Welche Kritik hat Feuerbach an Religion geäußert?

3 Antworten

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Die Projektionstheorie von Ludwig Feuerbach kann man in einem Satz zusammenfassen: Gott ist eine Projektion menschlicher Wünsche und Ideale (z. B. Allmacht, Unsterblichkeit, Vollkommenheit). Feuerbach vertritt einen Atheismus um des Menschen willen.

Die Ansätze der atheistischen Religionskritik muss man als Christ nicht grundsätzlich ablehnen, denn sie bieten auch die Chance, dass man durch die Auseinandersetzung im Glauben wächst und daher kann auch die Kritik von Feuerbach kritisch gewürdigt werden: Beispielsweise macht sein Ansatz auf die Gefahr aufmerksam, dass man sich einen Gott macht, wie man sich ihn wünscht. Als Widerspruch zu Feuerbach kann man anführen, dass die Erklärung, wie Glaube entsteht, letztendlich keine Aussage darüber ist, ob Gott existiert oder nicht existiert.

anonyme hat dir das Wesentliche absolut richtig aufgeschrieben. Was ich noch dazu sagen kann: Er hat Theologie studiert und wurde schlussendlich zum Religionskritiker: er prägte den Hedonismus, welcher besagt, dass man als Mensch die größtmögliche Lust und Genuss im Leben erstreben sollte. Damit vertrat er den Materialismus.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Mayahuel  26.05.2022, 13:08
er prägte den Hedonismus,

Erstaunlich.

Bei Hedonismus taucht Feuerbach nicht auf:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hedonismus

Und bei Feuerbach taucht Hedonismus nicht auf:

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Feuerbach

Mag ja sein, dass es da eine Nähe gibt: kann man da aber von Prägung sprechen?

größtmögliche Lust und Genuss im Leben erstreben sollte. Damit vertrat er den Materialismus.

?

Der Materialismus ist eine erkenntnistheoretische und ontologische Position, die alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf Materie und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückführt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Materialismus

Warum soll es keinen lustfeindlichen Materialismus geben?

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TreuZuGott333  26.05.2022, 13:38
@Mayahuel

Hallo liebe wilmaed :)

Feuerbach war von seinem Theologiestudium so sehr enttäuscht, dass er die Theorie aufstellte, dass der Lebenssinn darin begründet ist, die höchstmögliche (materialistische) Lust zu erstreben. Einige Sätze dazu kannst hier lesen:

https://www.epikur-journal.at/de/ausgabe/detail.asp?id=159&art=Artikel&tit=%E2%80%9EDer%2520Mensch%2520ist,%2520was%2520er%2520isst.%E2%80%9C%2520Ludwig%2520Feuerbach%2520als%2520Vordenker%2520der%2520Gastrosophie

"[...] Feuerbach wehrt sich gegen die rationalistische Vorstellung, wonach sich die menschliche Wirklichkeit allein im Geiste abspiele. Und er kommt zu einem ganz anderen Schluss: „Der Leib ist die Existenz des Menschen; den Leib nehmen, heißt die Existenz nehmen. In seinen Grundsätzen der Philosophie der Zukunft aus dem Jahre 1843 formuliert er das Programm einer systematischen Aufwertung der bislang verachteten menschlichen Leiblichkeit, seiner entwürdigten Sinnlichkeit im Namen einer unsinnlichen und darum sinnlosen Vernunft. 

"[...] Für unseren Zusammenhang ist nun wichtig, dass Feuerbach seine neue Philosophie ausdrücklich als eine Philosophie des Essens konkretisiert. So wird die materialistische Entdeckung der Sinnlichkeit des Menschen bei ihm über die Sinnlichkeit des Essens gedacht; er erläutert dazu: „Sinnlich ist der berauschende Wein, aber sinnlich ist auch das ernüchternde Wasser, sinnlich ist die Üppigkeit und Schwelgerei ..., ... sinnlich ist die Gänseleberpastete, ... , aber sinnlich sind auch die Gerstenklöße und die schwarze Suppe spartanischer Enthaltsamkeit."

" [...] Die Nähe von Feuerbachs Weisheitslehre des Essens zu Epikurs Hedonismus des göttlichen Bauches ist kaum zu übersehen. Schon bei Epikur heißt es bekanntlich: „Anfang und Wurzel alles Guten ist die Freude des Magens; selbst Weisheit und alles, was noch über sie hinausgeht, steht in Beziehung zu Freude des Magens.""

Mit dem Materialismus meinte ich, dass er keine theologisch.transzendente Lebensausrichtung verfolgte, sondern eine materialistisch-philosophische :)

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UW1969  26.05.2022, 15:09
@Mayahuel
Damit vertrat er den Materialismus.

Das hat zwar jetzt nur am Rande etwas mit dem Thema zu tun, das du mit "TreuzuGott333" diskutierst, aber in Sachen Feuerbach und Materialismus wäre es wichtig, wenn man berücksichtigt, dass Feuerbach einen "Sensualismus" vertrat:

"Der ehemalige Linkshegelianer Ludwig Feuerbach (1804–1872) kann keineswegs so ohne weiteres dem Materialismus, reduziert auf die Lehre von der Alleinwirklichkeit des Stofflichen zugeordnet werden. Seine Visionen sind zwar in der Spätphase seines Denkens durchaus materialistischer Struktur, jedoch differenzierter und von einer höheren Qualität als der Materialismus, der das Bewusstsein des Menschen nur durch geschichtlich-gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten geprägt sehen will.

Für Feuerbach ist der an seine Sinne gebundene Mensch Ausgangspunkt aller Überlegungen und der Mensch ein absoluter Sensualist. In Reflexion mit seiner Anthropologie, welche er synonym mit Religion sieht, entsteht bei ihm mit dem Anthropologischen Sensualismus eine sensiblere Form des Materialismus."

(Erich Satter, Lexikon freien Denkens, Angelika Lenz Verlag, 2007)

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Er hat die Projektionstheorie aufgestellt, welche besagt, dass Gott nur eine Projektion des Menschen ist und der Mensch die Charaktereigenschaften Gottes auf sich projiziert.