Wer hätte Schuld am Unfall?
Moin
ich war vorhin auf der Autobahn unterwegs. Soweit so gut. Ich fuhr mit 190 km/h auf der Linken Spur, vor mir ein weißer Transporter, da auf der mittleren Spur ein LKW war, den er, wie ich dachte überholen wollte. Ich bremste etwas ab, um noch genügend Abstand zu haben. Dann sah ich, dass nach dem LKW die mittlere, und die rechte Spur komplett frei waren. Ich gab wieder Gas, da ich annahm, dass der Transporter rüber wechselt. Pustekuchen.. er fuhr stur weiter auf der Linken Spur. Ich musste voll in die Bremse treten, und auf die mittlere Spur ausweichen. Das ESP hat mich quasi gerettet. Wenn es nun zum Unfall gekommen wäre, wer hätte Schuld?
12 Antworten
Die Schuld liegt in dem Fall klar bei dir, du musst den Verkehr beobachten und entsprechend handeln, nicht einfach aus der Annahme heraus.
Zudem gilt auf der BAP eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, bis dahin ist die Schuldfrage nicht eindeutig, fährst du schneller hast du in 90% der Fälle Schuld, mindestens Teilschuld.
Schnelles fahren auf der Autobahn erfordert Voraussicht und auch Rücksicht, in einer solchen Situation sollte man nie auf Risiko gehen und die Annahme das Steuer übergeben. In solchen Situationen muss man sich dem Verkehr anpassen, nur weil unbegrenzt ist heißt das nicht das man das Recht und die Vorfahrt hat.
Ich bin selbst jemand der gerne mit sehr hohen Geschwindigkeiten über die BAP fährt, allerdings halte ich dabei immer den Verkehr im Auge und in einer solchen Situation wäre ein defensives Verhalten, also Rücksicht walten lassen und abbremsen das richtige gewesen. Mit 190 km/h ist man noch recht gemütlich unterwegs und kann den Verkehr recht gut beobachten, mach aus der 1 mal eine 2, dann schaut das alles wieder ganz anders aus.
Verstehe mich bitte nicht falsch, aber wer in einer solchen Situation Gas gibt muss Schuld in einem Unfall haben, du musst immer mit den Fehlern der anderen Rechnen und das ist bei höheren Geschwindigkeiten (alles ab 130km/h +) unabdingbar. Ich vermute mal du hast deswegen weiter aufs Gas gedrückt um die Geschwindigkeit nicht zu verlieren da du ein relativ leistungsschwaches Auto hast, vergiss aber mal nicht das die fehlende Leistung kompensiert durch Wahnsinn mit toten enden kann.
Mit einem Fahrzeug mit 400 PS oder mehr hättest du gebremst, deshalb weil du weist du kommst recht zügig wieder auf deine hohe Geschwindigkeit. Ich weis wie das ist mit einem leistungsschwachen Fahrzeug auf der BAP zu fahren, ebenso weis ich wie es mit einem höher motorisiertem Fahrzeug ist. Ich nehme mich nicht raus, ich habe auch mal ähnliche Fehler gemacht und möchte dich keinesfalls direkt und persönlich angreifen, aber seit ich regelmäßig mit Fahrzeugen mit 400 PS und deutlich mehr unterwegs bin fahre ich mit leistungsschwachen Fahrzeugen deutlich ruhiger und plane direkt auch mehr Zeit ein bei längeren Fahrten.
In Zukunft mit Voraussicht fahren, das erspart die die Qual das aus einer einfachen Frage bittere Realität wird. Und erlaube mir bitte den Zusatz...
Du fragst in einer solchen Situation wer Schuld hat. Prinzipiell ist an dieser Frage nichts auszusetzen, allerdings ist eine solche Situation oft mit deutlich schwereren Folgen behaftet wie z.B. tote und schwer verletzte. Wie sieht es mit der Schuldfrage aus wenn du jemanden in einer solchen Situation von der Bahn schiebst und derjenige stirbt, womöglich vielleicht eine junge Familie mit Kind, vielleicht ein frisch verheiratetes Paar? Egal wie man es dreht und wendet, in einer solchen Situation sind Leben "im Spiel", die Schuldfrage sollte eigentlich gar nicht erst aufkommen.
Nimm das bitte nicht als Angriff auf dich oder deine Person, wir sind alles nur Menschen und wir machen nunmal Fehler. Du hattest Glück und es ist nichts weiter passiert. Man lernt nunmal am besten aus Fehlern, nur sollte man hoffen das aus einem solchen Fehler nie etwas schwerwiegendes heraus wächst sondern es glimpflich abläuft. Niemand kommt aus der Fahrschule und ist perfekt, das eigentliche Fahren lernt man im eigenen Auto auf der Straße.
Vorausschauend ist dann möglich wenn man den Abstand entsprechend anpasst, bei 290 km/h braucht man alleine für den Reaktionsweg einen passenden Abstand sowie eine freie Straße.
Wenn die Bahn knallend voll ist kann man keine 290km/h oder mehr fahren, das ist einfach verantwortungslos.
Ich bin im Mai eine längere Strecke mit einem Kumpel in Kolonne gefahren, wir fahren beide das selbe Auto und haben entsprechend die selben Leistungswerte. Wir hatten überhaupt kein Problem damit in Kolonne 250km/h und teilweise auch schneller zu fahren. Das schnellste bei dieser Fahrt waren um die 298 km/h, sind aber sauber über die Bahn gekommen. Eine Woche zuvor sind wir von München nach Hause gefahren, ebenfalls wieder in Kolonne. Da ging es nicht so schnell da die Straße einfach zu voll war, stellenweise waren 200 drinn, aber das war das höchste der Gefühle.
Vorausschauend fahren heißt halt auch den Verkehr zu beobachten und entsprechend zu reagieren. Wenn ich z.B. sehe das ein LKW auf der rechten Spur einem anderen LKW recht knapp auffährt, dann ist es nur eine Frage der Zeit bis er zum überholen ausschert. In seiner Kabine macht er einen kurzen Blick, sieht nur ein Fahrzeug in recht weiter Entfernung, weis aber nicht das ich mit ~ 300 angeballert komme und der Abstand dann eigentlich zu gering ist.
Also abbremsen oder im Falle von drei Spuren auf die äußere Spur wechseln und dem LKW die Möglichkeit zum überholen geben.
In unübersichtlichen Streckenabschnitten fährt man grundsätzlich angepasst, ich kann nicht mit 250 in eine Kurve knallen wenn ich den Verlauf nicht einsehen kann. Es wäre eine böse Überraschung wenn man mit 250 in die Kurve fährt und plötzlich taucht ein LKW auf der einen anderen überholt... mit 85. Die Wahrscheinlichkeit das man selbst überlebt = 0, die Wahrscheinlichkeit andere mit den Tod zu reißen = hoch.
Vorausschauend fahren bedeutet ja nicht nur den Verkehr zu beobachten sondern die Straße im blick zu halten. So kann es z.B. auch tödlich enden wenn man mit zu hoher Geschwindigkeit in ein Waldstück fährt und dort aufgrund der niedrigeren Temperatur den Grip verliert, Motorradfahrer spüren das noch viel deutlicher.
Man darf auch nie vergessen das die BAP keine Rennstrecke ist, selbst wenn man die Strecke täglich fährt und eigentlich auswendig kennt kommen immer unbekannte variablen hinzu in Form von anderen Verkehrsteilnehmern. Auf der Rennstrecke kann man als geübter Fahrer bei bekannter Strecke bis an die Grenzen des machbaren gehen (Fahrzeug und Fahrer), auf der BAP geht sowas nicht ohne andere zu gefährden.
Hohe Geschwindigkeiten machen Spaß, aber auf der öffentlichen Straße sollte man dennoch die Vorsicht walten lassen und lieber mal vom Gas gehen, dafür aber nach Hause kommen - im ganzen und lebend.
Zu deiner Information, es heißt BAB nicht BAP ! 😄
Du wärst Schuld gewesen und das ohne Wenn und Aber. Die Tatsache, dass du wegen der reinen ANNAHME, er würde jetzt die Spur wechseln, einfach auf's Gas getreten bist, ist schon allein fahrlässig genug.
Es ist durchaus möglich, dass der Transporter hätte Platz machen müssen. Vielleicht (ich weiss es nicht) hätte er sogar gebüsst werden können, weil er es nicht getan hat, aber dass du aufgrund einer Annahme dann Gas gegeben hast, rechtfertigt nichts.
In diesem Sinne: Ja, du hättest die volle Schuld am Unfall getragen.
ich merke, ich habe falsch gelesen, asche auf mein haupt.
erste antwort überschrieben, da nicht zur situation passte.
allerdings bin ich seit jahren nicht mehr gefahren und was die gesetze angeht nicht mehr up to date.
Richtgeschwindigkeit bedeutet dass man mit 130 km/h fahren soll. Es ist nicht ausdrücklich verboten schneller zu fahren, aber wenn man es tut und es passiert etwas, trägt man die volle Verantwortung dafür. So sehen es jedenfalls die Gerichte. Bei der Richtgeschwindigkeit wird das Vorsorgeprinzip (Vorsorge duch Verbot) durch das Verantwortungsprinzip (der Fahrer hat eine besondere Sorgfaltspflicht, dass nichts passiert) ersetzt.
Das ist vergleichbar mit einem Auffahrunfall oder einem Unfall beim Wenden oder Rückwärtsfahren. Derjenige bekommt automatisch erstmal 100% Schuld zugesprochen, weil er seine besondere Sorgfaltspflicht verletzt hat. Um von 100% Schuld runterzukommen, müsstest du nachweisen, dass das Fehlverhalten des anderen auch dann zum Unfall geführt hätte, wenn du nur 130 gefahren wärst und das dürfte dir bei der geschilderten Situation kaum gelingen.
... Du natürlich, und das gleich doppelt, weil auch die Richtgeschwindigkeit überzogen wurde.
Inwiefern hat die Richtgeschwindigkeit etwas damit zu tun? Sorry, falls die Frage blöd rüber kommt..
... weil die deutlich überschritten wurde.
Google mal, wenn das Ding wieder heile ist.
Danke für diese ausführliche, und hilfreiche Antwort. Aber.. fahre ich weder ein leistungsschwaches Fahrzeug, noch ein übermotorisiertes. Überdies interessiert mich noch, wie du mit 290 km/h vorausschauend fahren kannst?