Welcher ist der giftigste Pilz auf der Erde?
3 Antworten
Der Ausflug in die Chemie ist ja schön und gut, aber es gibt Pilzarten die ein weitaus höheres Giftpotenzial besitzen als die Einheimischen. Es gibt drei Amatoxin-Kombinationen, wobei der Anteil des Alpha-Amatidin das Gefährlichste ist.
Hier ist es der Galerina sulciceps, der den zur Zeit bekannt höchsten Anteil hat und schon zwischen 7 bis 51 Stunden tötlich ist. Im Volksmund wird er als Gewächshaus-Häubling bezeichnet. Der Grund ist der Import von wilden Orchideen gewesen, die im Substrat dieses Pilzgeflecht hatten. In 1980 war dabei ein gesicherter Todesfall in Deutschland, der den Blumentopfpilz nur gekostet hat.
Die Heimat dieser Pilzart ist von Indien/Sri Lanka ostwärts bis einschließlich Indonesien. Führt dort regelmäßig zu Todesfällen wobei die Dunkelziffer sehr hoch ist. Ein Fall ist bekannt geworden, als auf einer Feier 18 Menschen diesen Pilz in der Suppe aßen, wovon 14 Menschen starben.
Der Pilz steht auch im Guinnes-Buch als Rekordkiller.
Hi, also amatoxinhaltige Pilze, wie der grüne Knollenblätterpilz sind schon Kandidaten für top-Listenanführer, weil ihr Gift an einer zentralen Stelle des Stoffwechsels ansetzt, es bindet an das Enzym RNA-Polymerase und blockiert sie.
Damit wird speziell die Transkription, der Informationsfluss vom Zellkern in das Cytoplasma blockiert, darüber hinaus auch, alles was danach kommt, die gesamte Proteinbiosynthese wird quasi abgeschaltet, was natürlich absolut tödlich verläuft.
Das ist aus zwei Gesichtspunkten bemerkenswert, weil Amatoxine Peptide sind, die aus wenigen Aminosäuren bestehen https://de.wikipedia.org/wiki/Amatoxine
Dass Bausteine der Proteinbiosynthese (Peptide aus Aminosäuren) existieren, die diese selbst vollständig abschalten können, kann sich einer gewissen Tragik nicht erwehren. Es könnte ja z.B. irgendeine bizarre Verbindung sein, aber dass ausgerechnet ein Konstrukt aus einigen Aminosäuren, ein Enzym der Proteinbiosynthese-Maschinerie blockiert, finde ich eine erstaunliche Laune der Natur.
Der andere bemerkenswerte Punkt ist, das ausgerechnet "ihre" RNA-Polymerasen (Enzyme) der Pilze gegen das Gift unempfindelich sind. Das macht diesen Ansatz, den die Pilze als Waffe fahren, noch einzigartiger.
Neben dem Klassiker grüner Knollenblätterpilz, kommt auch der weiße Kegelhütige Knollenblätterpilz oder der Gift-Häubling in Betracht, alle drei amatoxinhaltig
https://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCner_Knollenbl%C3%A4tterpilz
https://de.wikipedia.org/wiki/Kegelh%C3%BCtiger_Knollenbl%C3%A4tterpilz
https://de.wikipedia.org/wiki/Gift-H%C3%A4ubling
ein anderer potenter Giftpilz wäre:
Podostroma cornu-damae
https://de.wikipedia.org/wiki/Podostroma_cornu-damae
oder der Spitzgebuckelte Raukopf
ein sehr giftiger Vertreter, der ein heimtückisches Nierengift enthält (Orellanin)
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzgebuckelter_Raukopf
Gruß
Der Gewächshaushäubling (GALERINA SULCICEPS). Er soll fast die doppelte Giftmenge des Grünen Knollenblätterpilzes enthalten.