Welche Politik verfolgten die Nazis in den eroberten sowjetischen Gebieten?

4 Antworten

Eine komplett Bescheuerte, denn durch Erschiessungen, Mißhandlungen und Verschleppungen der Zivilisten zur Zwangsarbeit machte sich die Deutschen die Bevölkerung zum Feind, die die Deutschen vielfach als Befreier vom stalinistischen Terror begrüßt hatten und bereit gewesen war ihnen zu helfen.

https://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/229431/ueberfall-auf-die-sowjetunion

"Teile der ukrainischen und baltischen Bevölkerung begrüßten die deutschen Soldaten anfangs sogar als Befreier vom "stalinistischen Joch." Doch angesichts des brutalen Vorgehens der Besatzungstruppen schlug die anfängliche Freude sehr bald in Ablehnung um.

Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, stellte, ähnlich wie im Polenfeldzug, spezielle "Einsatzgruppen" zusammen, die mehr als eine halbe Millionen Juden, Sinti und Roma, Kriegsgefangene und kommunistische Funktionäre ermordeten. Das größte Massaker begingen sie Ende September 1941 in der Schlucht von Babi Jar, als sie innerhalb weniger Tage fast 34.000 Juden aus Kiew ermordeten. Dabei waren auch Angehörige der Wehrmacht direkt oder durch logistische Unterstützung indirekt an den Massenerschießungen der "Einsatzgruppen" beteiligt. Aus der Wehrmachtsführung regte sich nur vereinzelt Widerstand gegen Hitlers Vernichtungsfeldzug.

Von vorneherein nahm die Militärführung überdies ein Massensterben sowjetischer Kriegsgefangener billigend in Kauf. In der Folge sollten über die Hälfte der 5,7 Millionen Rotarmisten, die bis Kriegsende in deutsche Gefangenschaft gerieten, sterben.

Schließlich half die Wehrmacht der SS als Komplize des Massenmordes an einem Teil der sowjetischen Bevölkerung, den die Nationalsozialisten als rassisch minderwertig und politisch missliebig betrachteten.

Der Feldzug mit den Mitteln des "barbarischen Terrors"[2] (Götz Aly) richtete sich explizit auch gegen die Zivilbevölkerung. Durch den Erlass vom 13. Mai geschützt, verwüsteten Deutsche das Land, erschossen, erhängten, vergasten, verbrannten und erschlugen sowjetische Männer, Frauen und Kinder. Oder setzten sie dem Hunger- und Kältetod aus. Mit dem Befehl von Generalfeldmarschall Walter von Reichenau zum "Verhalten der Truppe im Ostraum" am 10. Oktober 1941, wird die Unterwerfung der Soldaten des rassenideologischen Vernichtungskrieges verschriftlicht und die Kriegsführung brutalisiert.

Da Deutschland einer kriegsbedingten Knappheit ausgesetzt war, hatte das NS-Regime auch ein wirtschaftliches Interesse an der Sowjetunion. So koordinierte die "Wirtschaftsorganisation Ost" bzw. der "Wirtschaftsstab Ost" in den besetzen Gebieten die massenhafte Ausbeutung von Rohstoffen und die Verschleppung von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Verbrannte_Erde

Verbrannte Erde bezeichnet eine Kriegstaktik, bei der eine Armee alles zerstört, was dem Gegner in irgendeiner Weise nützen könnte, also GleiseStraßenBrücken, liegengebliebene Fahrzeuge, Lebensmittelvorräte, Fabriken, Wohnhäuser und manchmal bis hin zur kompletten Zerstörung von Städten und Dörfern. Technische Werkzeuge, als Beispiele in jüngerer Geschichte, die verheerende Schäden für die Zivilbevölkerung hinterlassen, sind SchienenwolfFlammenwerfer und Brandbomben.

Die Taktik der verbrannten Erde kommt dann zur Anwendung, wenn entweder die sich zurückziehende Armee nicht damit rechnen kann, in nächster Zeit besetztes oder eigenes Gebiet zurückzuerobern, oder der Gegner Guerillataktik anwendet und auf die Unterstützung der Bevölkerung zählen kann. Im zweiten Falle kalkuliert die Taktik der verbrannten Erde bewusst ein, dass dies auch auf Kosten der eigenen Bevölkerung geht. In allen Fällen hat die Anwendung dieser Taktik oft Hungersnöte und andere schwerwiegende Auswirkungen zur Folge.

Zu unterscheiden ist, ob die Taktik ein angegriffener Staat zur eigenen Verteidigung oder eine Kriegspartei, die ein Land überfällt, anwendet. Dementsprechend ist diese Kriegshandlung bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts für Besatzungsarmeen durch die Haager Landkriegsordnung als völkerrechtswidrig geächtet.


newcomer  08.01.2022, 15:03
Deutschland im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

→ Hauptartikel: ARLZ-Maßnahmen

Italien 1944: Zerstörung von Bahngleisen mittels Schienenwolf

Kurz nach der Niederlage von Stalingrad befahl Adolf Hitler, Waffen und Gerät nicht unzerstört in Feindeshand fallen zu lassen sowie alle Dörfer und Unterkunftsmöglichkeiten zu vernichten. Alle Männer zwischen 15 und 65 Jahren seien von der Truppe für Schanzarbeiten mitzuführen. Entsprechend wurde von den deutschen Truppen auf ihrem Rückzug Vieh vertrieben, Maschinenparks demontiert oder zerstört und wurden Städte, Dörfer und Getreidefelder abgebrannt und Massendeportationen vorgenommen. Als Bezeichnung für das planmäßige Vorgehen bürgerte sich die Abkürzung ARLZ-Maßnahmen für die aufeinanderfolgenden Schritte Auflockerung, Räumung, Lähmung und Zerstörung ein. Die deutschen Truppen entwickelten dabei eine große Zerstörungswut und verstießen zunehmend gegen das Plünderungsverbot. Wegen des Kriegsgerichtsbarkeitserlasses fehlte den Truppenkommandeuren weitgehend die Möglichkeit, mit Kriegsgerichtsverfahren gegen ihre eigenen marodierenden Truppen durchzugreifen. Die Verschleppung der Zivilbevölkerung sollte dem Gegner auch deren Arbeitskraft entziehen. Arbeitsfähige wurden zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschickt oder mussten völkerrechtswidrig Tross- und Schanzarbeiten für die Wehrmacht leisten. So hielt sich die 253. Infanteriedivision Ende April 1943 neben 1381 als „Hiwis“ tätigen russischen Soldaten auch 853 weibliche Zwangsarbeiter, die in Kasernen untergebracht wurden. Evakuierte wurden in Trecks von einigen zehntausend Menschen in Richtung Westen in Marsch gesetzt, immer wieder ohne ausreichende Versorgung und Unterbringung. Durch die Verwüstung des besetzten Landes erhielten die Partisanen starken Zulauf und gewannen gebietsweise die Oberhand.[7]

Am 19. März 1945, wenige Wochen vor Kriegsende, erließ Hitler den Nerobefehl (Alle militärischen Verkehrs-, Nachrichten-, Industrie- und Versorgungsanlagen sowie Sachwerte innerhalb des Reichsgebietes, die sich der Feind zur Fortsetzung seines Kampfes irgendwie sofort oder in absehbarer Zeit nutzbar machen kann, sind zu zerstören).

2

Die deutsche Politik gegenüber der russischen Bevölkerung in den zwei bis drei Jahre lang besetzten riesigen russischen Gebieten entsprach genau der Polenpolitik: Ausrottung der Führungsschichten, Entrechtung und Versklavung der übrigen Bevölkerungsmasse. Polen, ursprünglich von Hitler für ein milderes Schicksal, nämlich das eines Hilfsvolks wie Ungarn, Rumänien, die Slowakei und Bulgarien vorgesehen, war ja, nachdem es sich dieser Rolle verweigert hatte, nicht nur als Strafe für diese Verweigerung, sondern auch als Vorübung für Russland zum Exerzierfeld der für Russland immer geplanten Ausrottungs- und Versklavungspolitik gemacht worden. In Russland aber gab es gegenüber Polen zwei Unterschiede, die diese Politik noch verschärften.

Erstens waren die russischen Oberschichten, wirklich oder vermeintlich, kommunistisch (während die polnischen überwiegend konservativ-katholisch gewesen waren), was die letzten Hemmungen bei ihrer systematischen Ausrottung wegfallen ließ.

Zweitens war an den Verbrechen in Russland, anders als in Polen, willig oder widerwillig auch die Wehrmacht beteiligt. In Polen hatte der Generaloberst Blaskowitz, der erste Militärbefehlshaber im besetzten Gebiet (der daraufhin seines Postens enthoben wurde), im ersten Kriegswinter noch in einer Beschwerdeschrift sein Entsetzen darüber geäußert, dass sich hinter den deutschen Linien "tierische und pathologische Instinkte austoben" und Heydrich hatte in einem Bericht vom 2. Juli 1940 darauf hingewiesen, dass der "außerordentlich radikale" Führerbefehl den gesamten Heeresbefehlsstellen natürlich nicht mitgeteilt werden konnte, "so dass nach außen hin das Handeln der Polizei und der SS als willkürliche, brutale Eigenmächtigkeit in Erscheinung trat". In Russland glaubte Hitler der Armee solche Unschuld nicht mehr gestatten zu können. Bereits Ende März 1941, also Monate vor Kriegsbeginn, hielt er eine Ansprache vor hohen Offizieren, in der er ihnen reinen Wein einschenkte: "Wir müssen vom Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad. Es handelt sich um einen Vernichtungskrieg ... Wir führen nicht Krieg, um den Feind zu konservieren... Im Osten ist Härte mild für die Zukunft."

Wieweit die Wehrmachtgenerale solchen Ermahnungen gefolgt sind, wieweit insbesondere der berüchtigte Hitlerbefehl zur Tötung aller gefangengenommenen politischen Kommissare befolgt worden ist , ist heute noch ein wenig umstritten. Nicht umstritten ist aber das Schicksal der russischen Kriegsgefangenen in deutscher Hand.

Die Massenmorde an russischen "jüdischen und nichtjüdischen" Zivilisten der Führungsschicht waren nicht Aufgabe der Wehrmacht, sondern von vier Einsatzgruppen, die vom ersten Tag an hinter den Linien das Mordgeschäft unter Hochdruck betrieben. Ich persönlich vermute hierbei, dass Hitler durch diesen Massenmord seine Siegeschance nicht etwa verbesserte, sondern im Gegenteil gänzlich zunichte machte.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte Schwerpunkt Deutsches Reich / Nationalsozialismus