Wer weint Zeigt Schwäche?

8 Antworten

Im Prinzip ist das schon so. Zwar stimmt es nicht per se, wird aber von vielen so interpretiert. Die Frage ist also weniger, ob es objektiv gesehen Schwäche ist, sondern, ob es von deinem Umfeld als "schwach" interpretiert wird.

Also ich persönlich halte Menschen, die auch mal Gefühle zeigen und in der Öffentlichkeit weinen können, für die stärkeren Persönlichkeiten!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Da ist was dran - aber verallgemeinern kann man das natürlich nicht.

Wer weint, zeigt zuerst mal, dass er ein Mensch ist; denn Tiere weinen nicht. Auch wenn Tiere empfindungs- und leidensfähig sind, so tritt das Weinen emotional auf einer höheren und bewussteren Empfindungsebene auf, die das Tier nicht erreicht hat.

Wenn man seine Emotionen und Empfindungen kontrolliert im Zaum hat, ist das ein Zeichen von Selbstbeherrschung. Das ist eine sehr wichtige und gute Tugend. Aber auch der selbstbeherrschte Mensch kann von einem schmerzlichen Erlebnis so gewaltig ergriffen werden, dass er in Tränen ausbricht. - Sollte man solche Reaktion als ein Zeichen von Schwäche verstehen? - Eben. -

Man muss die normal-gesunde Mitte erspüren können, die anzeigt, ob ein Mensch übermäßig oder zu verhalten emotional ist. Es gibt über-emotionale, gefühlsmäßig ziemlich unbeherrschte Menschen - vor allem unter den Frauen -, von denen man scherzhaft sagt, sie hätten "zu nahe am Wasser gebaut". Solche Menschen sind auch besonders launenhaft, wehleidig und stark auf sich selbst bezogen, und man muss schon genau hinsehen um festzustellen, ob ihre zu Tränen rührende Ergriffenheit auf ein wirkliches, für jedermann schmerzvolles Leid oder ein normalerweise beherrschbares "Wehwehchen", welches irgend einen kleinlichen Egoismus unbefriedigt lässt, zurückzuführen ist. Und es ist der niedrige Tränendamm in der Tat da eine echte Schwäche, wo er auf ein emotionslastiges Ich-Gefühl beruht und auf die mangelnde Bereitschaft, gegebenenfalls sich selbst zurückzunehmen.

Es gibt Menschen, die viel und oft weinen - und solche, die viel und oft leiden. Das ist durchaus ein Unterschied, wie man jetzt sicher versteht. Und man kann - auch erfahrungsgemäß - sagen, dass Menschen, die in der Tat wirklich und tief leiden, am wenigsten weinen. Diese Menschen haben an sich selbst bemerkt und erkannt, dass die Äußerung ihres Schmerzes durch bloßes Weinen und Lamentieren im Grunde aus Selbst-Mitleid geschehen würde, und dass gerade die Bemühung, die äußere Leidensbekundung zurückzuhalten, in ihnen Kräfte hervorruft, durch die sie sozusagen "hellsichtig" werden für die Sinnhaftigkeit nicht nur ihres Leides, sondern auch für das Leid in der Welt insgesamt, und die sie empfänglich macht für die höhere, die spirituelle Erkenntnis und Einsicht. -

Also: "Weinen" ist nicht gleich "Weinen" - und "Schwäche" nicht gleich "Schwäche". Mag weinen, wem danach ist, frei heraus, und keinesfalls darf es pauschal unbedacht und herzlos als bloße Schwäche abgetan werden.

Aber: Je mehr man sich das Weinen abgewöhnt, desto eher gewinnt man an innerer Stärke, Großmut und Weisheit.

Meint wohlmeinend

Geheymrath