erst mal eine Unterstellung von mir, eine Anschuldigung, ein Angriff(unabhängig davon ob es am Ende stimmt oder nicht), ich bewerte in dem Moment dein Handeln und du wirst das auch so empfinden. In dem Kontext ist der Begriff "rechtfertigen" eindeutig nicht wertfrei.

Wenn ich dir jetzt erzähl: "Früher wurde Hexenverbrennung im Namen der Religion "gerechtfertigt"". Dann ist das von mir nicht als Bewertung gemeint, sondern nur als Wiedergabe von historischen Ereignissen. Vermutlich wird das bei dir auch so ankommen. Es ist nicht als Anschuldigung, Kritik, Bewertung gemeint. Trotzdem schwingt meine Meinung dazu im unterton mit (ist klar, dass ich das natürlich nicht gut heiße). In dem Kontext wird der Begriff "rechtfertigen" wertfrei gemeint benutzt, um etwas zu erklären, ist aber trotzdem nicht 100% wertfrei. Ich hätte auch sagen können: "Hexen wurden im Namen der Religion verbrannt", das ist dann wertfrei beschrieben.

"Rechtfertigen" bedeutet eine Erklärung abgeben, über die eigenen Handlungen, auf Verlangen einer anderen Person. Da hab ich das Wort tatsächlich mal wertfrei benutzt.

Also - langer Rede kurzer Sinn - ich vermute, du wirst "rechtfertigen" nicht wertfrei benutzen können in deiner Dokumentation😉

Nein.

Angenommen Du bekommst einen Bußgeldbescheid, in dem Du das Recht hast Stellung zu nehmen (Dich zu rechtfertigen).

Objektiv betrachtet ist es grundsätzlich verboten, über eine rote Ampel zu fahren. Gehen wir davon aus, dass Du geblitzt wirst, weil Du, wegen einem Rettungsdienst, Platz machen müsstest (Gefahr in Verzug). Subjektiv betrachtet wäre das eine legale Ausnahmesituation, in der Du straffrei davon kommst.

Die Situation, über eine rote Ampel zu fahren, muss man im Einzelfall bewerten.

Wertfrei zu dokumentieren bezieht sich auf Objektivität. Bei einer Rechtfertigung ist es subjektiv zu berücksichtigen.

Nein. Recht ist wertig.


mendrup  13.05.2025, 23:56

Den eigenen Standpunkt erläutern oder so..

xyzxyz583 
Beitragsersteller
 14.05.2025, 00:01
@mendrup

Die Bedeutung ist klar. Es geht darum, ob der Begriff verwendet werden kann, wenn man wertfrei dokumentieren bzw. argumentieren möchte.

mendrup  14.05.2025, 00:08
@xyzxyz583

Wer rechtfertigt sich vor wem warum? Wie löst Du das auf?

Wertfrei werden nur Fakten genannt. Wenn sich jemand rechtfertigt, ist das eben so. DU darfst Dich nicht rechtfertigen.

xyzxyz583 
Beitragsersteller
 14.05.2025, 07:02
@mendrup

Es war Thema in der Supervision, es ging um die komplizierte Dokumentation, die so umfangreich ist, dass einem oft die Zeit für andere Dinge fehlt. Die Supervisorin meinte dann, dass man also das Nichterfüllen dieser anderen Arbeiten damit rechtfertigt, keine Zeit gehabt zu haben.

Ich habe da interveniert und gesagt, dass ich den Begriff "rechtfertigen" in diesem Zusammenhang als abwertend empfinde und er in meinen Augen nicht zu einer wertfreien Dokumentation passt. Ich schlug stattdessen vor, dass man das Nichterfüllen anderer Arbeiten "begründen" kann, weil die komplizierte Dokumentation so viel Zeit in Anspruch nimmt.