Wenn man Anatta erkannt hat, ist das doch keine Ich-Störung, oder?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

mendrup hat deine Frage ja schon sehr gut beantwortet.

Ich wollte noch kurz hinzufügen, dass ich "beide Seiten" aus eigener Erfahrung kenne. Also sowohl "Depersonalisations-Erfahrungen" ( in meiner Jugend ), wie auch ( später ) Erkenntnisse zu Anatta.

Das eine hat nur oberflächlich betrachtet mit dem anderen zu tun.

Das "Ich" an sich ist ja KEINE Illusion. Nur, die Annahme, dass dieses Ich beständig ist, durch nichts bedingt oder verursacht wird !

Diesen feinen, aber wichtigen Unterschied übersehen aber viele. Und, das kann dazu führen, dass die "Anatta-Lehre" in die Nähe wirklich schwerwiegender psychischer Störungen gerückt wird...

Wenn es dich interessiert, habe ich hier einen Vortrag von Yuka Nakamura, die sowohl Meditations-Lehrerin als auch Psychologin ist: "Selbst oder Nicht-Selbst ? Die Wichtigkeit einer flexiblen Sichtweise" ( 27 Minuten ):

https://www.youtube.com/watch?v=-CCv75xf7AU

Liebe Grüße: Manu

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Knochenjimmy 
Fragesteller
 21.10.2022, 22:03

"Das "Ich" an sich ist ja KEINE Illusion. Nur, die Annahme, dass dieses Ich beständig ist, durch nichts bedingt oder verursacht wird !"

Das ist aber genau das, was ein Ich ausmacht. Dass es eben nicht veränderbar ist bzw. einen festen Kern gibt. Ohne festen Kern gibt es auch kein Ich. Wo sollte dieses Ich denn dann sein?

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Buddhismus  21.10.2022, 22:09
@Knochenjimmy

Na ja, Gegenfrage: "Wo ist eine Rose ?"

Sie entsteht, bildet Knospen, blüht auf, verblüht wieder....

Wir finden das ganz normal. Aber: wo ist "DIE ROSE" ?

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Knochenjimmy 
Fragesteller
 21.10.2022, 22:13
@Buddhismus

Ich habe nie behauptet, dass eine Rose ein Ich besitzt oder ein Rose-sein.

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Buddhismus  26.10.2022, 09:53
@Knochenjimmy

Das wollte ich damit auch nicht sagen. Es war nur ein "Vergleich" zu deiner ( hypothetischen ) Frage: "Wo sollte dieses Ich denn dann sein?" = nämlich weder "nirgendwo", noch "irgendwo".

Die Frage nach dem "Ich" ist falsch gestellt. Genau wie die Frage nach der "Existenz" anderer Dinge...

Sorry, wenn meine Antwort dann "falsch rüber kam" ! Ich habe deine Antwort darauf auch erst heute morgen gelesen. Ich bin eben nicht so oft am PC...

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Für die überwältigende Mehrheit ist "Anatta" ein bloßer Name/Begriff.

Hinsichtlich "unseres Ichs" unterscheiden wir die "Fessel" sakkāya-ditthi von asmi-mana, das erst auf der Arhat-Stufe schwindet.

Die im ICD aufgeführten Diagnosen haben mit geistiger Entwicklung nichts gemein.

mendrup  21.10.2022, 20:30

Kluger Mann!

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Nein, das ist Philosophie.

Knochenjimmy 
Fragesteller
 17.10.2022, 21:24

Nein, das erlebst du auch ... ;-)

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Von Experte Buddhismus bestätigt

Das ist ne gute Frage! Wir sehen die Medizin als Erklärungsmodell für die Wirklichkeit, dabei ist sie funktional damit beschäftigt, Probleme zu behandeln. Auch mit dem Körper-Geist-Seele Konzept kann man aus buddhistischer Sicht nicht zufrieden sein. Alles ne Frage der Definition.

Knochenjimmy 
Fragesteller
 18.10.2022, 16:07

Ja, aber Anatta stimmt doch. Es gibt kein Ich. Warum wird das Empfinden dessen dann als Störung und nicht als Erkenntnis eingestuft?

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mendrup  18.10.2022, 16:37
@Knochenjimmy

Weil Du bei einer Psychose z.B. keine Wahl hast. Du wirst auf eine Stufe des Erlebens gezogen, in der Du alles auf Dich beziehst. Auch wenn jemand fröhlich lacht, er würde über Dich lachen. Das ist äußerst unangenehm und absolut keine Erkenntnis an sich.

Wir sind frei von einem festen Kern und inkarnieren dennoch nach karmischen Gesetzen, doch die drei Körper sind immer präsent, da besteht kein Zweifel. Wir können nicht einen Aspekt davon herausgreifen und als Wahrheit annehmen. Nirvana ist die Frucht eines Weges. Depersonalisation kommt plötzlich über Dich, und das macht Angst. Du könntest glauben, es gäbe Dich gar nicht.

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Knochenjimmy 
Fragesteller
 18.10.2022, 21:51
@mendrup

"Depersonalisation kommt plötzlich über Dich, und das macht Angst. Du könntest glauben, es gäbe Dich gar nicht."

Das ist aber genau das, was die Leute z. B. bei Meditation erfahren können. "Such in deinem Körper mal nach deinem Ich". Es gibt mich nur relativ, in Abhängigkeit zu dem Ganzen. Eigentlich müsste die Vorstellung eines autonomen Ich's die Störung sein. Hier hast du die Erfahrung des "sich nicht abgegrenzt fühlens" von der Umwelt.

Vielleicht besteht der Unterschied auch nur darin, ob einem das Ganze Angst macht und einen belastet.

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mendrup  18.10.2022, 22:00
@Knochenjimmy

Eben, es geht um geschickte Mittel, die dem jeweiligen Verständnis entsprechen. Da ist der Holzhammer nicht dabei.

Es ist unumstößlich, dass Du Schmerzen haben wirst, wenn Du versuchst, mit nem Fahrrad durch die Wand zu fahren. Da ist etwas, das es gibt. Aber die Frage ist, mit was ich mich identifiziere. So wie es keinen unveränderlichen, individuellen Kern gibt, ist die Erfahrung von Leid doch real. Und das Leid muss man an der Wurzel ausreißen. Immer der Weg der Mitte, keine Partei.

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Buddhismus  21.10.2022, 17:48

SUPER Antwort 🙏 !!!

Ich wollte ungefähr das Gleiche schon selbst antworten, hatte aber noch keine Zeit dazu...

Danke, dass du mir die "Arbeit abgenommen" hast !

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